Erinnerungen an den Alltag im Bayerwald
Loiblinger Schwemme war einst ein Treffpunkt

20.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:21 Uhr
Mitten in der Loiblinger Schwemme: Rösser, Knechte, ein Bauer mit einer Zille und dazwischen Dorfbuben, die sich hier besonders wohl fühlten −Foto: Archiv Georg Fleischmann

Es waren gute Zeiten und es waren auch schlechte Zeiten, die die Loiblinger Bauern früher mit dem Regenfluss erleben durften. Die Bauern, die es damals in diesem kleinen Ort gab, machten sich jedoch alle diese Zeiten zunutze – und das besonders im Sommer.

„Fuhrwerken“ von einem Ufer zum andern tat man immer, wenn im Sommer der Wasserstand des Flusses niedrig war. Und dann gab es noch etwas, was durch einen leichten Zugang zum Uferwasser möglich war, es war die Schwemme. Hierher wurde früher das Vieh der Bauern zum Tränken getrieben, zu einer Zeit, wo es noch keine allgemeine Wasserversorgung gab, und daher das Vieh selbst an die Quelle geführt wurde.

In Loibling befand sich diese Schwemme zwischen dem Anwesen des jetzigen Bauern Erich Herrnberger und der damaligen Marie Platzer, die in einem kleinen Häusl direkt am Ufer des Regens wohnte. Zwischen beiden Anwesen war der Zugang zur Loiblinger Schwemme.

Vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst, als das Hüten eingestellt wurde, wurde das Vieh der Bauern täglich zwei- oder dreimal zum Tränken getrieben. Die Tränke-Zeiten hatten sich die Bauern etwas eingeteilt, damit es am Regenfluss kein allzu großes Gedränge gab. Da standen dann die Ochsen, die Kühe und das Jungvieh bis zum Bauch im Regenfluss und ließen es sich gut gehen. Die Aufsicht über die Viehherde hatten die Buben und Mädchen oder die „kleinen“ Knechte und Mägde der Bauern. Regelmäßig wurde dabei auch das Vieh gewaschen.

An der Schwemme spielte sich auch viel dörfliches Leben ab. Besonders an Sonntagen nach der Kirch, so erzählte man sich, war es dort manchmal sehr interessant.

Da kamen nämlich die Knechte der Loiblinger Bauern mit den Rössern in die Schwemme geritten – und das war immer aufregend. Sie ritten flussabwärts im tiefen Wasser und diese Abkühlung tat Ross und Reiter sichtlich gut. Die „Loiblinger Schwemme hatte aber noch eine ganz andere Anziehungskraft. Sie galt auch als abendlicher Sammelplatz der jungen Leute. Buben und Mädchen trafen sich hier, und die ersten Liebschaften nahmen hier ihren Anfang.

Dieses romantische Dorfleben endete jedoch um das Jahr 1950. Als die Loiblinger Bauern 1948 den elektrischen Strom bekamen, änderten sich der Alltag und die Arbeit der Bauern schlagartig. Wasserdruckkessel wurden an die Brunnen angeschlossen und die Selbsttränkebecken hielten in den Viehställen Einzug.

Um 1950 wurden die Loiblinger auch an die Wasserleitung angeschlossen und die allgemeine Modernisierung nahm ihren Lauf. Die alte Schwemme am Regen war bald vergessen, man brauchte sie nicht mehr. Aber noch lange haben die inzwischen alt bgewordenen Bauern davon erzählt. Von damals, als sie als kleine Buben die Viehherden über den Dorfanger zum Regenfluss trieben und auch von den ersten Liebschaften am Ufer des Regens.