Wahl
Linke will Strom aus der eigenen Kommune

Bundestagskandidaten stellen sich den Fragen des Bund Naturschutzes. Diesmal antwortet Manfred Preischl von den Linken.

16.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:01 Uhr
Manfred Preischl von den Linken hat sich den Fragen des Bundes Naturschutz gestellt. −Foto: Preischl

Manfred Preischl von den Linken sieht in der Rentensicherheit, dem Klimawandel, dem Pflegenotstand, dem Artensterben und der sozialen Gerechtigkeit Themen von überlebenswichtiger Bedeutung. m folgenden Text stellt er sich Fragen des Chamer Kreisverbandes im Bund Naturschutz.

Verkehr: Wie stehen Sie zu einer Reduzierung des Flugverkehrs bei gleichzeitiger Förderung der Schiene?

Ein Flug hat gegenüber der Bahnfahrt einen über 100-Fach größeren ökologischen Fußabdruck! Mit gesundem Menschenverstand kann es nur eine Folgerung geben: Schluss mit dieser selbstzerstörerischen Unvernunft. Der Luftverkehr ist mit jährlich fast 12 Milliarden Euro die am höchsten subventionierte Verkehrsart. Die Deckelung der Luftverkehrssteuer von 1,75 Milliarden Euro muss aufgehoben werden. Die Kerosinsteuer ist überfällig. Bus und Bahn müssen ausgebaut und umfangreich subventioniert werden. Das Ziel soll ein solidarischer Nulltarif im ÖPNV für alle sein. Die Geschäftspolitik der Bahn muss am Gemeinwohl und der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden und nicht am Bilanzgewinn.

Die Fragen:Der Kandidat:
Der Bund Naturschutz hat sich mit Fragen zur Umweltpolitik an die Bundestagskandidaten gewandt. Wir veröffentlichen die Antworten in einer kleinen Serie.Heute kommt Manfred Preischl zu Wort. Er tritt für die Linke zur Bundestagswahl an. Der 60-Jährige ist Mitglied beim VdK und ist in der Vorstandschaft der Schachabteilung des TSV Nittenau sowie beim Kreisverband der Linken.

Energiewende: Wie können Menschen in die notwendigen Prozesse aktiv eingebunden werden?

Dezentrale Energieversorgung ist das Stichwort. Oligopole von wenigen Energieversorgern schaffen zentralistische Abhängigkeiten, die nicht im Sinne der Menschen sein können. Die Zielvorstellung sollte sein: Jede Kommune produziert den Strom, der benötigt wird weitestgehend selber! Häuser produzieren den benötigten Strom selber, den sie verbrauchen (Nullernergiehäuser und Plusenergiehäuser müssen der Standard werden). Die „10 h –Regel“ insbesondere in Bayern muss aufgehoben und angepasst werden. Die Kommunen sollen umfassende Beteiligungsmodelle anbieten.

Artenschutz: Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, um das Massenaussterben der Arten zu bremsen?

Es geht schon längst nicht mehr nur um den Schutz von einzelnen Biotopen und Arten. Es geht um die Wiederherstellung, die Entwicklung und den Schutz der Ökosysteme des Planeten. Umwelt, Natur und Klima werden weltweit den Profiten geopfert, mit drastischen Folgen. Etwa 150 Tier- und Pflanzenarten sterben täglich aus. Naturschutz- und Biodiversitätsziele müssen in andere Politikbereiche verbindlich integriert werden, um den Erhalt der Natur und Biodiversität zu gewährleisten. Das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ soll finanziell aufgestockt werden. Insekten müssen als wichtiger Teil des Ökosystems geschützt und die Biodiversität muss gefördert werden. Dafür muss der Pestizideinsatz reduziert werden.

Flächenverbrauch: Wie stehen Sie zum Flächenverbrauch? Mit welchen Maßnahmen wollen Sie in den Kategorien Wohnen, Verkehr und Industrie den Flächenverbrauch in Bayern bis 2030 auf 5 Hektar pro Tag begrenzen?

Ich stehe zu den Zielen der nationalen und bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie hinsichtlich des Flächenverbrauchs. Der Grund für Wohnungskrise ist nicht, dass es zu wenig Wohnungen gibt, und die Lösung ist nicht „bauen, bauen, bauen“ – Die Bevölkerung ist nicht sprungartig gewachsen. Fast 2 Millionen Wohnungen stehen leer, weil das Finanzkapital aufgrund der ungleichen Verteilung des Reichtums und der Blasen auf den Finanzmärkten nach Anlagemöglichkeiten sucht. Da kommt das „Betongold“ gerade recht.

Agrarpolitik: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Flächenprämie in eine „Gemeinwohlprämie“, die Umweltstandards honoriert, umgewandelt wird?

Die Subventionspolitik der Agrarpolitik muss komplett auf den Kopf gestellt werden. Nicht die großen Agrarbetriebe, die industriell arbeiten sind förderungswert, sondern kleinbäuerliche Strukturen, Genossenschaften, Teilzeitlandwirte und bäuerliche Familienbetriebe. Natürlich unterstütze ich die Umwandlung einer „Flächenprämie“, wie wir sie derzeit haben in eine „Gemeinwohlprämie“.

Generell: Die Themen Rentensicherheit, Klimawandel, Pflegenotstand, Wirtschaftswachstum, Artensterben, Soziale Gerechtigkeit, Verkehrsprobleme, Bevölkerungsentwicklung sind wichtig für unsere Gesellschaft. Wie sieht Ihre Dringlichkeitsreihung aus?

Rentensicherheit, Klimawandel, Pflegenotstand, Artensterben und soziale Gerechtigkeit sind Themen von überlebenswichtiger Bedeutung. Ich möchte diese Themen ungern in ein Dringlichkeitsranking setzen. Alle diese Themen sind für die Menschen von existentieller Bedeutung und müssen als Mehrklang gleichzeitig bearbeitet werden. Wirtschaftswachstum passt definitiv nicht in diese Reihe. Blinder Glaube an stetiges Wachstum ist vielmehr verantwortlich für viele existentielle Menschheitsprobleme. Verkehrsprobleme sind in dieser Reihe diejenigen, die ich in der Priorität weiter unten ansiedeln würde. Die Bevölkerungsentwicklung auf der Erde wird in Zukunft ein zentrales Thema.