Organistin
Kirchenmusik: Bianca Lederer ist die Neue

Die Rittsteigerin hat in Lam und Lohberg viel vor. Sie möchte einen Kantor ausbilden, Chöre gründen und Konzerte geben.

31.01.2021 | Stand 16.09.2023, 4:24 Uhr
Bianca Lederer ist die neue Kirchenmusikerin in der Seelsorgeeinheit Lam/Lohberg. Pfarrer Ambros Trummer freut sich, dass die vakante Stelle mit der 27-jährigen Rittsteigerin besetzt werden konnte. −Foto: Maria Frisch

Es war ein offenes Geheimnis, dass die Seelsorgeeinheit Lam/Lohberg seit längerer Zeit einen Organisten suchte. Der beruflich sehr eingespannten Rudi Graßl, der diese Aufgabe viele Jahre bravourös gemeistert hat, sollte abgelöst werden. Seit Januar ist der Vertrag mit der 27-jährigen Bianca Lederer aus Rittsteig in trockenen Tüchern. Die studierte Kirchenmusikerin absolvierte schon seit August eine Art Einarbeitungszeit zur vollsten Zufriedenheit, die allerdings durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigt wurde.

Die Kirchenmusikausbildung ist breitgefächert. Vom Orgel- und Klavierspiel bis zum Gesang ist alles inbegriffen – auch der Unterricht dieser Bereiche, die Arbeit mit Kinder-, Jugend- und Kirchenchören sowie vielzählige Theoriefächer.

Orgel, Klavier, Gesang und Chor

Bianca Lederer spielt Orgel und Klavier, liebt den Gesang und die Chorleitung. Über Letztere hat die 27-Jährige auch noch den Master absolviert. Bereits als 15-Jährige war sie entschlossen genug, ihre Ziele umzusetzen – obwohl es ihre Eltern gerne gesehen hätten, wenn sie zunächst eine „normale“ Berufsausbildung durchlaufen hätte. Nach zwei Jahren Besuch der Berufsfachschule für Musik in Plattling hatte die Rittsteigerin den Kirchenmusik-C-Schein und die Qualifikation als staatlich geprüfte Ensembleleiterin in der Tasche. Zeitgleich hat die zielstrebige Musikerin noch die mittlere Reife nachgeholt.

Mit 17 Jahren und noch ohne Führerschein war es ihr damals nicht ganz geheuer, gleich im Anschluss an die Hochschule in Regensburg zu wechseln, obwohl die Aufnahmeprüfung für den Studiengang „BA Kirchenmusik“ bereits bestanden war. „Darum habe ich noch ein Jahr in Plattling dran gehängt, und zwar für die künstlerische Ausbildung an der Orgel“, erzählt die junge Frau. Dann war sie volljährig und fühlte sich gewappnet, ihr Studium anzupacken, das sie in Regensburg begann und in Rottenburg am Neckar fortsetzte, wo sie auch ihre beiden Abschlüsse ablegte.

Die Liebe zur Musik war Bianca Lederer vermutlich in die Wiege gelegt. Zumindest findet man in ihrer Ahnenreihe einen Kirchenmusiker. „Ich habe schon von Kindesbeinen an immer gerne gesungen“, erinnert sich die Rittsteigerin. Mit zehn Jahren erhielt sie Unterricht bei der ortsansässigen Gerda Thurner. „Bei ihr habe ich fünf Jahre Orgel, Klavier, Gesang, Musiktheorie und Dirigieren gelernt. Sie hat mich für die Aufnahmeprüfung zur Berufsfachschule vorbereitet“, betont Bianca Lederer.

Sie wollte in Schwaben bleiben

Ihren beruflichen Werdegang begleitet und geprägt haben weiterhin die geschätzte Dozentin Roswitha Artmeier in Plattling, Prof. Norbert Düchtel (Orgel) an der Hochschule für Kirchenmusik (HfK) in Regensburg, Prof. Bernhard Marx (Orgel) und Thomas Scharr (Gesang) an der HfK in Rottenburg am Neckar (Bachelorabschluss) sowie Prof. Alexander Burda (Master Chorleitung).

Bianca Lederer hatte natürlich schon länger mitbekommen, dass in Lam/Lohberg ein Kirchenmusiker gesucht wird. Sie wurde jedoch erst vergangenes Jahr mit ihrem Masterabschluss in Chorleitung fertig und war infolgedessen in der Nähe von Stuttgart gebunden. Außerdem bekleidete sie schon während des Studiums in den vergangenen drei Jahren verschiedene Stellen als Kirchenmusikerin auf nebenamtlicher Basis.

„Eigentlich hatte ich vor, beruflich bedingt nicht in die Heimat zurückzukehren, sondern im Schwabenland ansässig zu werden, weil das Stellenangebot für Kirchenmusiker dort weitaus größer ist“, blickt die junge Frau zurück.

Durch die Hochzeit mit einem Rittsteiger, der nicht wegziehen wollte, war ihr einstiger Plan vom Tisch, erzählt sie von der Kehrtwende. Da zu dieser Zeit die Pfarrei Lam/Lohberg noch immer in Sachen Organist nicht fündig geworden war, rief sie spontan an. Bei einem Vorstellungsgespräch wurde man sich schnell einig, es miteinander zu probieren. Der Einstand wurde allerdings durch das Coronavirus stark beeinträchtigt. „Wenn die Pandemie vorbei ist, steht ein kompletter Neuanfang an – für mich und die Sängerinnen und Sänger“, sagt die Newcomerin. Für ganz verloren betrachtet sie das vergangene Jahr dennoch nicht. „Durch das Verbot des Volksgesangs merkten die Leute, wie wichtig dieser ist.“ Vielleicht werde die Kirchenmusik und der Chorgesang künftig ein Stück weit mehr geschätzt.