Wirtschaftsleben
Kreditvergabe in Rekordhöhe

Die Sparkasse im Landkreis Cham unterstützt in Zeiten der Corona-Krise Firmen und Bauherren.

06.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:27 Uhr
Bauherren machen sich niedrige Zinsen zu Nutze, um sich ihren Traum vom Eigenheim zu erfüllen. −Foto: Lino Mirgeler/picture alliance/dpa

Das Corona-Jahr 2020 setzen viele Arbeitgeber mit einer schmerzhaften Krise gleich. Kurzarbeit, Umsatzrückgänge und düstere Perspektiven bestimmten die Schlagzeilen und den Alltag in einer ganzen Reihe an Betrieben und Branchen. Doch es gibt auch andere Nachrichten aus dem Wirtschaftsleben der Region. Für die Sparkasse im Landkreis Cham brachte das vergangene Jahr mit rund 280 Millionen Euro an Kreditzusagen das beste Kreditneugeschäft aller Zeiten. „Es ist überraschend und erfreulich, dass die Firmen auch 2020 viel investiert haben“, sagt Vorstandsmitglied Theo Schneidhuber. Und: „Auch die Privatleute bauen weiterhin und setzen ihren Traum vom Eigenheim um.“

In einer Pressemitteilung des Kreditinstituts spricht er von einer „klaren Botschaft“, dass die Wirtschaft nach wie vor funktioniere. Auf den Märkten sei – trotz der Corona-Krise – Geld in beträchtlicher Menge vorhanden. Es gebe viele Privathaushalte mit entsprechendem Vermögen und viele Firmen, die auch in diesen Zeiten sehr erfolgreich seien, sagt Schneidhuber. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Sparkasse zu Beginn des ersten Lockdowns wie viele Unternehmen „vor enormen Unsicherheiten stand“. „Wir wussten nicht, ob unser Kreditgeschäft einbricht und ob überhaupt weiter investiert wird“, sagt er.

Doch zu seiner Verblüffung sei vieles anders gekommen: „Die Kunden hatten nach wie vor gewaltigen Finanzierungsbedarf. Nach rund 243 Millionen Euro an Kreditzusagen 2019 wuchs der Wert im vergangenen Jahr noch einmal um etwa 37 Millionen auf die genannten 280 Millionen Euro (2018: rund 206 Millionen Euro). Das so oft gescholtene 2020 bescherte den Sparkassen in Deutschland einen Rekord im Kreditgeschäft – und dem Chamer Geldinstitut bislang auch keine nennenswerten Kreditausfälle.“

Der Bausektor boomt

Mit rund 156 Millionen Euro an Kreditzusagen seil im Kreis Cham die größte Summe auf den Bereich Baufinanzierung entfallen. „Das Thema Bauen ist 2020 nicht abgerissen“, so Schneidhuber. Der Bausektor boome. Das gelte nicht nur für den privaten Wohnhausbau, sondern auch für viele Kunden, die als Kapitalanleger in Immobilien investierten. In diesem Punkt macht das Vorstandsmitglied in der Pandemie eine Ursache aus. „Wenn gewisse Unsicherheiten im Spiel sind, setzen die Leute eher auf Sachwerte. Sachwerte sind ein Anker in unsicheren Zeiten“, sagt Schneidhuber.

Und: Auch viele Firmeninhaber scheine der Mut nicht verlassen zu haben. Rund 107 Millionen Euro sagte die Sparkasse 2020 an gewerblichen Darlehen zu. Unternehmer steckten den Betrag in neue Maschinen, Firmengebäude oder andere Projekte. So mancher Hotelier nutzte den Lockdown und die Zeit ohne Gäste laut Schneidhuber für Investitionen und Umbauten.

Eine weitere auffällige Tendenz, die Schneidhuber und seine Kollegen 2020 feststellten: Die Kunden der Sparkasse tilgten oder sondertilgten in den vergangenen Monaten beträchtliche Größenordnungen. So verzeichnete die Bank rund 84 Millionen Euro an planmäßigen und 113 Millionen Euro an außerplanmäßigen Rückflüssen. Die Gründe macht Schneidhuber zum einen in einer emotionalen Komponente und im Bestreben vieler Menschen aus, sich in solchen Zeiten von einer gewissen Schuldenlast zu befreien. „Zum anderen ist der Zins nach wie vor so niedrig, dass Kunden davor zurückschrecken, ihr Geld irgendwo als Guthaben anzulegen. Sie fürchten, Negativzinsen zahlen zu müssen und setzen ihr Geld lieber gleich zur Tilgung ein.“

Für die Sparkasse selbst bedeute das, dass im Rekordjahr 2020 unter dem Strich beim Kreditneugeschäft „nur“ ein Darlehenszuwachs von rund 39,9 Millionen Euro stehengeblieben ist. 2019 waren es noch fast 70 Millionen Euro gewesen. „Bei 280 Millionen Euro an Kreditzusagen“, erläutert Schneidhuber, „sieht man, welches Riesenrad wir inzwischen drehen müssen, damit die Bilanz im Kreditgeschäft positiv bleibt.“

Krise trifft viele Menschen hart

Eine andere Sorge, die das Vorstandsmitglied umtreibt, ist eine gesamtgesellschaftliche. „Es gibt und gab in der Krise sehr wohl auch genug Menschen, denen es nicht gutging, die in Kurzarbeit mussten oder in Branchen wie der Gastronomie oder dem regionalen Einzelhandel arbeiten, die immer noch schwer vom Lockdown getroffen sind“, so Schneidhuber.

Mit Blick auf die Vermögensentwicklung und -verteilung beobachtet der Banker, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht – auch in der Region. Seine Einschätzung deckt sich mit dem Armuts- und Reichtumsbericht, den die Bundesregierung einmal in jeder Wahlperiode veröffentlicht. Medien zitierten im März vorab aus dem bislang noch nicht veröffentlichten sechsten Bericht. Die reichsten zehn Prozent der Vermögenden, geht daraus hervor, besitzen demnach rund 64 Prozent des Gesamtvermögens der Deutschen.