Natur
Heuer gibt es wenig Waldhonig

Der Vorsitzende des Imkervereins besuchte das Bienen-Paradies der Pfeffers. Ein leichtes Geschäft ist das Imkern nicht.

11.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:09 Uhr
Hans Weiß
Inmitten einer reich blühenden Blumenwiese steht das Bienenhaus von Sonja und Markus Pfeffer. Dort besuchte die beiden der Vorsitzende des Imkervereins, Alois Weps (links). −Foto: Hans Weiß 170/286/50035

„Willst du Gottes Wunder seh’n, musst du zu den Bienen geh’n“ – diesen Spruch hatte Josef Maier – von 1977 bis 2000 Pfarrer in Arnbruck – immer parat, wenn er in der Schule, bei Veranstaltungen oder Festen auf die Bienenzucht zu sprechen kam. Mit großer Leidenschaft betreibt der mittlerweile 87-Jährige die Imkerei auch heute noch.

Jeder erfahrene Imker weiß: Man lernt nie aus, denn jedes Jahr ist anders. Dem stimmen auch Sonja und Markus Pfeffer voll zu, die an einem Feldweg südlich der Liebfrauenkapelle ein Bienenhaus mitten in einem ganz tollen Bienengarten haben, mit einer prachtvollen Blühwiese. Dort besuchte sie ihr Vereinsvorsitzender Alois Weps aus Oberried.

An besagtem Ort halten die Pfeffers zurzeit zehn Völker, weitere vier am Balkon in der Kirchenstraße. Angefangen haben sie 2017. Entgegen der Meinung vieler, die ihre Liebe zu den Bienen erst durch den Hype um das Volksbegehren entdeckt haben, ist die Bienenhaltung kein leichtes Geschäft oder ein Hobby, dem man nach Lust und Laune nachgehen kann. Wie Alois Weps, der Vorsitzende des Imkervereins Oberried (66 Mitglieder), betont, haben sich auch Sonja und Markus Pfeffer das notwendige Wissen für erfolgreiche Bienenzucht nach und nach in vielen Schulungen bei Erhard Härtel (Deggendorf), Jochen Wiecha (Grafenried) oder Franz Rothkopf (Kirchberg) angeeignet und sich bei den vielen Vereinstreffen vor Corona mit erfahrenen Imkern ausgetauscht.

Markus Pfeffer hat das Bienenhaus mit vielen Werkzeugen, Geräten und Hilfsmitteln ausgestattet, die man alle in Griffnähe braucht. Auch hat er selbst Beuten für die Brut und den Honigeintrag gebaut und das Umfeld des Bienenhauses ansprechend und vor allem für Bienen ideal gestaltet, so dass trotz der regnerischen Witterung stets etwas blüht. Denn die Blüten bieten Pollen, aus denen im Stock fleißige Arbeitsbienen den Futtersaft für die Larven in den Brutzellen bereiten.

Bestäubt wird „nebenbei“

Der eingetragene Nektar aus den Blüten wird von Stockbiene zu Stockbiene gereicht, bis der Honig die richtige Zuckerkonzentration erreicht hat und in den Waben eingelagert und verdeckelt werden kann. Die Blühpflanzen locken mit einem Überangebot an Pollen und süßem Saft ganz unten im Blütenkelch, weil die Bienen quasi im Vorbeigehen den Pollen auf die Narbe des Stempels bringen, die Blüte also bestäuben. Ohne Bienen gäbe es kein Obst, keine Beeren!

Während viele den hellen Blütenhonig bevorzugen, schwören andere wiederum auf den dunkleren Waldhonig, den die Bienen aus dem Honigtau herstellen. Bei uns im Bayerischen Wald sammeln die Bienen den frischen Honigtau hauptsächlich von den Fichten und Tannen, an denen Schild- und Baumläuse kleine Tröpfchen des Siebröhrensafts der Bäume freigeben. In der Morgensonne funkeln die kleinen gläsernen Perlen des Honigtaus und die Bienen müssen ihn nur heimholen. Der klare junge Honigtau reift in den nächsten Tagen in der Wabe und nach dem Schleudern auch noch im Honigeimer. Dabei bekommt der Waldhonig nach und nach seine dunkle Farbe. Das Honigjahr 2020 brachte wunderbaren Blütenhonig, aber keinen Waldhonig, den die fleißigen Insekten 2019 gleich zentnerweise eingetragen hatten. Auch in diesem Jahr 2021 sind die Bienenvölker zwar gut über den Winter gekommen, aber das kalte Frühjahr machte ihnen zu schaffen. Waldhonig wie 2019 wird es voraussichtlich auch heuer kaum geben.

Für den Imker wartet dennoch im Sommer viel Arbeit, denn die Bienenvölker müssen auf den nächsten Winter vorbereitet werden. Also: Alle Bienenvölker gründlich durchsehen, im Spätsommer mit Zuckersirup füttern, damit sie ihren Wintervorrat anlegen können, schließlich mehrmals behandeln, damit die Bienenvölker gesund und widerstandsfähig bleiben.

Zucht von Königinnen

Sonja und Markus Pfeffer machen noch etwas Besonderes: Sie züchten gezielt Königinnen. Dafür haben sie fünf voneinander getrennte kleine Häuschen, in denen je zwei Minivölker mit einer frisch geschlüpften Königin auf einer kleinen Wabe leben, die hinter Glas gut einsehbar ist. Irgendwann im Spätfrühling fliegen die Jungköniginnen aus und werden von den Drohnen mehrmals begattet. Ist ein Volk besonders groß, so kann man einen Ableger machen, eine Jungkönigin dazugeben und schon hat man ein neues Volk.

Um längere Zeit ungestört arbeiten zu können – vor allem bei der Entnahme der vollen Honigwaben – zieht der Imker einen weißen Schutzanzug an und beruhigt das Volk mit dem Rauch aus dem „Smoker“. Dennoch kann es passieren, dass er gestochen wird. Auch dafür hatte Pfarrer Maier einen flotten Spruch parat: „Willst du zu den Bienen geh’n, darfst du nicht in Sünde steh’n, denn es ist der Biene Pflicht, dass sie einen Sünder sticht!“ (kll)