Waldfestspiele
Liebes-Chaos auf dem Ludwigsberg

Das Geheimnis ist gelüftet: nächstes Jahr wird „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare in Bad Kötzting gezeigt – natürlich in bayerischer Übertragung!

06.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr
Fred Wutz

2015 wird „Ein Sommernachtstraum“ am Ludwigsberg gespielt“. Der Ludwigsberg durchaus Märchenhaftes, Zauberisches und Farbpoesie bieten kann, zeigt manches Bühnenbild der aktuellen Saison.Foto: Archiv

Sogar beim Pressegespräch machten es Johannes Reitmeier und Barbara Kerscher noch spannend, ehe sie das Geheimnis lüfteten: „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare wird 2015 bei den Waldfestspielen Bad Kötzting gezeigt, wie sie am Dienstagnachmittag verrieten und dann auch abends (anlässlich der aktuellen Vorstellung) der Spielschar mitteilten. Seitens der Festspielgemeinschaft zeigten sich Beate Bauer und Josef Kolbeck sicher, dass die Produktion ein Erfolg wird und erfreut, dass zugleich ein Wunsch der Darsteller erfüllt wird.

„Klassisch“ oder „Trash“

Seit Tagen rätselten die Akteure am Ludwigsberg, was sie nächstes Jahr spielen werden, sogar eine Abstimmung gab es mit den Wahlmöglichkeiten „Klassisch“ und „Trash“ (im Sinn von verrückt-chaotisch). Dass nach Historie, (Quasi-)Musical, Volksstück, Tragödie und Volksstück eine Komödie gewünscht war und wohl auch von der Spielleitung ausgewählt würde, zeichnete sich ab.

Mit der Bekanntgabe am Dienstagabend war es dann klar: DieFestspielgemeinschaftund das Autorenteam Johannes Reitmeier und Barbara Kerscher erfüllen sich einen lange gehegten Wunsch. So soll also die 1595 uraufgeführte Shakespeare-Komödie in einer zeitgemäßen, witzig-frechen bayerischen Übertragung 2015 die malerische Naturbühne erobern.

„Das Stück ist wie geschaffen für uns“, freute sich die Vereinsvorsitzende Beate Bauer, „und viele unserer Zuschauer warten seit Jahren auf diese Produktion.“ Zusammen mit ihrem Stellvertreter Josef Kolbeck lässt sie keinen Zweifel, „dass das wieder eine tolle Sache wird“, vor allem „weil es ja irgendwie auch unsere Zuschauer erwarten, dass so etwas kommt“.

Auch Regisseur Reitmeier und Kostümbildnerin Antje Adamson sind bereits geradezu entflammt für die anspruchsvolle Aufgabe. „Wir können endlich einmal wieder unserer Fantasie freien Lauf lassen und in jeder Hinsicht auf die Pauke hauen“, meinte der Intendant des Tiroler Landestheaters. „DerSommernachtstraumist das Stück für ein erfahrenes, vor Kraft und Spiellust strotzendes Ensemble.“ Reitmeier hat nach seinen Worten „eine gereifte Spieltruppe, die dieses Stück auch braucht“.

Mehrsprachige Orientierung

Äußerst reizvoll, das liegt auf der Hand, wird die Textfrage, ist doch das Original in Englisch und sogar in Reimen verfasst. Zudem gibt es einige hochdeutsche Fassungen – wobei für den Ludwigsberg natürlich eine Version in Bayerisch entsteht, mehrsprachig orientiert, versteht sich. „Auch in der Dialektfassung soll das Stück seine derbe Komik, seinen poetischen Charme und seine schlüpfrige Zweideutigkeit ganz im Sinne Shakespeares behalten – und die eine oder andere Zusatzüberraschung haben wir auch schon im Kopf. Dazu passt hervorragend eine moderne, fetzige Musik mit Hitanleihen und Wiedererkennungswert“, ergänzte Barbara Kerscher. Sie wird übrigens im Herbst eine Stelle als persönliche Referentin des Generalintendanten am Theater Münster antreten.

Der Line treu bleiben

Die Frage „Wie verrückt darf es sein?“ hat Regisseur Reitmeier für sich noch nicht beantwortet. Er meint aber, „dass sich alle Darstellerinnen und Darsteller mit großer Leidenschaft dem bunten Treiben, den turbulenten Verwicklungen und erotischen Abenteuern zwischen Menschen, Feen und Elfenwesen hingeben werden.“ Für ihn ist aber schon klar: „Wir müssen dieses wunderbare Stück dabei nicht vergewaltigen. Wir werden schon unserer Linie treu bleiben –und dann wohl doch einen der verrücktesten Shakespeares zeigen, den es gibt.“

Die berühmte Geschichte um das Liebeschaos (diesmal auf dem Ludwigsberg von dem spitzbübischen Elfen Puck angerichtet), zwischen Alt und Jung, nötigenfalls auch im nächtlichen Unterholz, wird auch an die bewährten Bühnenbauer der Festspielgemeinschaft hohe Anforderungen stellen. „Alles soll farbenfroh, fröhlich, dabei aber doch ein bisschen grotesk und gespenstisch werden“, wünscht sich Johannes Reitmeier – wobei er aber schon heute überzeugt ist, „dass das auch so realisiert wird“.

Motivation für alle

Das neue Stück schon jetzt und somit während der laufenden Saison bekanntzugeben, ist für Johannes Reitmeier „zugegeben eher ungewöhnlich“. Bisher sei das immer mit zeitlichem Abstand geschehen, meist auch zugleich mit den Rollenbesetzungen. Wenn diesmal anders verfahren werde, so habe das vor allem den Grund, „dass wir momentan alle beisammen sind, von den Darstellern bis zur Regie –und ich bin sicher, das ist gut für die Motivation aller Beteiligten, aber auch für unser tolles Publikum“.