Flächenphotovoltaik
Energie aus Rötz von der grünen Wiese

Der Stadtrat befürwortet Fotovoltaikanlage auf einer Fünf-Hektar-Fläche in Gmünd. Es gab aber auch Bedenken.

03.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:24 Uhr
Hans Schmelber
Georg Rötzer aus Berndorf und Heinrich Zwicknagl aus Grub planen eine Freiland-Photovoltaikanlage auf einem Grundstück in Gmünd. −Foto: Burmester/obs

Es gab viel zu diskutieren in der Sitzung des Stadtrats am Dienstag im Saal des Fürstenkastens. Hauptpunkte waren die Bauleitplanung zur Ausweisung einer Flächenphotovoltaikanlage in Gmünd und dazu die Änderung des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes im Parallelverfahren, der Bebauungsplan „Rötz-Nord - 1. Änderung“ sowie der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet „An der Regensburger Straße“ und bei Letzteren die Stellungnahmen.

Georg Rötzer aus Berndorf und Heinrich Zwicknagl aus Grub planen eine Freiland-Photovoltaikanlage auf einem Grundstück in Gmünd von knapp 5 Hektar. Dazu holten sie sich Josef Gold, einen der drei Firmenchefs der GSW Gold Solar Wind Firmengruppe, ins Boot. Die GSW ist seit 1993 im Bereich der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Wind- und Sonnenenergie, tätig. „Seit dem EEG 2017 ist es möglich, PV-Freiflächenanlagen unter anderem in benachteiligten Gebieten in Bayern zu errichten“, stellte Gold fest. „Der Landkreis Cham hat viele davon, und Gmünd, Rötz und die umliegenden Gemeinden gehören zu dieser Kategorie.“

Auf Bitten von Bürgermeister Stefan Spindler stellten Rötzer und Zwicknagl das Projekt vor. Die Flächen von Georg Rötzer liegen alle im Landschaftsschutzgebiet (LSG). Das Areal, um das es geht, gehört dem Landwirt Heinrich Zwicknagl; es liegt nicht im LSG und wurde im Juli bei einem Ortstermin mit dem Landratsamt positiv bewertet. Es liegt im Norden der Bundesstraße 22 und im Süden von Berndorf. Nach Osten grenzen ein Erschließungsweg und landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen an, im Südwesten eine Fahrsiloanlage.

Behördliche Bedenken

„In der Artenschutzkartierung (ASK) gibt es einen erfassten Fundpunkt Kiebitz im Norden, und es ist nicht auszuschließen, dass die Bodenfläche von Bodenbrütern wie Feldlerche oder Kiebitz als Bruthabitat genutzt wird“, schrieb das Landratsamt. Es sah die Freiflächenanlage zwar als erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes an, stellte aber eine Zustimmung in Aussicht, wenn bei der Bauleitplanung Minimierungs- und Vermeidungsmaßnahmen, bzw. erforderliche Ausgleichsmaßnahmen, in Aussicht gestellt würden.

Laut Josef Gold verlangt der Freistaat dafür keine Ausgleichsflächen mehr. Was noch benötigt werde, sei der Zuschlag von der Bundesnetzagentur bei Ausschreibung. „Über die Einspeisung des Stroms werden wir demnächst eine Einspeisungszusage von etwa fünf MW von den Bayernwerken Schwandorf erhalten“, schrieben die beiden an den Bürgermeister und versicherten, alle Kosten zu übernehmen.

Stadtrat Frank Gazinski fragte, ob sich an dem Projekt auch Bürger beteiligen können. „Das ist so nicht geplant, wir müssen aber erst mal die weitere Entwicklung abwarten“, war die Antwort. Stadtrat Wolfgang Babl sah das Ganze als überzogen an: „Es schmerzt mich sehr, weil damit eine landwirtschaftliche Nutzungsfläche aus der Produktion genommen wird.“ Auf der Fläche könnte Mehl für 500 000 Semmeln produziert werden oder Futter für 50 000 Liter Milch von Kühen. Jeden Tag fielen Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion weg, „und das Ganze nimmt stetig noch zu“. Er forderte, dass das Land die Umstellung der Energieversorgung tragen müsse.

Babls Bewunderung

Babl zeigte aber auch Bewunderung für die beiden Landwirte, dass sie sich an das Thema herantrauen. Man habe sich an die gesetzlichen Gegebenheiten zu halten. Wolfgang Babl: „Wir werden künftig mehr Strom benötigen, schon wegen der E-Mobilität.“

Bürgermeister Spindler meinte, das Projekt habe ein Maß, das die Gemeinde vertrage. Die Betreiber merkten an, dass dreimal im Jahr Schafe zum Beweiden auf die Fläche gebracht würden. Dem Beschlussvorschlag mit Aufstellung des Bebauungsplanes „Sondergebiet Flächenphotovoltaikanlage“ wurde vom Gremium zugestimmt. Die Betreiber tragen die Planungskosten. (fsh)