Wirtschaft
Kötztingerin ist Bayerns beste Sattlerin

Maria Piendl aus Bad Kötzting wurde Landessiegerin bei der Gesellenprüfung für Sattler. Ihr nächstes Ziel ist der Meister.

22.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Fred Wutz

Bayerische Landessiegerin wurde Maria Piendl (r.), die im Handwerksbetrieb ihrer Eltern künftig zusammen mit ihrem Vater, Sattlermeister Josef Piendl, und ihrer Mutter Marianne Piendl tätig ist.Foto: Fred Wutz

Sie ist 19 Jahre jung und beruflich sehr erfolgreich: Eben kam Maria Piendl aus Bremen zurück, wo sie vom 16. bis 18. November am Bundeswettbewerb der Raumausstatter und Sattler teilgenommen hatte. Dies war möglich gewesen, weil sie bei der Gesellenprüfung im Sattler-Handwerk in Bayern den Landessieg errungen hatte.

Maria Piendls Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn sie übt nun in dritter Generation das Sattler-Handwerk aus – wobei eigentlich „Sattler, Fachrichtung Reitsportsattlerei“, die korrekte Bezeichnung ist. Es gibt nämlich auch noch Autosattler, Täschner usw., die unter dem Begriff „Sattler“ geführt werden.

Handtasche und Reitzaum

So kam es auch, dass Maria Piendl bei ihrer Teilnahme am Bundeswettbewerb eine Handtasche aus Leder anfertigen musste, obwohl ansonsten die Herstellung von Pferdegeschirren ihre Spezialität und auch typisch für die Sattlerei ist. Piendls Prüfungsstück bei der Gesellenprüfung war hingegen eine echte Sattlerarbeit für den Reitsport – ein „Englischer Reitzaum“. Um sechs Monate auf zweieinhalb Jahre wurde die Lehrzeit für Maria Piendl verkürzt, weil sie schon zur Zwischenprüfung exzellente Leistungen vorweisen konnte. Als Landesbeste zeigte sie ihr Können erneut zum Ende der Lehre. Und nach dem Abschluss der Berufsschule in Mainburg war sie einer der Ehrengäste bei der Landessiegerfeier in Augsburg, die Ende Oktober stattfand.

„Das Sattler-Handwerk hat mich schon immer interessiert,“ erzählt Maria Piendl, „ich war schon vor der Lehre viel in der Werkstatt, und dass ich die Ausbildung gemacht habe, war nicht Pflicht.“ Als Besonderheit schätzt sie am Sattler-Beruf, „dass fast alles noch mit der Hand gemacht wird“. Und sie bestätigt, was ihr Vater Josef Piendl über diese Arbeit sagt: „Am Ende sieht man ganz genau, was man gearbeitet hat – das ist schön!“

Geschirre sind Maßarbeit

Die Geschirre aus der Sattlerei Piendl – übrigens die einzige in weitem Umkreis – sind als stabile Qualitätsarbeit bekannt. Viele Prominente stehen auf der Kundenliste – Privatleute wie auch Brauereien, etwa der Münchner Augustiner-Bräu, der sogar die Wartung der Brauerei-Geschirre in Bad Kötzting durchführen lässt. Etwa zehn Prozent der Geschirre aus der Sattlerei Piendl werden in Niederbayern und der Oberpfalz verkauft, der Rest geht in alle Welt. Aktuell wird für Kunden in Traunstein und Weimar, ja sogar in Finnland gefertigt.

Was die Auftragslage angeht, ist Josef Piendl nicht bange: „Wir machen Geschirre hauptsächlich für Kaltblutpferde. Das ist für die Reitsportindustrie nicht interessant. Wir machen Handarbeit, die Industrie nicht.“

Ziel ist die Meisterprüfung

„Arbeit haben wir genug“, freut sich Maria Piendl, die sich schon ein neues Ziel gesetzt hat und dazu im Betrieb des Vaters bleiben wird: „Weiterlernen – ich kann beruflich noch nicht alles, denn als Sattler ist man erst mit der Ausbildung fertig, wenn man die Meisterprüfung hat.“

Was sie reizt, ist dabei nicht nur die Perfektionierung ihres Könnens, sondern auch die Weiterentwicklung der Arbeitsverfahren: „Bei einer Reparatur sieht man manchmal an der Abnutzung oder an Schäden, wo wir etwas besser machen können. Das verbessert die Qualität.“ Und damit liegt Maria Piendl absolut auf der Linie des väterlichen Betriebes.

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