MZ-Serie
Er ist ein Natur-Erklärer und Anpacker

Markus Schmidberger aus Hohenwarth wollte schon als Kind Tierschützer werden. Heute verkörpert er den LBV wie kein Zweiter.

29.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Markus Schmidberger kümmert sich auch um die Fledermäuse im Landkreis Cham. Für seine Verdienste um den ländlichen Raum wurde ihm die Staatsmedaille in Bronze verliehen. Foto: cba

Wenn wir uns eine Leberkässemmel kaufen, nehmen wir damit Einfluss auf die Fische in der Chamb. Solche, auf den ersten Blick nicht offensichtliche Zusammenhänge, erfahren Schulkinder bei einem Besuch beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) in der Alten Nößwartlinger Mühle. Denn für eine – billige – Leberkässemmel braucht man viele Billig-Schweine, die auch gemästet werden müssen. Durch den dafür nötigen Maisanbau wird viel Oberboden abgeschwemmt, der dann das Flussbett dicht und den Fischen das Ablaichen unmöglich macht, erläutert Markus Schmidberger. Zu zeigen, wie vernetzt jeder von uns mit der Umwelt ist, ist dem LBV-Geschäftsstellenleiter eine Herzensangelegenheit. Die Alte Nößwartlinger Mühle, wo man von 100 000 Quadratmetern Natur pur umgeben ist, wo Eisvogel, Biber und Sumpfeidechse zuhause sind und die Schwertlilien sprießen dürfen, ist dafür prädestiniert.

Mit dem Gesellenbrief in der Tasche ging es danach hinaus in die Welt, unter anderem zu einem Rangertraining nach Afrika. Mit einem Koffer voller Erlebnisse stellte sich, wieder zuhause in Deutschland angekommen, die Frage, wie er sich auch hier im Naturschutz einbringen kann – da kam die Stelle beim LBV gerade recht. Hier engagieren er und seine Mitarbeiter sich in zwei Arbeitssäulen für die Umwelt, oder die „Mitwelt“, wie Schmidberger sie nennt.

Freizeit ist Mangelware

Aber nicht nur die Insekten gilt es zu schützen: „Wenn Du dir meinen Schreibtisch anschaust, findet Du über jede Art was“, sagt Schmidberger. Denn generell gibt es einen Verlust von Arten, ganz egal, ob es sich um eine Pflanze, ein Insekt oder einen Vogel handelt. Und wenn man sich im Haus des Chamer LBV-Chefs in Hohenwarth umsieht? Das Küchenmobiliar ist aus heimischer Buche gefertigt. Darauf steht keine Kapselmaschine, die kaum trennbaren Müll produziert. Stattdessen wird Besuchern frisch gemahlener Kaffee angeboten. Der Schrank stammt noch vom Uropa, im Kühlschrank findet man Bio-Lebensmittel, und in den Laptop, der schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, wurde, statt ihn zu entsorgen, eine neue Festplatte eingebaut – jetzt läuft er wieder. Nicht ständig konsumieren und wegschmeißen, das kann auch Spaß machen.

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Auch Schmidberger selbst wurde „schon von jedem Tier mal gebissen“, wie er laut überlegt, aber dafür, dass er fast täglich mit Tieren arbeitet, kommt es doch vergleichsweise selten vor. „Erstens trage ich Handschuhe, und zweitens weiß ich aus der Tierpflegerei, wie man ein Tier anfasst.“

Aber nicht nur im Umgang mit Fledermaus und Co. ist ein dickes Fell gefragt. Als Naturschützer hat man bekanntermaßen nicht nur Freunde, und wenn es um Fischotter, Biber oder Wolf geht, schlägt so mancher, der anderer Meinung ist als die LBV-Mitarbeiter, in Anrufen, E-Mails oder sogar im persönlichen Gespräch einen Ton an, der mit höflicher Konversation nichts zu tun hat. „Wir sehen die Konflikte, die es gibt“, betont Schmidberger. „Aber die Tierwelt kann nun mal nicht für sich selbst sprechen, deshalb müssen wir ihr eine Stimme geben. Wir wollen vermitteln, aber die Lösung kann doch nicht sein: ‚Das Tier gehört weg‘.“

Lesen Sie hier: Im Winterhotel der Flattermänner – Die Redaktion Cham steigt mit Markus Schmidberger ins Fledermaus-Land hinab. Das Bergwerk am Eck bietet vielen Arten Unterschlupf.

Seltene Arten als Bestätigung

Apropos wirtschaften: Schmidberger, der verheiratet war, hat einen Sohn, der in Regensburg Volkswirtschaftslehre studiert. Ist da bei der Erziehung etwas schief gelaufen? „Nein“, lacht der 48-Jährige. „Er ist ein Mensch mit einer guten Lebenseinstellung, der weiß, dass es ungerecht zugeht auf der Welt. Und dass man etwas dagegen tun muss.“ In der Masterarbeit seines Sohnes gehe es um „Seltene Erden“ und Ressourcenschutz. „Es ist gut, dass es auch in diesem Bereich Leute gibt, die sich für sinnvolle Dinge einsetzen.“

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