Fachkräfte fehlen
Landkreis Cham: Arbeitslosigkeit ist im Juli gesunken

30.07.2022 | Stand 30.07.2022, 19:00 Uhr
Der Juli brachte einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahl im Landkreis Cham. −Foto: Jan Woitas/dpa

„Wenn von Juni auf Juli die Arbeitslosigkeit – wenn auch nur geringfügig – sinkt, dann ist dies jahreszeitlich nicht üblich, aber erfreulich“, sagt der Chamer Arbeitsagenturleiter Hans-Peter Hausladen. Gründe hierfür sind zum einen, dass der Großteil aller jungen Fachkräfte, die ihre Ausbildung beendeten, von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen wurden. Außerdem sind bereits 100 ukrainische Flüchtlinge weggezogen bzw. in die Ukraine wieder zurückgekehrt.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 60 Personen bzw. 4,1 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren rund 1320 Personen arbeitslos gemeldet, sechs Arbeitnehmer bzw. 0,5 Prozent weniger als im Juli 2021.

Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Konflikt bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt weiter gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen, doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand ist weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen.

Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2160 Stellenangebote gemeldet, circa 490 Offerten bzw. 29,0 Prozent mehr als im Juli 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 2020 Stellen und somit circa 200 Offerten bzw. 8,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich rund 110 Personen arbeitslos und somit circa 40 Arbeitnehmer bzw. 27,5 Prozent weniger als im Juli 2021. Im Gegenzug beendeten rund 130 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren rund zehn Arbeitnehmer bzw. acht Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Personal wird gesucht

Die Auftragslage im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist immer noch gut bis sehr gut, auch wenn die Preise unsicher sind und es immer wieder mal Lieferschwierigkeiten gibt. Der Stellenbestand ist weiterhin hoch, es herrscht Fachkräftemangel.

Im Groß- und Einzelhandel waren nur vereinzelt, insbesondere in Supermärkten, Stellenzugänge zu verzeichnen, im Gegenzug nur sehr wenige Arbeitsuchend-Meldungen von Bewerbern aufgrund gesundheitlicher Gründe. Die Umsätze waren zufriedenstellend. Im Metallgewerbe gibt es unverändert gute Beschäftigungschancen sowohl für Fachkräfte als auch für Anlernkräfte in der Produktion, im Berichtsmonat gab es Arbeitsaufnahmen und Vertragsverlängerungen zu vermelden.

Unverändert große Nachfrage an Fachkräften besteht bei den Elektroinstallationsfirmen sowie im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, auch zuverlässige Helfer haben gute Chancen. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch. Die Auftragslage in der Elektronikindustrie ist sehr gut, einhergehend mit einem hohen Kräftebedarf, die Ukrainekrise hat aktuell keine direkten Auswirkungen auf den Personalbedarf.

Die Hotel- und Gaststättenbetriebe sind gut ausgelastet, zur Hauptsaison werden vor allem flexible Aushilfskräfte für Küche, Service und Zimmerreinigung gesucht, auch die Minijobbasis ist eine willkommene Unterstützung. Die Auftragslage der Zeitarbeitsfirmen ist gut, Stellenangebote wurden aus allen Bereichen gemeldet. Gesucht werden sowohl Fachkräfte als auch Helfer, ebenso kaufmännisches Personal. Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet und es besteht hoher Kräftebedarf sowohl im Pflegebereich als auch an Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachkräften, Physiotherapeuten. Fachkräfte sind kaum vorhanden.

„Die Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit im Bereich Weiterbildung sind sehr gut, sowohl für Arbeitslose als auch für Beschäftigte. Im Übrigen sind bereits eine Teilqualifizierung und erst recht ein Berufsabschluss die beste langfristige Versicherung für eine dauerhafte Beschäftigung“, so Hausladen.

Im Kreis Cham sind bis zum Berichtsmonat circa 1700 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 180 Stellen bzw. 11,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber knapp 570, das sind circa 100 Personen bzw. 14,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im Februar 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Kreis Cham rund 1140 Beschäftigte in circa 190 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 2,1 Prozent, im Januar 2021 lag sie noch bei zwei Prozent.

Mitte Juli waren im Kreis rund 220 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,7 Prozent aller Arbeitslosen. In die Region sind aber noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so z. B. viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Im Kreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Juli von sechs auf knapp 580 Betroffene.

Alle Azubis übernommen

Im Bezirk Bad Kötzting hat dei Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat leicht abgenommen“, so Hausladen. „Sehr erfreulich ist, dass so gut wie alle Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen wurden, einige nehmen im Herbst ein Studium auf oder besuchen eine weiterführende Schule.“

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um fünf Personen bzw. 1,4 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren circa 360 Personen arbeitslos gemeldet, circa 30 Arbeitnehmer bzw. 7,4 Prozent mehr als im Juli 2021.

Im Juli 2022 meldeten sich rund 30 Personen arbeitslos und somit sechs Arbeitnehmer bzw. 16,2 Prozent weniger als im Juli 2021. Rund 40 Personen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, um ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren rund 20 Arbeitnehmer bzw. 30,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.