Gesundheit
„LandArztMacher“ in Cham

AOK Bayern weitet Förderung des Projekts auf den Landkreis Cham aus. Elf Praxen sind beteiligt.

16.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:37 Uhr
Stellvertretender Beiratsvorsitzender Wilfried Oexler, Sabine Steinlechner, Landrat Franz Löffler, Dr. Wolfgang Blank, Eva Liedtke, Direktor Markus Edinger und Beiratsvorsitzender Max Strasser (v. l.) stellten das Projekt „LandArztMacher“ für den Landkreis Cham vor. −Foto: Ferdinand Schönberger

Medizinstudierende und Ärzte in der Weiterbildung sollen für die Tätigkeit auf dem Land begeistert werden, damit eine wohnortnahe medizinische Versorgung in ganz Bayern sichergestellt werden kann. Das ist die Intention des ehrenamtlichen Exzellent-Projekts „LandArztMacher“, das 2014 von vier Gründungsmitgliedern, darunter Initiator Dr. Wolfgang Blank, geschaffen wurde.

Nun verlängerte die AOK Bayern, seit Frühjahr 2017 an dem Projekt beteiligt, ihre Förderung für weitere drei Jahre und dehnt sie von drei auf künftig vier Landkreise aus. Ab dem kommenden Jahr erfahren auch Teilnehmer im Landkreis Cham finanzielle Unterstützung, die von bisher 100 000 Euro auf bis zu 150 000 Euro erhöht wurde. Hierzu trafen sich Verantwortliche und Beteiligte zu einem Pressetermin in der AOK-Direktion.

Direktor Markus Edinger erklärte, seine gesetzliche Krankenkasse, die größte im Freistaat und Marktführer, unterstütze gerne das zur bundesweiten Initiative „Stadt.Land.Gesund“ der AOK gehörende Projekt zur Steigerung der Attraktivität einer ärztlichen Versorgung auf dem Land. Gestartet im kleinen Kreis im Landkreis Regen, wurde es ausgeweitet auf die Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau und jetzt auch Cham. Hierfür dankte Edinger besonders Sabine Steinlechner, Bereichsleiterin Ambulante Versorgung der AOK Bayern, sowie Eva Liedtke von der Gesundheitsregion Plus im Landkreis Cham, für die Abstimmung des Projekts in den letzten Monaten.

Praxisnahe Einblicke

Danach stellte Dr. Blank sein Projekt ausführlich vor. Es verlaufe erfolgreich und werde scherzhaft „Stadtarztmangelmacher“ genannt. Studenten erhalten einen praxisnahen Einblick in den persönlich bereichernden Alltag und die Vielseitigkeit eines Landarztes sowie in das vernetzte Arbeiten zwischen Haus-, Fach- und Klinikärzten, was man nicht an der Universität lerne. Erworbenes Wissen wird durch Supervision erfolgreich umgesetzt. Neben der fachlichen Ausbildung wird mit der Landschaft und ihren Freizeitmöglichkeiten geworben. Jeder Teilnehmer eines vierwöchigen Famulatur-Praktikums wird einer Arztpraxis zugewiesen (Eins-zu-Eins-Betreuung), im Landkreis Cham im März 2022 in elf Praxen. Geplant ist auch die Einbeziehung der Sana Kliniken und Medizinischen Einrichtungen des Bezirks (Medbo). Hinzu kommen Wochenendseminare mit hochqualifizierten Teachings und besonderen Aktivitäten. Es gelte, den jungen Menschen aus ganz Deutschland eine persönlich und fachlich maximale Wertschätzung in der Aus- und Weiterbildung zu geben, eine Begeisterung für die Region zu vermitteln, Vorurteile abzubauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aufzuzeigen. Um das zu erreichen, brauche es langen Atem, doch die Erfolge würden sich langfristig einstellen.

In seinem Grußwort betonte Landrat Löffler, der Wert einer Region definiere sich daran, wie gut sie das Thema Gesundheit gelöst habe. Auch wenn der Landkreis gesetzlich für seine Kliniken zuständig sei und für die niedergelassenen Ärzte die Kassenärztliche Vereinigung (KVB), so „ziehe er sich diesen Schuh doch an“ und wolle den bestmöglichen Beitrag zum Landärztemangel leisten. So wurde im Oktober 2020 die vom Landkreis finanzierte „Koordinierungsstelle Ärzteversorgung“ geschaffen, mit Eva Liedtke kompetent besetzt und der „Gesundheitsregion plus“ zugeordnet.

„Junge Leute begeistern“

Löffler stellte sich voll hinter das von Dr. Blank initiierte Konzept. Es müsse gelingen, für den Arztberuf aus der Perspektive einer Region heraus ein Klima zu schaffen, womit junge Leute zu begeistern sind. Diese müsse man überzeugen, dass es ein tolles Lebensgefühl sei, helfen zu können, für die Menschen auf dem Land ein echter Partner zu sein. Es gebe mehr als die spezialisierten Unikliniken mit ihren Medizinern, die man natürlich brauche, sondern auch den (Land-)Arzt, der kranke Menschen im psycho-sozialen Umfeld betreut und einen hochwertigen Job ausübt. (cds)