Plage
Kein Kollektiv-Kampf gegen Borkenkäfer

Waldbesitzer erteilen Gemeinschaftsaktion an Hohenbogen-Flanke eine Absage. Forstprofis wollen nun retten, was möglich ist.

10.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:27 Uhr
Roman Hiendlmaier

Viel Rot auf der Karte von Luitpold Titzler, die Zustimmung und Ablehnung der Waldbesitzer zum kollektiven Borkenkäferkampf signalisiert. Der obere, grüne Bereich auf der Karte ist Staatswald. Foto: Hiendlmaier

Ein kollektiver Kampf gegen den Borkenkäfer an der Nordseite des Hohenbogen ist vorerst vom Tisch. Ein entsprechendes Angebot an die rund 300 Waldbesitzer der Chamer Forstbehörde wurde von einer großen Mehrheit der Grundbesitzer ausgeschlagen, teilten Stellvertretende Leiter des Chamer Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forst (AELF), Dr.Arthur Bauer und sein Stellvertreter Luitpold Titzler am Donnerstag bei einem Pressetermin vor Ort mit.

Das Angebot war notwendig, da die meisten Waldbesitzer aufgrund der Steilheit, Felsblocküberlagerungen, Nassstellen, Wasserschutzgebieten und mangelnder Erschließung nicht in der Lage sind, die durch heiße, trockenen Sommer rasch wachsende Borkenkäferpopulation einzudämmen.

Nur die Hälfte antwortete

Die Waldexperten vom Amt haben auf der mit rund 2000 Hektar enorm großenNordseite des Hohenbogensaktuell insgesamt rund 40 kleinere und größere Schadflächen festgestellt, die dort ein großflächiges Absterben der Fichten erwarten lassen. „Diese Entwicklung erfordert eigentlich dringend Gegenmaßnahmen“, so Dr. Arthur Bauer.

Das Ergebnis war für die Forstprofis gelinde gesagt ernüchternd: „Wir hatten erwartet, dass alle, oder fast alle zumindest Rückmeldung geben, aber nicht einmal das war der Fall,“ so Dr. Arthur Bauer. Konkret hat nur knapp die Hälfte aller Waldbesitzer überhaupt geantwortet. Elf Prozent davon signalisierten ihre Bereitschaft zur gemeinsamen Borkenkäferbekämpfung, ein Drittel zeigte dagegen den Förstern die Rote Karte. Drei Prozent der Waldbesitzer haben angegeben, dass sie derzeit nicht einmal in der Lage sind, ihre Flächen auf Borkenkäferbefall zu prüfen.

Allerdings ist aufgrund der geringen Bereitschaft, sich an der gemeinschaftlichen Holzernte per Seilkran oder anderer angepasster Forsttechnik zu beteiligen, ein Gemeinschaftsprojekt vorerst vom Tisch. „Ohne die Waldbesitzer geht nichts – also konzentrieren wir uns auf die Situation, die wir vorerst haben: „Wir versuchen nun zu retten, was zu retten ist – wenn möglich, noch vor Wintereinbruch,“ so Luitpold Titzler.

Überzeugungsarbeit geht weiter

Darüber hinaus versucht das Amt in den nächsten Wochen und Monaten die Erschließung zu verbessern. Ein Netz von Rückewegen und Forststraßen könnte das Schadensgebiet langfristig erreich- und damit leichter bewirtschaftbar machen.