Historie
Harte Zeiten für den Lohberger Tierpark

Vor 20 Jahren schon drohte Gehegen die Schließung – nicht wegen Corona, sondern wegen der Maul- und Klauenseuche.

16.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:37 Uhr
Maria Frisch
Vor 20 Jahren trübte die Maul- und Klauenseuche das Frühlingserwachen im Bayerwald-Tierpark, weil es für die Rentiere aus dem Wiener Tierpark keine Transporterlaubnis gab. −Foto: Maria Frisch

Viereinhalb Monate ist der Bayerwald-Tierpark coronabedingt schon geschlossen, ein Ende ist nicht in Sicht. So schwer das für die Gemeinde Lohberg als Träger und die potenziellen Besucher der Einrichtung sein mag, sei doch daran erinnert, dass an Ostern vor 20 Jahren wegen der Maul- und Klauenseuche schon einmal über eine vorübergehende Schließung nachgedacht wurde. Zwar kam es dazu nicht, aber es gibt eine Parallele zur gegenwärtigen Pandemie: Mit dem Transfer von Tieren wurde pausiert.

2001 setzte sich die Attraktivitätssteigerung mit dem Bau einer Rentier-Unterkunft samt Gehege fort. Sie war bezugsfertig, einem Umzug der Tiere vom Wiener Tierpark in die Lohberger Gehegeanlagen stand nichts im Wege, wären inzwischen nicht die Sicherheitsbestimmungen gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in Kraft getreten. „Derzeit bekommen wir keine Transportgenehmigung“, bestätigte der damalige fachliche Leiter Dr. Hans Aschenbrenner. Somit blieb der neue Trakt vorerst verwaist.

Die Rentier-Behausung hat ein bepflanztes Dach. Während auf der Schattenseite Moose in der Humusauflage verwurzelt wurden, gedeihen an der Sonnenseite Steingartengewächse. Der Transfer-Stopp blieb die einzige Auswirkung der Infektionskrankheit, die für den Tierbestand bedrohlich gewesen wäre. Eine vorübergehende Schließung hätte der Freizeiteinrichtung einen Dämpfer versetzt, weil damals eine rege Bautätigkeit herrschte. Auf Hochtouren lief der Neubau eines Kiosks samt Info-Gebäude „Haus am Elchwald“. Das Elch-Pärchen aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn bezog 2001 sein Areal am Teich.

Ans Herz gelegt wurde den Besuchern die Hochmooranlage. Im Bayerischen Wald werden Hochmoore als „Filze“ bezeichnet. Der jährliche Zuwachs bei mitteleuropäischen Mooren beträgt je nach Torfdichte 0,5 bis 1,5 Millimeter. Wegen der industriellen Torfgewinnung blieben nur wenige Restmoorflächen erhalten. Mehr als 200 höhere Pflanzenarten Deutschlands benötigen Moore als Lebensraum. Davon ist gut die Hälfte in ihrem Überleben gefährdet, so dass sie als „Rote-Liste“-Arten geführt werden. Außerdem sind Hochmoore die letzten Lebensinseln der Moorlibellen. Wenn dem Aussterben dieser Tier- und Pflanzengattungen begegnet werden soll, muss man die Restmoorflächen vor intensiver Nutzung bewahren. Gegenüber dem Hochmoorbereich reaktivierte die Parkleitung den eiszeitlichen Zustand der Region in der Gegenwart. Die arktische Tundra am Fuße des Arbers kann nur bildlich dokumentiert werden. „Echt“ sind dagegen die Pflanzen und Tiere, die in der damaligen Epoche hier lebten und jetzt einen „festen Wohnsitz“ in diesem Teil des Parks haben. Laut der Knochenfunde siedelte zwischen Osser, Arber und Dreisessel eine arktische Tierwelt mit Schnee-eule, -hase, -huhn und –leopard sowie Moschusochse, Vielfraß, Eisfuchs und Rentier. Diese Gattungen leben heute noch im Norden Europas und in Sibirien. (kfl)