Versammlung
Handwerk wieder im Aufwind

Die Kreishandwerkerschaft sieht trotz Corona einen positiven Trend. Die Geschäftslage ist aber nicht einheitlich.

17.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:32 Uhr
Karl Pfeilschifter
Seit einem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr ist nun Rosmarie Tragl-Kraus als Nachfolgerin von Theo Pregler Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. −Foto: Karl Pfeilschifter

Wie gerne hätte man sich persönlich getroffen, statt am Bildschirm zu sitzen. Doch die ordentliche Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Cham fand wegen der Corona-Pandemie nur in digitaler Form statt.

Kreishandwerksmeister Georg Braun informierte über die wirtschaftliche Lage des ostbayerischen Handwerks und die Folgen der Corona-Pandemie. Die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Rosmarie Tragl-Kraus, erläuterte den Haushaltsplan für das kommende Jahr und ging auf den Koalitionsvertrag der neuen Regierung und die Auswirkungen für das Handwerk ein. Der Geschäftsklima-Index im ostbayerischen Handwerk erreichte im dritten Quartal einen Wert von 17. Dies sei gegenüber dem Vorquartal ein leichter Rückgang.

Der konjunkturelle Trend, der seit Beginn des Jahres wieder nach oben zeigt, blieb positiv, so der Kreishandwerksmeister mit der Feststellung, dass die Folgen durch die Corona-Pandemie jedoch auch im Handwerk weiter sichtbar seien. Zur den Auftragseingängen meinte er, dass zu dieser Jahreszeit die Zugewinne bei den Auftragseingängen im dritten Quartal schwächer als in anderen Quartalen ausfielen. Gleichzeitig war das zweite Quartal von einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung geprägt.

„Deshalb ist positiv herauszustellen, dass zuletzt zwei Drittel der Betriebe ihre Auftragseingänge weiter stabil halten“, meinte Braun. Die Sommermonate konnten vor allem im Baubereich genutzt werden, um bestehende Aufträge abzuarbeiten. Somit sanken die Auftragsreichweiten im Gesamthandwerk auf 9,3 Wochen (Vorquartal 11,8 Wochen), im Bauhauptgewerbe auf 12,7 und im Ausbaugewerbe auf 10,6. Ein Großteil der Betriebe arbeitete zuletzt mit einer mittleren (47 Prozent, Vorquartal 33) Auslastung.

Umsätze bleiben stabil

Somit waren zwar weniger Betriebe als im zweiten Quartal, und auch als in den Vorjahren, hoch ausgelastet, dennoch zeige sich die Betriebsauslastung stabil. „Die Umsatzentwicklung blieb auch im dritten Quartal positiv“, zeigte sich Braun zufrieden. Nach einem kräftigen Umsatzplus im zweiten Quartal hielten nun knapp zwei Drittel der Betriebe ihre Umsatzentwicklung stabil. Lediglich 15 Prozent mussten Umsatzrückgänge hinnehmen.

Nach einem Tief bei der Investitionsbereitschaft der Betriebe im zweiten Quartal (33 Prozent) zog diese zuletzt wieder leicht an. Die Entwicklung bei den Beschäftigten bleibt konstant. Zwölf Prozent der Betriebe, genauso viele wie im Vorquartal, haben zuletzt neue Mitarbeiter eingestellt. Mehr als drei Viertel aller Betriebe hielten ihre Mitarbeiterzahl gleich. Zwei Drittel der Betriebe rechnen mit einer gleichbleibenden Auftragslage und Umsatzentwicklung, erklärte Georg Braun. Vier von fünf Betrieben gehen auch von einer konstanten Mitarbeiterzahl aus.

Bei den Preisen, sowohl im Ein- als auch Verkauf, prognostizieren aber ähnlich viele Betriebe eine weiterhin dynamische Entwicklung. „Das ostbayerische Handwerk kann die durch die Corona-Pandemie ausgelöste konjunkturelle Talsohle hinter sich lassen“, betonte Kreishandwerksmeister Braun. Nach einem umsatzstarken zweiten Quartal setzte sich der positive Trend beim Geschäftsklima im dritten Quartal fort.

Die Bewertung der Geschäftslage als auch die der Geschäftserwartungen seien aber nicht in allen Bereichen des Handwerks einheitlich. „Schwer getroffen hat es vor allem die Friseure mit den Schließungen“, erinnerte der Redner. So verbesserte sich zuletzt nur im Bauhauptgewerbe, dem Lebensmittelgewerbe und den Handwerken für den privaten Bedarf die Geschäftslage nochmals. Beim Ausblick erwarten nur wenige Betriebe in den kommenden Monaten weitere Verbesserungen.

Nachwuchs ist ein Thema

Einfluss haben hier auch die bestehenden Probleme der Betriebe mit der Verfügbarkeit von Materialien, Vorprodukten und Betriebsmitteln. Deutschlandweit sehen rund drei Viertel der Handwerksbetriebe wachsende Unsicherheiten im Kosten- und Preisgefüge der Betriebe sowie Probleme in der Auftragsabwicklung. Des Weiteren sei die Nachwuchsgewinnung beziehungsweise offene Stellen für eine Vielzahl von ausbildungswilligen Betrieben ein zentrales Thema.

Geschäftsführerin Rosmarie Tragl-Kraus ging auf den Koalitionsvertrag ein und erläuterte daraus einige Aspekte für das Handwerk. Sie vertrat die Meinung, dass sich die ehrgeizigen Ziele nur umsetzen lassen, wenn das Handwerk mit im Boot ist. Um den Fachkräftebedarf abdecken zu können, soll das Einwanderungsrecht reformiert werden, um Bedarf an Fachkräften aus dem Ausland zu decken. Hier gelte es zu unterscheiden zwischen Asyl/Flucht und dem gezielten Zuzug mit Hilfe eines Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes. Erfreulich seien Investitionen in den Wohnungsbau und der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Januar 2023. (cft)