Vereint im Glauben
In Waldmünchen ist der Weltgebetstag nicht mehr nur reine Frauensache

03.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:23 Uhr
Vorfreude auf einen besonderen Abend im Glauben: Karin Tietze (links) und Monika Hammerlindl haben den Weltgebetstag vorbereitet. Sie laden zum Gottesdienst am heutigen Freitag um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche ein, aber auch dazu, auf Postkarten ins Gespräch zu kommen und Glaubenserfahrungen zu teilen. −Foto: Schoplocher

Made in Taiwan. In so ziemlich jedem Haushalt dürfte sich etwas mit diesem Aufdruck finden. Aber was wissen wir über den Inselstaat außer Spannungen mit China? Der heutige Weltgebetstag richtet den Fokus auf das High-Tech-Land mit seinen gerade einmal vier bis fünf Prozent Christen. Deren bewegende Gedanken in unsicheren Zeiten werden auch in Waldmünchen vorgetragen.

„Es geht aber um mehr“, betont Monika Hammerlindl, die federführend ist. Die Leiterrolle wechselt von Jahr zu Jahr von evangelischer zu katholischer Seite. Heuer sind die Katholiken dran, und mit ihnen die Frauenbund-Vorsitzende.

„Aber natürlich im Team“, unterstreicht sie mit Hinweis auf das Vorbereitungstreffen und die enge Absprache mit ihrem protestantischen Pendant Karin Tietze. Drei katholische und zwei evangelische Frauen bilden für den heutigen Abend den Kern, gestalten die gute Stunde ab 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche, die neben vielem anderen auch zum Gespräch anregen soll. Mit im Boot: Der Chor Cantamo, für Hammerlindl „ein weiteres Zeichen in die richtige Richtung“.

Und wenn es auch Frauen sind, die in das Thema einführen: Längst ist der Weltgebetstag auch einer der Männer, schließlich eint der Glaube. Reinhard Tietze, Prädikantder evangelischen Gemeindeund folglich doppelt mitinvolviert, wünscht sich, dass mehr Männer die Scheu verlieren und sich „zu einem wirklich schönen und stimmungsvollen Gottesdienst“ einfinden. Der vorrangig aus einem Grund im evangelischen Gotteshaus stattfindet: Weil alles kleiner ist, ist es für diesen Anlass stimmungsvoller.

Gelebte Ökumene

Das katholisch-evangelische Zusammenspiel am Weltgebetstag in Waldmünchen ist ein gutes Beispiel, wie Ökumene gelingen kann. Hammerlindl spinnt den Gedanken weiter. Mit das Faszinierendste ist für sie, dass überall auf der Welt Christen, egal welcher Konfession, gemeinsam Grenzen überwinden und sich in einem Thema vereinen. Das Schlagwort dieses Jahr, Glaube bewegt, spricht sie persönlich sehr an. „Ich habe von deinem Glauben gehört“, hat die taiwanesische Künstlerin das Titelbild überschrieben. Für die 40-Jährige ein schöner Gedanke, bedeutet er doch konkret, anderen von eigenen Erfahrungen mit demGlaubenzu erzählen. Dies helfe, Grenzen zu überwinden, „damit Frieden im Kleinen entstehen kann“, Zudem gehe es um die Frage, ob „unser Glaube einmal der Rede wert“ sein wird.

Staunen und Entsetzen

Die Waldmünchnerinnen haben sich eingelesen. Staunen über manches, sind entsetzt über anders. So wird von den Frauen erwartet, sich um die Kindererziehung zu kümmern, Vollzeit zu arbeiten (um dem Nachwuchs eine gute Ausbildung zu ermöglichen), Eltern und Schwiegereltern zu pflegen. „Eine Wahnsinnsbelastung“, führt Hammerlindl vor Augen, die selbst berufstätig ist und Mutter von drei Kindern. „Mir reicht Teilzeit schon“, berichtet sie. Der Druck, abends nach einem langen Tag Familienleben zu pflegen, sei ein Grund.

Frauenbund „lohnt sich“

Abgehalten, den Frauenbund-Vorsitz zu übernehmen, hat sie das nicht. Zumal der vor zwei Jahren kurz vor dem Aus stand. Was sie motiviert(e)? Auch beim Frauenbund geht es um Gemeinschaft und (christliche) Traditionen, die 40-Jährige nennt Kreuzweg, Maiandacht, Kräuterbuschenbinden oder Adventsbasar.

Gemeinschaft ist wichtig

Stichwort Miteinander: Spontan fällt ihr die „besonders schöne“ Faschingsfeier mit den Asterinnen ein. Zum Thema Nachhaltigkeit soll demnächst ein Ausflug stattfinden. „Wir sind genug Aktive, dass sich das lohnt“, weiß sie, und: „Machen kann man viel“. Rund 200 Mitglieder zählt der Waldmünchner Zweigverein aktuell, den sie von Emmi Bauer „gut bestellt“ übernommen hat.Trotz allem Aufwand ist sie froh darüber, nicht zuletzt, weil sie dadurch Einblicke wie jenen nach Taiwan bekommt. Hochentwickelt, entscheidend für die Weltwirtschaft, demokratisch, stolz, mit unermesslichen Naturschätzen. Und doch eines, in dem sich Frauen gegen Kinder entscheiden, weil Familie und Beruf schwer oder nicht zu vereinbaren sind. Das Patriarchat ist weit verbreitet, weiß Monika Hammerlindl, die von dem Weltgebetstag im Vorjahr, ihrem ersten als Vorsitzende, in den höchsten Tönen schwärmt. „Es war wunderbar.“

Taiwan kämpft um Anerkennung

Das Vorbereitungstreffen auf Diözesanebene für den Weltgebetstag hat sie als sehr bereichernd empfunden. Weil es Informationen, Daten und geschichtliche Zusammenhänge dargelegt hat. So ist Taiwan, mit seinen Sandstränden, Gebirgszügen, Ebenen und Koralleninseln auf der einen Seite wunderschön, auf der anderen Seite kämpft die Demokratie, etwa 180 Kilometer vom chinesischen Festland entfernt, um Anerkennung, ihre Eigenständigkeit, um ihr Überleben.

Furcht vor Eskalation

Taiwan ist geprägt von einem Volksglauben, beeinflusst von daoistischen und buddhistischen Philosophien. Spiritualität und Tradition spielen eine gewichtige Rolle. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wiederum hat zur Folge, dass der demokratische Inselstaat mehr denn je eine Eskalation mit China fürchtet, die Spannungen jedenfalls nehmen eher zu als ab.

Noch ein Beispiel zu made in Taiwan: Der Weltmarktanteil bei Notebooks liegt bei fast 80 Prozent, der von Golfschlägern sogar darüber. Made in Taiwan. Vielleicht hat das ab heute einen anderen Klang.

WELTGEBETSTAG

Kontext:Der konfessionsübergreifende Weltgebetstag (der Frauen) wird mittlerweile in mehr als 150 Ländern begangen. Es gibt ihn seit über 100 Jahren und längst richtet er sich auch an Männer.

Einladung:In Waldmünchen wird am heutigen Freitag ab 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche gefeiert. Ausdrücklich lädt auch die katholische Pfarrei mit ihren Vereinen ein, der Chor Cantamo gestaltet den Gottesdienst mit. Ein gemütliches Zusammensein, Stichwort Austausch, schließt sich an.

Hintergrund:Informationen zum Weltgebetstag und Taiwan gibt es unter www.weltgebetstag.de.