Orientierung
Jobentscheidung mit Infos und Bauchgefühl

20 Ausbildungsbetriebe kamen zu Besuch bei den Mittelschülern.

08.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:20 Uhr
20 Ausbildungsbetriebe schickten ihre Referenten zu Mittelschulleiter Mario Kleinert und Berufsberater Jürgen Ziereis. −Foto: Stefan Weber

Kein Mathe, kein Englisch, kein Natur und Technik: Einen Vormittag lang stand „Berufsorientierung“ auf dem Stundenplan der Acht- und Neuntklässler der Karl-Peter-Obermaier-Mittelschule.

20 Ausbildungsbetriebe und Berufsfachschulen stellten den Schülern beim Berufsinfotag die Perspektiven vor, die die Region für Mittelschüler zu bieten hat. Von den verschiedenen sozialen Berufen über Handwerk und Industrie bis zu Dienstleistung und „grünen Berufen“ reichte die Palette, die das Organisationsteam um Schulleiter Mario Kleinert und Berufsberater Jürgen Ziereis zusammengestellt hatte.

Vielfalt des Angebots

Die Schüler sollten einerseits „die Vielfalt des Ausbildungsangebots kennenlernen und auch über den Tellerrand hinaus blicken“, wie es die Organisatoren formulierten. Sie konnten andererseits aber auch auswählen, für welche Berufe sie sich besonders interessieren. Schulleiter Mario Kleinert freute sich, dass diese Veranstaltung als Fixpunkt der Berufsfindung in diesem Schuljahr wieder in Präsenz möglich war: „Das Format mit den Wahlmöglichkeiten gab jedem die Möglichkeit, sich individuell nach seinen Interessen zu informieren. Ich fand den Tag sehr gelungen.“ Auch wenn Formeln und Vokabeln einen Tag lang Pause hatten, mussten die angehenden Berufswähler hellwach sein, um die Fülle an Informationen aufzunehmen. Für je vier Vorträge konnte sich jeder Schüler eintragen und vielleicht den Chef oder die Chefin von morgen erleben.

Denn auch die händeringend nach motiviertem Nachwuchs suchenden Betriebe nutzten die Möglichkeit, ihre Berufe zu präsentieren und auch das eine oder andere Vorurteil zu entkräften. So betonte etwa Michael Pritzl, Juniorchef des Arndorfer Haustechnik-Unternehmens, „dass die Zeiten schon lange vorbei sind, in denen wir in unserem Beruf Heizkörper in den 3. Stock schleppen müssen“. Vielmehr mache moderne Technik den Beruf des Anlagenmechanikers attraktiver und auch für Mädchen machbar, zugleich aber auch anspruchsvoller.

Über besonders großen Zuspruch – mit 36 Schülern der meistgewählte Vortrag – freute sich Johann Altmann, Leiter der Berufsschul-Außenstelle Furth im Wald, der mit drei „eloquenten Jung-Handwerkern“ nach Bad Kötzting gekommen war, um deren Ausbildungsberufe Maurer, Zimmerer und Schreiner vorzustellen. Melissa Ganserer aus der Klasse 8d hat dieser Beitrag jedenfalls überzeugt: „Besonders hat es mir der Beruf des Schreiners angetan, da ich in diesem Bereich eine Ausbildung machen möchte.“ Wie vielseitig der Pflegeberuf geworden ist, hat Lena Baumann aus der Klasse 8aM bei der Präsentation von Anneliese Schmuderer, der Leiterin der Pflegeschule Bad Kötzting, herausgefunden: „Durch den Vortrag zum Beruf der Pflegefachfrau habe ich erkannt, dass das vielleicht der richtige Beruf für mich sein könnte. Ich möchte in den Ferien ein Praktikum machen.“

Die Bauchentscheidung

Mit diesem Fazit trifft Lena Baumann den Nerv von Berufsberater Jürgen Ziereis, der genau darin den Zweck des Berufsinfotags sieht: „Ideen und Anregungen sammeln und diese dann im Praktikum vertiefen. Der Aktionstag sollte bei den Schülern Interesse wecken, sowohl durch Fakten als auch durch Emotionen.“ Dass Berufswahl auch eine Bauchentscheidung ist, nahmen Bäckermeister Martin Holzapfel und sein Metzgerkollege Josef Landstorfer aus Zandt wörtlich: Neben überraschenden Erkenntnissen – etwa, dass die Arbeitszeiten in der Bäckerei gar nicht so „unmenschlich“ sind wie gedacht oder dass das Lehrlingsgehalt eines Metzgers durchaus verlockend sein kann – hatte beide für die 20 Schülerin ihrem Vortrag auch eine leckere Brotzeit im Gepäck. (Stefan Weber, Mittelschule)