Bildung
Kötztingerin bei Treffen in London

Laura Hackl hat sich damit beschäftigt, wie der IS und die US-Army um Soldaten werben, und hat damit für Aufsehen gesorgt.

09.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr

Laura Hackl vor der University of Arts in London: Hierhin wurde sie aufgrund ihrer Bachelor-Arbeit eingeladen. Foto: Hackl

Es ist einer der wohl aufregendsten Momente in der noch jungen wissenschaftlichen Laufbahn der erst 21-jährigen Laura Hackl. Vor zwei Wochen bekam die Bad Kötztingerin Gelegenheit, ihre Bachelor-Arbeit vor internationalem Publikum beim Euprera-Kongress in London vorzustellen, an der University of Arts. Eine große Ehre, wie sie erklärt. Schließlich richte sich die Veranstaltung „vor allem an Doktoranden, Doktoren und Professoren, die im PR-Bereich tätig sind“.

Wie kommt eine Studentin dann zu so einem Treffen? Das liegt am Thema der Bachelorarbeit, das nicht ganz alltäglich ist – und durchaus provokativ. Sie hat nämlich verglichen, inwieweit sich die Anwerbe-Methoden der US-Army und der Terrormiliz Islamischer Staat gleichen und mögliche Ansatzpunkte finden.

Mit den Studenten ins Labor

Grundlage für den wissenschaftlichen Artikel, den sie mit ihrem Dozenten, der sie auch für das Treffen vorgeschlagen hatte, vorgestellt hat, war ein Experiment, das sie für ihre zweite Bachelorarbeit gemacht hat. „Ich habe Studenten ins PC-Labor geholt und denen dort jeweils ein Video gezeigt: entweder das IS-Video oder das der US-Army“, erklärt sie. „Beide Videos waren Rekrutierungsvideos der Organisationen, und ich habe dann dazu Fragen gestellt.“ Dafür seien vorab nicht nur einige Videos der US-Army analysiert worden, sondern auch Terrorpropaganda des Islamischen Staats.

Darstellungen von Hinrichtungen und Getöteten, Gewalt und Waffen, eine strenge, dschihadistische Ideologie, das seien alles Dinge, „die eigentlich abschreckend auf uns wirken“, sagt die Studentin. Doch genau diese Dinge würden in den Videos des IS genutzt, um Rekruten „anzuziehen“. Videos, Onlinemagazine, Twitter, Broadcasts und vieles mehr – das Repertoire, mit dem der Islamische Staat über soziale Netzwerke zu rekrutieren versuche, sei enorm. „Aber was sagt eigentlich die US-Army dazu? Rekrutiert die etwa mit den gleichen Mitteln?“ Das ist die Kernthese, die die Studentin in den Raum stellt.

So vergleicht man Unternehmen

Auch die Traumfabrik in Los Angeles greift gerne auf Fördermittel der Armee zurück, um Filme zu drehen, die die Army dann im besten Licht erscheinen lassen und attraktiv machen. „Mit der US-Army und dem IS stehen sich zwar zwei Organisationen gegenüber, die grundverschieden sind. In ihrer Art, Rekruten anzuwerben, aber mit gar nicht so verschiedenen Strategien am Werk sind“, lautet ihr Fazit. Normalerweise würden auf diese Art Strategien von Unternehmen wie Bahn und Lufthansa verglichen, nicht militärische Organisationen. Ein Ansatz, der „ziemlich gut ankam“ beim Kongress, wie sie sagt.

Bislang hatte sich die Bad Kötztingerin in Praktika eher mit Zeitungen und Fernsehen für die spätere berufliche Zukunft beschäftigt. Nach dieser Erfahrung kann sie sich vorstellen, auch in der Forschung zu bleiben – spannende Themen gebe es offensichtlich nicht nur im praktischen, sondern auch im theoretischen Bereich, sagt sie nach ihrer Beschäftigung mit dem Thema, das einen eher ungewöhnlichen Ansatz verfolgt hat.

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