Medien
In Internet und Handy lauern viele Gefahren

Birgit Zwicknagel von den Computermäusen warnte Schüler vor Kriminalität im Netz und klärte über Möglichkeiten der Hilfe auf.

17.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:48 Uhr
Helga Brandl
Rektor Christian Hofmaier stellte mit der Referentin Birgit Zwicknagel vom Verein Computermäuse Stamsried und Sarah Blüml von der Jugendsozialarbeit an der Neukirchener Schule, den Schülern der Grund- und Mittelschule zwei kompetente Ansprechpartnerinnen vor. F3HrxXjWgcd4nWrzjB9kuF7bQH25cKbS Foto: Brandl −Foto: Brandl

Die Nutzung von Smartphones, Tablets und PCs ist für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche Alltag. Das Handy ist ständiger Begleiter, wobei das „normale“ Telefonieren nur eine Anwendung von vielen ist. Internet und Social Media, Sprachnachrichten, Fotos und Videos scheinen die Geräte unentbehrlich zu machen. Allerdings wird bei der Nutzung wenig über die vielfältigen Gefahren nicht nur für persönliche Daten, sondern auch für die persönliche Unversehrtheit nachgedacht – Stichwort „Cybermobbing“.

Damit die Kinder lernen, wie sie vernünftig mit ihren Geräten umgehen, hat die Grund- und Mittelschule Neukirchen mit Birgit Zwicknagel von den Computermäusen Stamsried eine kompetente Referentin eingeladen, die in einem fesselnden Vortrag das Thema „Das Netz und du…“ umfassend beleuchtete.

Jeder kann im Internet alles sein – nicht jeder ist dort das, was er schreibt, und nicht jeder ist nett. Es gibt auch Hacker, Datendiebe, Betrüger und Pädophile, so Zwicknagel. Letztere behaupteten oft, im Alter der jungen Anwender zu sein, und nutzten häufig die Kontakte für Treffen.

„Ist das echt oder ein Fake?“, fragte die Referentin. Ein Versuch mit Anmeldung auf Tik Tok und Snapchat zeigte, wie leichtfertig User ihre persönlichen Daten freigäben. „Ihr habt keine Ahnung, wer am anderen Ende wirklich sitzt“, betonte Birgit Zwicknagel. „Bitte immer skeptisch und vorsichtig bleiben! Eure sensiblen Daten wie Name, Wohnort, Schule, Alter und Handynummer gehen keinen etwas an: Das Handy ist der Haustürschlüssel in dein Privatleben. Du bist schnell in einer Situation, die du nicht mehr im Griff hast. Passt auf die Daten und Einstellungen in euren Accounts auf und ändert sie notfalls.“

„Gefundenes Fressen“

Anhand von Snap Map und Google Maps zeigte die Referentin auf, dass sich der Standort des Nutzers oder dessen bevorzugter Weg ableiten lassen – für Pädosexuelle ein „gefundenes Fressen“ aus der „Speisekarte Internet“, warnte sie vor Blind-Dates mit Onlinebekanntschaften. Das gelte auch für Spielertreffen, die sich etwa über Minecraft kennenlernen. Wenn Treffen mit Chatpartnern stattfinden sollen, dann richtig. Tipps dazu unter www.computermäuseverein.de (Unbedingt die Dating-Regeln einhalten, Eltern über Treffen informieren und sichere Treffpunkte vereinbaren).

„Wird’s seltsam, dann sieh zu, dass du ihn oder sie loswirst. Jedenfalls die Eltern informieren, blockieren, melden, bei Erpressung auch Polizei einschalten, um den Täter zu ermitteln und um Hilfe bitten“, so Zwicknagel. Bei Problemen bei der Jugendsozialarbeit in der Schule – für die GuM Neukirchen ist es Sarah Blüml – kann man Rat holen.

Einbrecher nutzen die Gunst der Stunde, wenn ihr Programm bei Hashtags wie Urlaub, Strand oder Ferien beispielsweise im Spielerchat anschlägt. Erstaunt vernahmen die Schüler, dass WhatsApp erst ab 16 Jahren erlaubt ist, was heißt: Die Eltern müssen die Chats lesen, weil sie dazu verpflichtet sind (Aufsichtspflicht).

Bei Lehrerbeleidigungen, Tierquälerei, Gewaltdarstellungen, Drohungen, Verbreitung abnormer Kettenbriefe, Bildnisrechtverletzung oder Nacktbildern gebe es richtig Ärger. Zwicknagel: „Vorsicht, wer so etwas teilt, hat schnell die Polizei im Haus. Es ist eine Straftat, wenn du gegen Anstand und Sitte verstößt. Ein Eintrag ins Strafregister versaut euch eure berufliche Karriere.“

Cybermobbing sei feige. Von HateSpeech spricht man laut Zwicknagel, wenn der Betroffene sich verletzt fühle. „Was du lustig findest, macht andere fertig.“ Hier greife die 3H-Regel: hinsehen, handeln, helfen. Betroffenen solle man Hilfe anbieten oder selber Hilfe suchen, etwa bei der Jugendsozialarbeit an Schulen, Eltern oder Lehrern.

Hilfe leisten kann man laut Zwicknagel auf vielfache Weise: Sich einmischen und auch andere dazu auffordern, klare Grenzen setzen, Gruppen verlassen, Beweise sammeln (Screenshots). „Hast du negative Gedanken oder kennst du jemanden mit solchen Gedanken? Dann lass dir helfen: Schweige nicht, denn Schweigen zerstört.

Hilfe-Nummern sind: JUUUPORT (wir helfen dir im Web), kopfhoch.de (0800-5458668), Kinder- und Jugendtelefon 116111 (Nummer gegen Kummer) oder Weisser Ring (Wir helfen Kriminalitätsopfern), Gespräche mit Sarah Blüml (JaS Neukirchen) oder Birgit Zwicknagel (Computermäuse Stamsried).

Sexting – die große Gefahr

Sexting – erpresst? Zwicknagel nannte Arten und Gefahren wie den klassischen Online-Flirt, Neugierde auf das andere Geschlecht, „EX“-weg etc. Sexuelle Neugierde sei normal, aber im Internet sei man nicht anonym. „Wenn es passiert ist, lasst euch nicht erpressen, ändert eure Einstellungen wie Passwort und Freundeslisten und sucht Hilfe bei besagten Anlaufstellen“, so die Referentin.

Gewalt sei in Internetkanälen präsent und bleibe oft nicht ohne Folgen. Hier sei die Altersfreigabeklasse bei Filmen zu beachten. Die polizeiliche Kriminalstatistik notiere eine erhöhte Gewaltbereitschaft bei gesunkener Hemmschwelle und teilweise brutales Vorgehen. Man werde gleichgültig gegenüber Gewalt: Statt Hilfe zu holen, zückten die Jugendlichen oft das Handy und filmten die Szene. Birgit Zwicknagel: „Merke: Gewalt stößt mich ab und man greift ein. Vorsicht, wenn es nur noch um Gewalt geht, die sich in Aggression oder Gleichgültigkeit spiegelt. Merke dir: Was du spielst oder anschaust, sagt viel über dich aus.“

Suchtgefahr bestehe dann, wenn es zu viel werde und man nur noch an das Medium denke, Freunde vernachlässige oder ständig Zoff mit den Eltern deswegen habe. Sucht komme nicht plötzlich, sie sei schleichend. Die Referentin nannte zahlreiche Erkennungsmerkmale der Sucht: zwanghaftes Verlangen, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, häufiger Streit in der Familie, sinkende Leistungen und schlechtere Noten in der Schule, Verheimlichung, Desinteresse am realen Leben oder an Hobbys, Übermüdung, Über- oder Untergewicht, mangelnde Hygiene.

„Treffen einige dieser Kriterien über einen Zeitraum von einem Jahr zu, dann hast du ein Suchtproblem“, stellte Zwicknagel klar und bot Hilfen und Lösungen. Ein erster Schritt sei es, eine ehrliche Selbsteinschätzung vorzunehmen, Online-Zeiten einzuschränken, gegebenenfalls mit technischer Hilfe, Prioritäten neu finden, Hobbys wieder aufnehmen. „In jedem Fall aber Hilfe suchen und annehmen.“ (kbr)