Bad Kötzting
Galerie Woferlhof: Die Kunst, einfach zu genießen

12.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:24 Uhr
Roman Hiendlmaier
Neue Aussichten: Mit den Werken von 30 Künstlern bittet Dr. Elisabeth Lerche zur Neuauflage der Ausstellung „Meine Künstler“ in ihre Galerie Woferlhof −Foto: Fotos: Hiendlmaier

Auch wenn vielen (noch) nicht danach ist: Es darf wieder gefeiert werden, das gilt auch und gerade für Kunstinteressierte. Erste Adresse dafür ist die Galerie Woferlhof von Dr. Elisabeth Lerche, die ab Samstag Freunde im Geiste zur Schau „Meine Künstler“ nach Wettzell lädt.

Ernst und eindringlich sieht sie den Betrachter entgegen, die „Mother Earth“ von Clemens Heinl. Im Zentrum der Galerie im Woferlhof steht sie und hält unsere Erde in Händen - eine kleine blaue Kugel. Dass sie nackt und attraktiv ist, scheint die hölzerne Göttin nicht zu interessieren - zu wichtig ist ihr Job, auf den kleinen, blauen Ball zu achten, dem schon ein wenig die Luft auszugehen droht.

Besser als der oberfränkische Skulpturenbauer Heinl kam man die Gegenwart künstlerisch kaum ins Szene setzen. Die buchstäblich nackte Wahrheit und unser Blick darauf reicht bis in den letzten Winkel der Galerie Woferlhof von Hausherrin Dr. Elisabeth Lerche. Die hat in den ersten Monaten dieses Jahres sich schon über eine Wiederbelebung des Kunstinteresses gefreut, sagt sie. „Aber ich habe schon den Eindruck, dass bis zum Befinden wie in der Zeit vor Corona noch ein Stück hin ist.“

Während der Corona-Zeit seien Kunst und Kultur die ersten Dinge gewesen, die wegbrachen. In Verbindung mit dem Lockdown saß auch die Galeristin Lerche wochenlang zuhause und grübelte, ob und wann es wieder ein Kulturleben möglich sein wird - und wie das dann aussehen würde.

Heute ist Dr. Lerche wie viele andere Kunst- und Kulturanbieter einen Schritt weiter: „Die Stars ziehen nach wie vor ihr Publikum, aber dahinter wird es schwierig,“ hat Thomas E. Bauer die Lage seines Konzerthauses Blaibach Stand Sommer 2022 beschrieben.

Kunst zum Wohlfühlen

Nicht nur, weil viele Konzerthausbesucher auch Freunde der Galerie Woferlhof sind, ergeben sich Parallelen: „Mir kommt‘s so vor, als würden sich viele Leute scheuen, etwas zu gönnen, obwohl sie‘s könnten,“ beschreibt die Witwe von Achim Lerche den Status Quo in ihrem Haus.

Konkret hat sie im März die wohl größte Schau des wohl angesehensten Künstlers der Region, Helmut Sturm, im Woferlhof in Szene gesetzt. Die Resonanz auf die Gedächtnisausstellung anlässlich des 90. Geburtstags des 2008 verstorbenen Spur-Mitglieds sei stark und motivierend gewesen, sagt Elisabeth Lerche. Daneben zeigten sich viele Kunstfreunde zwar interessiert, aber leider auch reserviert, wenn es darum ging, sich ein Schmuckstück in die eigenen vier Wände zu nehmen.

Diese Unbeschwertheit aus der Zeit von 2019 und davor wiederzubeleben, soll nun die Sommerausstellung „Meine Künstler“ helfen.

2019 hat die Allgemeinärztin erstmals selbst die Verantwortung übernommen und ein Jahr darauf „Meine Künstler“ von Achim Lerche ganz zu ihren gemacht. Ganz nebenbei feierte die Galerie 2020 ihr 30-jähriges Bestehen. Und nun folgt die vierte Ausgabe der Schau hochwertiger, zeitgenössischer Kunst, in der rund 30 Künstler der Galerie Woferlhof ihre neuen Werke präsentieren.

Eine Stippvisite zeigt auf den ersten Blick, dass die Künstler das Anliegen der Galeristin nach mehr Zuversicht mittragen. Wenn sich am Samstag um 16 Uhr das Schiebetor zur bedeutendsten Privatgalerie der Region öffnet, erwartet das Publikum ein Schwelgen in Farben und Formen, das Lust auf Zukunft macht.

Die dreidimensionalen, bunten „Raumbilder“ von Menno Fahl, der bei Spur-Mitglied Lothar Fischer studierte, machen ebenso Lust auf Kunst wie die scheinbar von Kinderhand gezauberten Frauenporträts Irene Fastners. Auch Lokalmatador Leo Schötz zeigt sich zwei Mal groß und bunt und heiter. „Die Besucher erwartet heuer wieder eine sehr bunte, lebendige Ausstellung, die auch nachdenkliche Seiten hat,“ beschreibt die Kuratorin die rund 200 Werke im einzigartigen Kunststadl von Wettzell.

Sie alle eint ein hohes Niveau an Qualität, die einhergeht mit einer künstlerischen und auch finanziellen Wertstabilität. Die zuversichtliche Perspektive gilt nicht nur für die Wertschätzung der Künstler, sagt Elisabeth Lerche. Wer im Woferlhof ein Werk erwirbt, wird daran nicht nur optisch lange Freude daran haben.

Drei Neuzugänge

Diese schönen Aussichten gelten nach den Worten der Gastgeberin auch für drei Neuzugänge: Claudia Meitert aus Chamerau,lebt seit 2012 in Regensburg als selbstständige Illustratorin. Ihr Arbeit schätzen Auftraggeber vom Schlag Red Bull oder AEG. Der Münchner Jörg Schwarzenbach wählt den Farbeinsatz im Stil und die Malweise alter Meister, um Gegenwartskunst zu schaffen.

Wem das zu unromantisch und unmelancholisch ist, für diese Kunstfreunde hat der Woferlhof die Bande zu Michael Gatzke nach Leverkusen geschlagen. Seine Männer stehen allein in einer wilden unwirklichen Landschaft - verloren, wie man sich zur Zeit auch manchmal fühlen mag. Zur Orientierung genügt es bei „Meine Künstler“ aber, einfach den Kopf zu drehen. Die prägnante „Mother Earth“ ist von jedem Punkt aus zu sehen.