Ramona Fink Gospel Group
Gospel und Soul in Cham: Zuhörer in der Erlöserkirche waren begeistert

09.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:09 Uhr
Ferdinand Schönberger
Die Gospel Group mit Andrea Bibel, Ramona Fink, Marion Ertl (von links) und Pianist Toby Mayerl (hinten) −Foto: Ferdinand Schönberger

„Was lange währt, wird endlich Musik“ – mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Roland Böhmländer am Sonntagabend in der nahezu voll besetzten Erlöserkirche die erwartungsfrohen Besucher zum Gastspiel der „Ramona Fink Gospel Group“.

Dieses musste schon im Dezember 2021 wegen Corona verschoben werden und entfiel dann krankheitsbedingt erneut am 11. Dezember 2022. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht und das geplante Christmas-Konzert kurzerhand zum nachweihnachtlichen Event „Gospel mit Herz und Seele“ umdisponiert. Und selbst jetzt blieb die Gruppe nicht von der aktuellen Erkältungswelle verschont, da der zweite Leadsänger und Schlagzeuger passen musste. Für ihn sprang kurzfristig Marion Ertl ein, die voll überzeugen konnte.

Was dem Publikum in zwei Stunden geboten wurde, waren emotionsgeladene Titel aus den Bereichen Soul und Gospel, Rhythm & Blues und Pop, jazzig angehaucht, mal swingend, mal balladenhaft und angereichert mit einigen US-Weihnachtsklassikern. Jede der drei Sängerinnen präsentierte sich bei ihren Solopartien in ihrem individuellen Stil und in unterschiedlicher Klangfarbe, aber immer dynamisch und kraftvoll, andererseits bildeten sie im mehrstimmigen Gesang eine sonore, erfahrene Einheit, mit der so manches Lied einen völlig anderen, nicht minder ausdrucksstarken Charakter erhielt.

Facettenreiche Stimmen

Da erklangen die unnachahmliche afroamerikanische Gospelstimme à la Tina Turner von Ramona, obwohl sie auch stimmlich leicht angeschlagen war, der akzentuierte, facettenreiche und einfühlsame Gesang von Andrea, der „Queen of Soul“, und die klare, virtuose Intonation von Marion. Begleitet wurde das Gesangstrio, dem die Freude an diesen Melodien im Gesicht geschrieben stand, von Toby Mayerl, einem wahren Meister auf dem Piano und Keyboard. Souverän harmonisch unterstützte er die Gesangsstücke, brillierte in den instrumentalen Soloteilen und übernahm durch staccatomäßige Akkorde im Akkompagnement den eigentlich vom Schlagzeug zu leistenden Rhythmuspart. Kein Wunder, dass schon nach kurzer Zeit die Konzertbesucher mitklatschten, wippten und schnipsten, nicht mit Applaus sparten und immer wieder Beifallsrufe einstreuten. Den Hauptanteil der Songs nahmen Gospels und Spirituals ein: von den Traditionals „Amen“ und der rockigen Version von „Swing Low, Sweet Chariot“ über „Down by the Riverside“ zu „Oh When the Saints“ und „Joshua Fit the Battle of Jericho“. Höhepunkte waren „I Will Follow Him“, das im Film „Sister Act“ mit Whoopy Goldberg mit seinem Wechsel in den flotten Rhythmus ein Comeback feierte, die auch von Diana Ross interpretierte Komposition „Ain’t No Mountain High Enough“ oder „Take My Hand, Precious Lord“ in Swingfassung.

Bei den Popsongs glänzte Marion mit ihrer hellen Stimme bei Stings „Fields of Gold“. Nicht weniger beeindruckend waren die begeisternd aufgenommen dreistimmigen Versionen von Bette Midlers „The Rose“, das „Let It Be“ von den Beatles und Leonard Cohens „Hallelujah“, in dessen Refrain das Publikum einstimmte.

Weihnachtliche Atmosphäre

Mit einigen Liedern konnte man sich schließlich zwischendurch noch einmal entspannt der Weihnachtsatmosphäre hingeben. Bei „Silver Bells“ von Bing Crosby wurde vom Dreier- in den Viertakt gewechselt, „Please Come Home for Christmas“ als Blues und „The Christmas Day“ mit dem bekannten Klaviersolo interpretiert. So kam die Gruppe nicht an zwei berühmten Zugaben vorbei: dem vielfach gecoverten „Mary’s Boychild Jesus Christ“ und dem auch bei uns wieder einmal leider nicht stattgefundenen „White Christmas“.