Agentur für Arbeit
Kreis Cham: Arbeitslosigkeit ist von Juli auf August angestiegen

01.09.2022 | Stand 01.09.2022, 5:05 Uhr
Die Arbeitslosenquote ist um 0,2 Prozentpunkte auf nun 2,5 Prozent gestiegen. −Foto: Hendrik Schmidt/dpa

„Die Arbeitslosigkeit ist von Juli auf August saisonal angestiegen.“ Als Gründe nennt der Chamer Arbeitsagenturleiter Hans-Peter Hausladen „die Urlaubs- und Ferienzeit, in welcher der Arbeitsmarkt erwartungsgemäß an Dynamik verliert. Der Anstieg ist auf die Beendigung von betrieblichen und schulischen Ausbildungen und Umschulungen zurückzuführen, der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit war aber geringer als in den beiden Vorjahren. Ferner sind auch die Personalverantwortlichen der Betriebe meist in Urlaub, so dass weniger Einstellungen getätigt werden“, so Hausladen.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 80 Personen beziehungsweise 6,3 Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren rund 1400 Personen arbeitslos gemeldet, gut 50 Arbeitnehmer beziehungsweise 4,0 Prozent mehr als im August 2021. Die Arbeitslosenquote ist binnen Monatsfrist um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 2,5 Prozent gestiegen. Im August 2021 lag die Quote bei 2,4 Prozent.

Krieg ist nicht spürbar

Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Krieg in der Ukraine bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen, doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand sind weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen.



Im Berichtsmonat meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 160 Personen arbeitslos, zirka 30 Arbeitnehmer beziehungsweise 20,2 Prozent mehr als im August 2021. Im Gegenzug beendeten zirka 100 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Das waren rund 30 Arbeitnehmer beziehungsweise 19,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Die Auslastung der Betriebe im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist nach wie vor hoch, teilweise sind bereits Aufträge für 2023 vorhanden. Preise für Baumaterialien sind auf hohem Niveau stabil, Bauvorhaben in den gewerblichen und öffentlichen Bereichen werden ausgeschrieben. Der Stellenbestand ist weiterhin hoch, es herrscht Fachkräftemangel. Im Groß- und Einzelhandel wurden etliche neue Stellen gemeldet, auch aufgrund Neueröffnungen. Die Umsätze waren zufriedenstellend, Wermutstropfen sind coronabedingte Krankheitsausfälle. Im Metallgewerbe gibt es weiterhin gute Beschäftigungschancen sowohl für Fachkräfte als auch für Anlernkräfte in der Produktion.

Unverändert große Nachfrage an Fachkräften besteht bei den Elektroinstallationsfirmen sowie im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Auch zuverlässige Helfer haben gute Chancen. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch.

Die Auftragslage der Zeitarbeitsfirmen ist gut, Stellenangebote wurden aus allen Bereichen gemeldet. Gesucht werden Fachkräfte, überwiegend Helfer, und auch kaufmännisches Personal. Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet, und es besteht hoher Kräftebedarf. Im Pflegebereich und bei den Zahnarztpraxen spitzt sich die Lage zu, was durch die Impfpflicht verstärkt wird. Der Chamer Agenturchef weist auf mehr als 2500 offene Stellen im Landkreis Cham hin, die auf www.arbeitsagentur.de eingesehen werden können.

Im Landkreis Cham, zu dem die Geschäftsstellenbezirke Cham und Bad Kötzting gehören, sind bis zum Berichtsmonat knapp 1720 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 160 Stellen beziehungsweise 10,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber gut 580, das sind zirka 100 Personen beziehungsweise 14,3 Prozent weniger als im Vorjahr

Im März 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham 850 Beschäftigte in zirka 160 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote betrug 1,6 Prozent, im Februar 2022 lag sie bei 2,1 Prozent.

Mitte August waren im Landkreis Cham rund 240 Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,9 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis. In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Juli bis Mitte August um rund 40 auf etwa 620 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.

Eine weitere Größe, die bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die „Bedarfsgemeinschaften“. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte August waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist zu bedenken, dass aufgrund der volatilen Situation in der Ukraine viel Bewegung bei den Zu- und Abgängen stattfindet.

„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting stieg die Arbeitslosenquote von Juli auf August leicht um 0,2 Prozentpunkte beziehungsweise im Vorjahresvergleich um 0,3 Prozentpunkte auf jetzt 2,5 Prozent, die niedrigste Quote im Agenturbezirk Schwandorf“, sagt Geschäftsstellenleiter Hans-Peter Hausladen. „Gründe sind die Urlaubs- und Ferienzeit, teilweise Betriebsurlaub – von daher kaum Einstellungen – und Beendigungen von Schul- und Berufsausbildungen“, so der Bad Kötztinger Arbeitsmarktexperte.

400 Personen arbeitslos

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um 40 Personen beziehungsweise elf Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 400 Personen arbeitslos gemeldet, zirka 50 Arbeitnehmer beziehungsweise 12,5 Prozent mehr als im August 2021. Mitte August waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters 570 Stellenangebote gemeldet, gut 120 Offerten beziehungsweise 25,3 Prozent mehr als im August 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 650 Stellen und somit zirka 60 Offerten beziehungsweise 8,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im Berichtsmonat meldeten sich 40 Personen arbeitslos – 18,4 Prozent weniger als im August 2021. Im Gegenzug beendeten etwa 30 Personen ihre Arbeitslosigkeit.