Kabarettist zu Besuch Günter Grünwald in Cham: Geschichten eines Schelms in Hochform

Cham.Im fünften Anlauf hat es endlich geklappt: Günter Grünwald, der Altmeister des bayerischen Kabaretts, gastierte am Dienstagabend in der fast bis zum letzten Platz besetzten Stadthalle in Cham mit seinem derzeitigen zweistündigen Programm „Definitiv vielleicht“.
Ein Stehpult mit einer Flasche Mineralwasser auf der dunklen Bühne, ein Lichtkegel für den Komiker – mehr brauchte es nicht, weder Bühnenbild noch Requisiten. Denn da oben stand ein Sprachkünstler und drunten warteten gespannt seine ihm ergebenen Fans.
Ohne auf den Titel des Programms besonders einzugehen und ohne einen roten Faden zu spinnen, reihte Grünwald in seiner unnachahmlichen Art reale und fiktive Geschichten aus dem Alltag des Lebens aneinander. Diese waren mal grotesk, mal eher ernst, manchmal mit politischen und gesellschaftlichen Aussagen, die oft als unerwartetes Anhängsel an ein eigentlich abgeschlossenes Thema auftraten.
Grünwald läuft in Cham zu Höchstform auf
Zuweilen wurde das zu einer Gratwanderung hin zur Grenze des Klamauks, gemischt mit dem berühmten Ausspruch „Ja, spinnt der Bebbi“, mit derben Worten und deftigen bayerischen Kraftausdrücken, doch weitgehend ruhiger als gewohnt.
Immer dann, wenn sich der Künstler in Gestik, Mimik und Sprachvariation in eine Situation vertiefte, lief er zur Höchstform auf: etwa als ewig besoffener Onkel Hans, der als Baby in ein Gefäß mit Erdbeerbowle fiel, oder als fuchsteufelswilder Hobbykoch, dem ein Kochrezept heilig ist, weil es Kunst sei und nicht verändert werden darf, auch wenn eine Zutat nicht behagt. Schließlich male man der Mona Lisa im Museum auch keine Brille an, nur weil die ihr besser stehe.
Zunächst stellte sich Grünwald als weitgereister Tourist vor. In Afghanistan nahm er an einer Luxus-Entführung durch die Taliban teil, in Nordkorea besuchte er die größte Achterbahn der Welt, die noch gar nicht gebaut ist und auf Stühlen simuliert wird, in Italien freute er sich, als „tedesco con faccia da culo“ empfangen zu werden, ohne zu wissen, dass er als „A...gesicht“ tituliert wurde.
Den Besuchern hat die Vorstellung gefallen
Genauso gerne plauderte er über seine Verwandtschaft. Tante Lisbeth, die „reinfrisst, bis ihr der Nabel glänzt“, wurden im Krankenhaus wegen angeblicher Erkrankung der Gallenblase gleich auch der Blinddarm, die Polypen und die wertlosen Eierstöcke entfernt. Seine Tante Helga konnte keiner verstehen. Nur der Pfarrer, dessen Ohrmuschel eigentlich sein am wenigsten benutztes Körperteil ist, während „das andere schon hergenommen wird“, redete so wie sie und fragte, wer die lustige Rumänin sei. Sie hatte sich ins Haus geschmuggelt.
Grünwald verurteilte moderne Werbung („Wer günstig will, muss Penny“ - anzünden?) und erinnerte sich bei seiner Lieblingswerbung „Uncle Ben’s Reis“ an das Genderproblem: „Klebriger, klumpiger Reis kann der besten Hausfrau (oder dem Hausmann oder der diversen Person?) passieren, muss aber nicht sein.“ Und weil alles in der Welt am Zusammenbrechen ist, will er den Kampfbomberführerschein machen und an seinem Mofa Lenkwaffen montieren.
Seinen Besuchern wird die Vorstellung „definitiv“ gefallen haben, einigen wenigen eventuell „vielleicht“. Im Übrigen endete sie mit den aus seiner Comedy-Show bekannten Worten: „Bleiben Sie, wie Sie sind, was anderes bleibt Ihnen eh nicht übrig.“
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Cham.