Kultur
Klosterarbeiten zur Osterzeit

In einer Fensterausstellung gewährt das Mehrgenerationenhaus Waldmünchen Einblick in jahrhundertealte, religiöse Volkskunst.

26.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:54 Uhr
Kunstvolle Klosterarbeiten offenbart die österliche Fensterausstellung des Mehrgenerationenhauses in Waldmünchen. −Foto: Irmi Althammer

Auch für die Osterfeiertage lässt sich das Mehrgenerationenhaus in Waldmünchen einiges an Aktionen einfallen. Eine davon ist eine Fenster-Ausstellung.

Vom 27. März bis 8. April werden in allen Fenstern kunstvolle Klosterarbeiten gezeigt. Anfangen von Wachs-Eiern mit Verzierungen über auswendig gestaltete Bilder und religiöse Symbole bis zu Arbeiten in Krüll-Technik und handbemalte Eier: Das alles ist ein wahrer Augenschmaus, der sich da bietet. Gefertigt wurden die Arbeiten allesamt von Waldmünchner Frauen, die sich seit der Eröffnung des Mehrgenerationenhauses im Jahr 2008 alle 14 Tage treffen. Seinerzeit zeigte sich die damalige Bundesfamilienministerin und jetzige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beeindruckt von den Künsten der Waldmünchnerinnen.

Was als einmalige Vorführung begann, begeisterte nach und nach immer mehr Frauen, und so etablierte sich der Klosterarbeiten-Treff. Immer mehr Teilnehmerinnen kamen, schauten zuerst zu, wagten sich dann an kleinere Arbeiten und fertigten schließlich wahre Kunstwerke aus Draht und Perlen.

Corona macht die Treffen derzeit unmöglich, aber die kleine Fenster-Ausstellung soll zeigen, was in stundenlanger Arbeit geschaffen werden kann.

Alle Generationen sind eingeladen, bei einem Spaziergang die Kunstwerke in den Fenstern des Mehrgenerationenhauses zu betrachten. Außerdem gestaltet Renata Kricner vom Tschechisch-Stammtisch einen Schaukasten des MGH mit einem Osterbrauch aus Tschechien.

Klosterarbeiten sind seit Jahrhunderten wesentlicher Bestandteil religiösen Brauchtums. Der Begriff „Klosterarbeit“ stammt aus dem 19. Jahrhundert, die Wurzeln reichen aber bis ins Mittelalter.

Im Normalfall steht ein religiöses Thema im Mittelpunkt, so wie sich die Fenster-Ausstellung dem Thema Ostern widmet.

Entstanden sind die Klosterarbeiten – auch „schöne Arbeiten“ genannt – zunächst, um Reliquien zu schmücken. Auf diese Weise wurden Gebeine, die normalweise niemand gerne anschaut, zu prächtigen Anblicken. Beeindruckende Arbeiten von Frater Adalbert Eder sieht man beispielsweise in der Klosterkirche Waldsassen – ein Zeichen dafür, dass nicht nur Frauen diese Kunst beherrschten.

Später entstanden auch kleinere Klosterarbeiten für den Verkauf. Sie brachten den Klöstern zum Teil beträchtliche Einnahmen. Die Säkularisation bedeutete einen großen Einbruch, religiöse Kunstgegenstände wurden verbrannt, Perlen und Steine herausgelöst, Gold- und Silberdrähte eingeschmolzen. Eine Reihe von Priestern und Nonnen versteckten die Arbeiten und brachten sie in Sicherheit, so dass trotzdem historische Stücke erhalten blieben.

Vor etwa 30 Jahren begann man, neue Klosterarbeiten nach alten Vorbildern und Techniken zu fertigen. Nährboden dafür war wohl das wachsende Interesse an bodenständiger Volkskunst und traditionsreichem Kunsthandwerk.