Fällung von Altbäumen
Kampf dem Borkenkäfer: Chams Forst-Beauftragter im Bayerischen Wald

04.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:07 Uhr
Das Ziel sind starke, wertvolle Hölzer für regionale Sägewerke: Forstwirtschaftsmeister Mario Hutterer, Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl, Revierleiter Martin Hupf, Forst-Bereichsleiter Arthur Bauer −Foto: Andrea Schneier

Da stimmt doch was nicht, das wird sich so mancher Wanderer denken, der sich vom Kleiner Arbersee Richtung Süden zum Luchs-platzl oder Kleinen Arber auf den Weg macht. Warum? An den Wanderwegen stehen Schilder „Naturschutzgebiet“, und überall hört man Maschinen werkeln: einen Harvester, Holzfäller, einen Rückezug, ja sogar einen Seilkran.

Um genau dieses „Rätsel“ zu lösen, trafen sich der Bereichsleiter Forst des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Cham (AEFL), Arthur Bauer, und Revierleiter Martin Hupf mit dem Bodenmaiser Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl und Forstwirtschaftsmeister Mario Hutterer.

Der Einsatzleiter für die laufenden Maßnahme. Arthur Bauer, erklärte das Ganze: „Im Staatswald nördlich des Kleinen Arbersees gibt es zwei Schutzgebiete, nämlich das Naturschutzgebiet (NSG) Sollbach im Westen und das Naturwaldreservat (NWR) Seeloch im Osten. Dazwischen liegt ein bis zu 600 Meter breiter Streifen normaler Wald. Das ist der eine Grund für die Holzerntemaßnahme; dieser Wald ist bis zu 180 Jahre alt und besteht rund zur Hälfte aus Fichten, ist aber sehr gut gemischt mit Buchen und Tannen, so Arthur Bauer.

Und es hat sich unter dem Altholz schon auf großen Teilflächen Naturverjüngung eingefunden, die allerdings unter dem Schirm der alten Bäume nur sehr langsam wächst. Deshalb hat die Forsteinrichtung, so heißt die Betriebsplanung bei den Staatsforsten, vorgesehen, dass in den nächsten Jahren rund die Hälfte der Altbäume geerntet werden soll, um einen jungen, gemischten und klimastabilen Zukunftswald zu schaffen. Dabei liefern die alten Bäume natürlich noch wertvolles Holz für regionale Sägewerke.

Jürgen Völkl ergänzte: Der zweite Grund ist der Borkenkäfer, der uns auch in diesen naturnahen Wäldern zu schaffen macht, und dem sei es wurscht, so Völkl, ob „Normal-Wald“ oder Naturschutzgebiet oder Naturwaldreservat, den Borkenkäfer müssten alle bekämpfen.

Der Forstbetrieb habe dazu in Absprache mit dem amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Naturschutzbehörden ein dreistufiges Konzept entwickelt.

Stufe 1: Wenn die befallenen Bäume mit der üblichen Technik erreichbar sind, werden sie gefällt, aufgearbeitet, verkauft und schnellstmöglich aus dem Wald abgefahren.

Stufe 2: Ist das nicht möglich, werden die Borkenkäferbäume gefällt und entrindet, das Holz verbleibt dann als sogenanntes Totholz im Wald.

Stufe 3: Wenn es vom Gelände und aus Arbeitssicherheitsgründen nicht möglich ist, die Hölzer aufzuarbeiten, dann müsse man in den sauren Apfel beißen und die Bäume stehen lassen. Auch beim besten Willen könne man wegen des Borkenkäfers nicht die Gesundheit oder gar das Leben der Mitarbeiter gefährden, so Jürgen Völkl weiter.