Jubiläum
„Fröhlich klingen unsre Lieder“

„Lehra und mehra“ in Klosterkirche mit einer Auswahl aus 20 Jahren Chorgesang.

01.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:23 Uhr
Holder Hierl
20 Jahre jung ist der Chor "Lehra und mehra" von Andreas Ernst (links), sein Repertoire reicht allerdings wesentlich weiter zurück. −Foto: Holder Hierl

„Es ist schön, dass die musikalische Seite wieder mehr Geltung bekommt. Wir alle haben in den letzten Monaten gespürt: Es fehlt etwas.“ Pater Peter Renju sprach vielen aus der Seele, die am Samstagabend in die Klosterkirche gekommen waren, um mit dem Chamer Kultchor „Lehra und mehra“ zu dessen nachgeholtem Jubiläumskonzert die Ehre zu geben und sich selber einen genussvollen Abend.

20 Jahre war der Chor letztes Jahr geworden, konnte aber da nicht so recht feiern. Das geplante Konzert wurde nun zum geistlichen Konzert umfirmiert, in der Klosterkirche sind einfach mehr Gäste möglich. Und die wurden gleich heiter, luftig eingestimmt mit dem Lied „Fröhlich klingen unsere Lieder“, in dem es heißt: „Dieser Tag ist uns geweiht.“ Eben. Chor und Publikum durften sich freuen über diesen Tag.

Doch dann ging’s zurück an die Anfänge des Chors, den dessen Leiter Andreas Ernst damals nach dem Vorbild eines Lehrerchors an einer anderen Schule am Fraunhofer-Gymnasium initiiert hatte. Denn zu Beginn hatte der Chor viel afrikanische Lieder, begleitet von Trommeln, in seinem Repertoire. Typisch für diese Lieder ist oft der Wechsel zwischen weich fließenden, erzählenden oder melancholischen und dann vom Rhythmus bestimmten, freudigen Passagen, so auch beim ersten Song, mit einer Conga gekonnt rhythmisch unterlegt. Der wiegende Takt beim bekannten „Siyahamba“ nimmt den Zuhörer genauso mit wie der aufkommende Regenguss, der durch Reiben der Hände über leises Fingerschnippen bis zum heftigen Trommeln simuliert wurde.

Afrikanisch inspiriert sind auch die Gospelsongs, denen sich der Chor anschließend widmete, wobei hier Lucie Hahn am E-Piano eine tolle, emotionale Begleitung hinlegte und Vor- bzw. Übersänger mit teils frei gestalteten Partien den Chorgesang ergänzten. Gerade hier kamen auch die guten Männerstimmen des Chors zur Geltung, die nie dominant werden, aber als tragende Grundlage und mit zeitweisen „Eskapaden“ einen harmonischen und doch lebendigen Gesamtklang bewirken. Normalerweise bringe der Chor die Gospels am Schluss eines Konzerts, damit die Zuhörer beschwingt nach Hause gehen können, meinte Andreas Ernst, aber in Zeiten von Corona sei vieles anders. So kamen diese Lieder entsprechend der Chorhistorie, wo sie auch ziemlich am Anfang ins Repertoire aufgegriffen wurden.

Eine andere emotionale Ebene betrat der Chor mit dem Lied „Woaßt as no“ von Hubert von Goisern. Herrlich ruhig und weit schweifte der Blick über die Gipfel, der Gesang brach sich scheinbar und kam als Echo zurück und klang ganz sachte aus. Und wieder wechselte die Stimmung beim funky „Caravan of Love“ der Isley Brothers oder dann beim mystischen Regenlied „Down in Africa“ von Toto Cutugno.

2018 bekam der Chamer Chor den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz, auch wegen seiner Fähigkeit, ganz unterschiedliche musikalische Stilrichtungen identisch zu präsentieren, zum Teil auch als thematisches Gemeinschaftserlebnis mit Lesungen des Kollegen Ernst Walk. Diese breite Vielfalt und die überzeugende Präsentation der Stücke ist ein Markenzeichen des Chors.

Im Lockdown war auch der Chor gezwungen, die Proben online zu organisieren. Und das mit einem erstaunlichen Ergebnis, wie beim folgenden Lied. Mystisch neblig, mit ganz hohen Stimmen begann es, wurde dann von den Unterstimmen aufgefangen, steigerte sich kurz, um schließlich wieder sanft auszuklingen. Zurück in der Musikgeschichte führte der Chor anschließend mit einer eng verschachtelten Bach-Fuge oder dem Gloria aus Orffs „Carmina Burana“.

Eine Stunde sollte das Konzert dauern, auch wegen der Corona-Auflagen, doch zwei Zugaben mussten Ernst und die Lehra noch geben, das swingende „Good Night Sweetheart“ und das schöne bairische Volkslied „Kimmt schee hoamli de Nacht“. Stehender Applaus des Publikums war der verdiente Lohn für den Chamer Ausnahmechor um Andreas Ernst, der Pater Renju dankte, dass er dem Chor stets eine Möglichkeit für Auftritte bietet. Spenden wurden für die Renovierung der Klostermauer gesammelt.