Flugzeugabsturz wurde bei Übung simuliert

Einsatz Bergwacht, Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiteten Hand in Hand. Die Logistik wurde in vielen Stunden vorbereitet.

23.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:28 Uhr
Der Notarzt (Mitte) forderte nach der Erstuntersuchung des Verletzten die Hilfe der Feuerwehr an, da der Patient unter einem Baum eingeklemmt war. −Foto: Reith

Flugzeugabsturz an der Heugstatt mit neun Verletzten: Diesem Horrorszenario mit der Logistik, die Rettungskräfte in das schwierige Gelände zu transportieren, haben sich am Samstag Bergwacht, Feuerwehr und Rotes Kreuz gestellt. An der Großübung beteiligten sich 125 Einsatzkräfte mit 30 Fahrzeugen. Die Organisation der Übung übernahmen die Bergwacht Arnbruck und die Feuerwehr Oberried. Die Übungsleitung der Bergwacht hatten der Bereitschaftsleiter der Bergwacht Korbinian Schweighofer und Einsatzleiter Sebastian Weps inne, bei der Feuerwehr der Oberrieder Kommandant Martin Egner und Einsatzleiter Sebastian Geiger sowie Kreisbrandmeister Heinrich Mühlbauer. Die Aufgabe der Einsatzkräfte war die Rettung der Personen aus dem unwegsamen Gelände und die Löschung des Flugzeuges an der Absturzstelle.

Ziel der Übung war, die Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungsdienste zu optimieren. Am Bereitstellungsraum auf Schareben wurden die Zuständigkeiten der einzelnen Rettungsgruppen und die Zuweisung der Funkkanäle geklärt. Die An- und Abfahrtswege wurden festgelegt und auf deren strikte Einhaltung hingewiesen, um gegenseitige Behinderungen auszuschließen. Um an die Unglücksstelle an der Heugstatt in 1260 Metern Höhe mit den Rettungsgeräten zu gelangen, war eine ausgeklügelte Logistik erforderlich, die von der Bergwacht Arnbruck und der örtlichen Feuerwehr Oberried sowie Kreisbrandmeister Heinrich Mühlbauer in vielen Stunden ausgearbeitet wurde.

Transport mit den Quads

An der Marderstraße wurde die Einsatzleitung installiert, wo auch ein Faltbehälter der Feuerwehr mit 5000 Litern Fassungsvermögen aufgestellt wurde, der von den Tanklöschfahrzeugen laufend mit Wasser versorgt wurde. Ab dort musste eine 500 Meter lange Schlauchleitung zum Unglücksort verlegt und das benötigte Wasser mit zwei leistungsfähigen Pumpen zur Löschung gepumpt werden. Es wurde festgelegt, dass zum Transport der Gerätschaften in diesem Gelände die Quads der Bergwachten verwendet werden, die normalerweise für die Rettung Verunglückter vorgesehen sind. Die Suchtrupps unter der Bergwacht- Abschnittsleitung Berg von Andreas Brückl jun. wurden vorausgeschickt, um die Verletzten aufzufinden. Dabei wurden sie von der Drohne der Oberrieder Feuerwehr unterstützt, die das Gebiet schneller absuchen, die Verletzten lokalisieren und an die Suchtrupps melden konnte. Die Bergwacht-Einsatzleitung wurde bei der ganzen Aktion von der LKLD (Lokalisierung-Kommunikation-Lagedarstellung-Dokumentation) Region Bayerwald, stationiert in Furth im Wald bei der Bergwachtbereitschaft, unterstützt, die von der Integrierten Leitstelle bei Vermisstensuchen und Großschadenslagen mit alarmiert wird.

Die Feuerwehr- Einsatzabwicklung oblag der Gruppe UG-ÖEL (Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung) aus Viechtach, die alle Funksprüche der Feuerwehr in ihrem Einsatzleitfahrzeug entgegennahm und die Einsatzkräfte mit Lage- und Geländekarten unterstützte. Als Erste am Unglücksort waren Bergwachtkräfte, Helfer vor Ort und der Notarzt der Bergwacht. In diesem Fall nahm Professor Dr. Matthias Jacob, der oberste Notarzt der Bergwacht Bayern, teil. Er fand diese Großübung wichtig, bei der das Zusammenspiel der verschiedenen Rettungsdienste so realitätsnah geübt werden konnte. Im Ernstfall würde die Rettungsaktion von Rettungshubschraubern unterstützt werden.

Mit Hilfe der Drohnen wurden die neun Verletzten schnell gefunden und versorgt. Nach rund einer Stunde konnte die Feuerwehr das brennende Flugzeug löschen. Alle Rettungskräfte waren bei der nach Corona wohl ersten Großübung gefordert und mit viel Sachkenntnis und großem Eifer dabei.

Ein realistisches Szenario

Die Übung am Samstagnachmittag dauerte vier Stunden und noch vor Einbruch der Dunkelheit zogen die Führungskräfte am Bereitstellungsplatz ein positives Fazit. Laut Korbinian Schweighofer sei dieses Gebiet ausgewählt worden, da im Vorjahr an dieser Stelle ein Waldbrand gewesen sei, eine internationale Hauptflugverkehrsroute über den Bayerwald führe, sich der Flugplatz Arnbruck in der Nähe befinde und so ein realistisches Szenario simuliert worden sei, das hoffentlich nie eintrete. Er und der Einsatzleiter Bergwacht, Sebastian Weps, waren mit der Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungsdienste sehr zufrieden, wenn auch an manchen Stellschrauben noch nachjustiert werden müsse. So sei die Funkverbindung an solch abgelegenen Orten verbesserungsbedürftig. Alle waren sich aber einig, dass die Patientenversorgung sehr gut funktioniert habe, was die örtlichen Feuerwehren bestätigten.

Kommandant Martin Egner und Einsatzleiter Feuerwehr, Sebastian Geiger, sprachen von wichtigen Erkenntnissen, wie das benötigte Material an den Einsatzort gebracht werden könne, und wiesen darauf hin, dass viel Vorbereitung notwendig gewesen sei, um diese Übung abzuhalten. Auf diese Erkenntnisse könne man zurückgreifen, waren sich die verantwortlichen Einsatzleiter einig. Die Übungsleiter Korbinian Schweighofer (Bergwacht) und Heinrich Mühlbauer (Feuerwehr) dankten den Staatsforsten für die Bereitstellung des Übungsgebietes. Dessen Vertreter, Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl, versprach, er sei jederzeit bereit, geeignetes Gelände wieder zur Verfügung zu stellen. (ket)