Videokonferenz
Für ein gutes Sterben zu Hause

Der Verein „Hospiz daheim – Leben bis zuletzt“ betreute und begleitete bereits 70 Familien.

08.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:20 Uhr
Eine Archivaufnahme der Vorstandschaft des Vereins und Beschäftigte (von links): Dr. Karl Vetter, Brigitte Kudet (Sitzwache), Martina Wagner, Dr. Johanna Etti (Fachliche Leitung), Anja Braun, Aloisia Bosek (leitende Brückenschwester), Stephanie Deml (Sitzwache und Brückenschwester), Anita Steindl (Brückenschwester) und Peter Fleckenstein (organisatorische Leitung) −Foto: Daniela Huebler

Die Mutter der Familie ist nach zahlreichen Chemos und Bestrahlungen austherapiert und darf nach Hause. Der Rest der Familie ist nicht nur schockiert über die Diagnose, sondern steht ratlos da. Fragen stellen sich wie: „Wie soll das daheim weitergehen?“, „Wer pflegt die Mutter bis zum Ende und „Wer kümmert sich in dieser Zeit um sie?“. Keiner weiß so recht, was zu tun ist.

Seit Juli 2019 gibt es den Verein Hospiz daheim, der schließlich in „Hospiz daheim – Leben bis zuletzt e.V.“ umbenannt worden ist. Dr. Karl Vetter hatte am Montagabend zu einer Videokonferenz eingeladen. „Ich versuche meine erste geleitete Videokonferenz unfallfrei über die Bühne zu bringen“, so Vetter. Es hatten sich einige Mitarbeiter dazugeschaltet. Leider war Dr. Johanna Etti verhindert.

Wie Dr. Vetter erklärte, wurde im März dieses Jahres ein Kooperationsvertrag mit dem Landkreis Cham, Hospiz Daheim und dem bayerischen Hospiz- und Palliativverband geschlossen. Das Ziel des Vertrags war ein gemeinsamer Aufbau von Strukturen im Landkreis. Die Beratung und Unterstützung Schwerstkranker und ihrer Angehörige in der häuslichen Umgebung mit Fachpersonal, soweit das nicht durch andere Strukturen abgedeckt ist, steht an oberster Stelle des Vereins.

70 Familien wurden betreut

Wie Dr. Vetter mitteilte, sind seit der Gründung des Vereins bereits 70 Familien betreut worden. Zur Zeit unterstützen die Brückenschwestern zwölf Familien, und vor Corona waren es sogar schon 17 Familien gleichzeitig. Zur Entlastung der Angehörigen werden vier Familien mit Sitzwachen unterstützt.

„Es liegt ein ereignisreiches erstes Jahr ,Hospiz daheim‘ hinter uns. Wir waren vierzehn Gründungsmitglieder und haben unseren Vereinsnamen schließlich noch einmal umbenannt“, so Dr. Vetter. Wie Vetter erwähnte, wollte er eigentlich nie in seinem Leben einen Verein gründen oder leiten. „Ich hab schon gewusst, warum ich das mal gesagt habe.“ Es waren unzählige Kleinigkeiten zu bewältigen, doch zusammen haben sie es geschafft, und der Verein hat sich im Landkreis etabliert.

Die 70 Familien, die auch telefonisch und bis zum Tod des Familienmitglieds betreut wurden, haben durch den Verein eine gute Hilfe bekommen. Auch an die zehn Anrufe gehen täglich am Beratungstelefon ein.

Vieles hatte sich der Verein an Öffentlichkeitsarbeit in diesem Jahr vorgenommen. Doch coronabedingt gab es da viele Einschränkungen. Vetter hatte mit dem Chamer Seniorenverein eine Informationsveranstaltung geplant, dies wird im nächsten Jahr intensiviert. „Ich möchte die Öffentlichkeit nicht nur daraufhin sensibilisieren, was der Hospizverein ist, sondern auch die Themen Tod, Abschied nehmen und Sterben ein bisschen ansprechen“, sagte Dr. Vetter.

Der Vorstand bedankte sich beim Landkreis Cham, Palliamo Regensburg, bei der Ladislaus-Roth-Stiftung, Kloster Strahlfeld für die organisatorische und großzügige finanzielle Unterstützung. Und ein besonderer Dank für die immense Vorarbeit und weitere Mitarbeit galt den beiden „Geburtshelfern“ des Vereins, insbesondere Dr. Elisabeth Albrecht und Anita Steindl.

Kontakt mit Hausärzten

Dr.Vetter ist dabei, mit allen Hausärzten im Landkreis telefonischen Kontakt aufzunehmen und den Hospizverein dort vorzustellen und die Zusammenarbeit anzubieten. Wie er erklärte, unterscheide sich der Hospizverein von den medizinischen Einrichtungen dadurch, dass die Mitarbeiter soviel Zeit für die Familien und für die Betroffenen mitbringen, wie benötigt wird. Anita Steindl, die an der Koordinierungsstelle des Vereins arbeitet, erklärte einige Dinge aus der Praxis, wie zum Beispiel die Diagnosestellung und wie nach der Ausschöpfung sämtlicher Therapieformen die Familien und die Betroffenen Unterstützung erfahren.