SPD-Wahlkampf
Großes Potenzial für regionales Gemüse

Bei Waldmünchen entwickelt sich Gemüseanbau zu einem neuen Standbein der Landwirtschaft erfährt Marianne Schieder bei Besuch

01.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:56 Uhr
Da lohnt sich der genaue Blick. Julia Albrecht zeigt der SPD-Delegation den Zucchini-Anbau. −Foto: Martin Hladik

Seit rund zwei Jahren arbeitet Julia Albrecht vom Lenznhof in Waldmünchener Ortsteil Schäferei als Gemüsebäuerin. Auch diesen Dienstag war der Gemüsewagen des Lenznbauern mit Kartoffeln, diversen Kohlarten und gelben Rüben am Bauernmarkt von Waldmünchen. Das Angebot mit erntefrischen Gemüseprodukten wird von vielen Verbrauchern gerne angenommen.

Die Gemüseproduktion am Lenznhof ist Teil des Projektes „Digitaler LandGenuss - Modellprojekt von Heimat 2.0“ und ein Beispiel für regionale Vermarktung im Allgemeinen.

Julia Albrecht stellte kurz die Landwirtschaft des Lenznhofes vor. Es würden 90 Hektar Fläche bewirtschaftet, je zur Hälfte Grün- und Ackerland. Ein Teil der Fläche würde für die Erzeugung von Biogas genutzt. Derzeit werde auf 0,3 Hektar Gemüse angebaut, das über den Bauernmarkt, den Hofverkauf, aber auch über Supermärkte, die regionale Produkte anbieten, vertrieben wird. Zusätzlich wird das Gemüse von den Gastwirtschaften der Landgenuss-Gruppe abgenommen.

Julia Albrecht machte deutlich, dass der Bedarf der Verbraucher für regionales Gemüse noch nicht gedeckt sei. Sie sehe hier durchaus noch deutliches Steigerungspotenzial. Beschränkender Faktor sei allerdings die Handarbeit. Ohne weitere Hilfen lasse sich die Fläche nicht erweitern. Albrecht machte dies am Beispiel von Karotten deutlich. Die müssten nicht nur geerntet, sondern danach gewaschen und gebündelt werden, was einen erheblichen Zeitaufwand bedeute.

Für Schieder ein wichtiges Argument. Bei aller Bereitschaft, regionale Produkte zu kaufen, erwarte der Verbraucher ein bequemes Angebot. Dass das nicht immer funktioniert, machten Raphael Albrecht und Josef Haller deutlich. So müssten sich Verbraucher daran gewöhnen, dass nicht jede Gelbe Rübe perfekt gerade sei, sagte Raphael Albrecht. Josef Haller, der Senior auf dem Hof, machte klar, dass er neuen Käufern seiner Kartoffeln erklären müssen, dass auch sie ein saisonales Produkt seien. Hiesige Frühkartoffel gebe es eben nicht schon im Winter, wie die ägyptischen Frühkartoffeln im Supermarkt.

Gute Chancen für den Gemüseanbau sieht Julia Albrecht bei Landwirten, die ihren Betrieb umstellen, zum Beispiel die Milchwirtschaft ersetzen wollen. „Viele trauen sich nicht!“, sagte sie. „Wir haben auch nicht geglaubt, dass das klappt!“ Der Gemüseanbau sei ihrer Ansicht nach „noch lange von einer Nachfrage-Sättigung entfernt“. Ein Argument, dass Schieder gerne aufgriff. Vonseiten des Bauernverbandes bekomme sie nämlich oft Argumente wie „das will keiner“ oder der „Markt ist gesättigt“ zu hören. So höre sie in Schwandorf, das der Absatz von Eiern aus den mobilen Hühnerställen immer schwieriger werde. Sie glaube aber nicht, dass es hier ein Überangebot gebe, sondern dass die Vermarktung fehle. Eine Darstellung, die Josef Haller nur bestätigen konnte: „Wenn man die Vermarktung schafft, hat man es geschafft.“ Genau deswegen habe er den Direktverkauf von Kartoffeln begonnen. „Ich wollte die Handelsspanne“, sagte er.

Eine bessere Vermarktungsstrategie steckt auch hinter dem „digitalem Landgenuss“. Im Prinzip soll hier eine Plattform geschaffen werden, auf der beteiligten Unternehmen zeigen können, welche Produkte angeboten werden und wer welche nachfragt. Allerdings, so Julia Albrecht, sei gerade im digitalen Bereich noch viel zu tun und das Ziel noch lange nicht erreicht.