Geschichte
Fahne für 1 500 000 000 R-Mark

Vor 100 Jahren wurde der Miltacher Mütterverein gegründet. Der jetzige Frauenbund hat auch Krisenzeiten hinter sich.

07.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:44 Uhr
Erwin Vogl
Die Wallfahrtskirche Weißenregen ist ein regelmäßiges Pilgerziel. −Foto: kvg

„Pater Nicolaus blieb hier, da er am nächsten Sonntag zur Mission nach Pösing musste, bis Mariä Empfängnis. Er hielt an diesem Tag die Festpredigt und half mir nachmittags den ,Mütterverein‘ zu gründen.“ Mit diesen beiden Sätzen in der Miltacher Chronik dokumentierte am 8. Dezember 1921 der örtliche Priester Karl Holzgartner die Gründung des Miltacher Müttervereins. Mit 108 Mitgliedern gab es einen erfreulichen Zulauf. Tage vorher endete in der Expositur Miltach die mehrtägige Volksmission.

Der „Verein der christlichen Mütter“ war eine christlich geprägte Frauenvereinigung und gilt als Vorläuferin des „Katholischen Deutschen Frauenbundes“ (KDFB). Die Namensänderung in den KDFB erfolgte 1980 auf Betreiben von Pfarrer Johann Six. Ab 1995 bis 2002 ruhte die Vereinstätigkeit. Unter Mitwirkung von Pfarrer Augustin Sperl kam es dann zur Wiedergründung.

Hauptzweck des früheren Müttervereins war das Hinwirken auf die christliche Erziehung der Kinder durch Wort und Beispiel, gemeinsame Erbauung und Fürbitte. Ausschlaggebend für eine Mitgliedschaft war die Stellung als Mutter. Das Vereinsgeschehen war rein christlich-religiös ausgerichtet. Gemeinsame Andachten am Sonntagnachmittag waren wohl die einzigen Zusammenkünfte. Mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhielten die Frauen bei der Teilnahme an der jährlichen Fronleichnamsprozession oder am Pfarrpatrozinium bei der eucharistischen Prozession.

KDFB-Zweigverein gegründet

Die am 5. Oktober 1923 angeschaffte Fahne mit dem Bildnis der schmerzenreichen Gottesmutter ist heute leider nicht mehr vorhanden. Laut Eintrag kostete die in den Grundfarben rot gehaltene Fahne 20 Goldmark, bzw. durch die Geldentwertung in Folge der Inflation kam sie auf 1 500 000 000 Reichsmark! Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Gründungsmitglieder immer älter, und somit verschwand das gemeinsame Auftreten vollständig. Elisabeth Pielmeier, Kapellensiedlung, war Jahrzehnte lang die Person, die sich für den Mütterverein bis zuletzt einsetzte, diesen zusammenhielt und sogar als Fahnenträgerin fungierte.

Am 8. Dezember 1979 beging der damalige Mütterverein mit einem Gottesdienst und Versammlung noch sein Hauptfest. Bei einem Informationsabend, am 22. Januar 1980, wurde dann der Katholische Deutsche Frauenbund Zweigverein Miltach aus der Taufe gehoben. Der KDFB hat es sich zum Ziel gesetzt, den Frauen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu verhelfen, Informationen und Weiterbildung zu vermitteln und sie zur Mitverantwortung in der Mitwirkung in Gesellschaft, Staat und Kirche zu gewinnen. Das Führungsteam mit Maria Wenzl, Cilla Six, Maria Holzfurtner, Anna Heinrich, Anna Heigl und Monika Vogl war bestrebt, diesen Anforderungen gerecht zu werden bzw. die Ziele zu verwirklichen.

Bereits im Dezember 1981 konnte sich die Vereinigung eine prächtige Fahne anschaffen, deren Kosten von 4000 Mark zu zwei Dritteln aus der verbliebenen Kasse des Müttervereins und zu einem Drittel vom neu gegründeten Frauenbund beglichen wurde. Im Verlauf eines Festgottesdienstes erhielt sie durch Pfarrer Johann Six die kirchliche Weihe. Die Motive zeigen auf der Vorderseite die historische Muttergottesfigur und auf der Rückseite die Mariahilf-Kapelle. Der Verein wurde zu einer Generationen übergreifenden Interessengemeinschaft, die Kreativität bewies und ein Bildungsverband ist, in dem man gemeinsam leben und voneinander lernen kann.

Eine Krisenzeit erlebte der Zweigverein nach dem Amtsantritt von Pfarrer Konrad Friedrich. Höhepunkt der Diskrepanzen war die Generalversammlung im Januar 1994, als die Vorsitzende Marianne Maurer die Konsequenz aus der ungedeihlichen Zusammenarbeit mit dem Ortsgeistlichen zog und sich nicht zur Wiederwahl stellte. Erst im zweiten Versuch im Februar 1994 kam es nach zähem Ringen zu einem Erfolg, als sich ein Führungsteam zum Weitermachen bereit erklärte. Vorerst einmal war die Vereinigung mit ihren 135 Mitgliedern vor einer Auflösung gerettet.

Was manche von den Mitgliedern gerne verdrängt hätten, wurde schließlich bei einer Generalversammlung im Januar 1995 Tatsache: Ein Weiterbestand des Zweigvereins war nicht möglich. Der bei der Versammlung anwesende Pfarrer Friedrich regte an, dass sich ein „Frauenkreis“ findet und mit ihm als Pfarrer die anfallenden Probleme behandelt. Dieser Vorschlag wurde aber mehrheitlich abgelehnt. Schweren Herzens stimmten die Anwesenden für ein Ruhen des Zweigvereins Miltach.

Neuanfang im Jahr 2002

Im Jahr 2002 wagte Pfarrer Augustin Sperl mit 40 Frauen einen Neuanfang. Seither hat sich der Verein bestens im Pfarrleben integriert und viele Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Der KDFB Miltach hatte im Juli 2018 noch 68 Mitglieder. Die angesetzte Neuwahl der Vorstandschaft im Januar 2018 brachte jedoch kein Ergebnis für eine komplette Vorstandschaft. Bei einem Treffen im Juli appellierte Bärbel Holzapfel an die Anwesenden, im Hinblick auf die Zukunft des Vereins durch Übernahme eines Amtes Verantwortung zu übernehmen. Doch leider ergab sich bei der folgenden Diskussion auch wieder keine Möglichkeit, eine komplette Vorstandschaft zu wählen. Es fand sich niemand für die Aufgabe der ersten Vorsitzenden.

Seit der Jahreshauptversammlung im Januar 2018 gab es mehrere Versuche, wieder eine Vorstandschaft zu etablieren. Sie scheiterten alle. Endlich, im Oktober 2018, brachte eine erneute Zusammenkunft den Durchbruch. Mit Stefanie Rackl, Renate Schedlbauer und Sonja Früchtl als Führungsteam und Maria Prechtl als Kassenverwalterin war die Vorstandschaft dann doch wieder handlungsfähig. Unterstützt wird das Gremium von Claudia Pinzinger und Elisabeth Röhrl. Momentan gehören 61 Frauen der Vereinigung an.