Historisches aus Cham
Luckner, der „Seeteufel“

09.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:49 Uhr
Einige Bücher Luckners. −Foto: Jan Woitas/PA/dpa

Heuer feiert die Stadt Cham das 300-Jährige des Johann Nikolaus Graf Luckner, dem als deutschen Offizier in französischen Diensten die Marseillaise komponiert wurde. Noch bekannter als diese historische Figur ist aber deutschlandweit ein anderer Luckner, und dies dank seiner schriftstellerischen Tätigkeit: Felix Nikolaus Alexander Georg Graf von Luckner würde heute seinen 141. Geburtstag feiern.

Besser bekannt ist er aber als „Seeteufel“. So sind auch seine etlichen Kriegs- und Abenteuerbücher betitelt, in denen er das Versenken und Kapern feindlicher Schiffe im Ersten Weltkrieg beschreibt. Der Chamer Luckner war übrigens der Urgroßvater des „Seeteufels“.

Was immer man aus heutiger Sicht vom Versenken von 14 feindlichen Schiffen durch ein getarntes Segelschiff halten will, die Bücher Luckners lesen sich noch heute spannend und aufregend, wenn man seine pazifistischen Bedenken beiseite- legen kann. Hoch anrechnen muss man Luckner aber sicherlich, dass er es bis auf einen (Unfall-)toten vermied, dass bei seinen Angriffen Menschen zu Schaden kamen. Mit Vortragsreisen (unter anderem in den USA) über seine Abenteuer und mit Buchveröffentlichungen hat Luckner in der Zwischenkriegszeit auch seinen Lebensunterhalt finanziert.

Es wundert wenig, dass die nationalsozialistische Propaganda das Erzähltalent Luckners nutzte. Dennoch wird und wurde selbst zu DDR-Zeiten Luckner in seiner Heimatstadt Halle in Ehren gehalten, weil er mit anderen dafür sorgte, dass die Stadt nicht bombadiert wurde und die deutschen Truppen kampflos abzogen. Halle entging der Zerstörung. Daran wird auf mehreren Gedenktafeln der Stadt erinnert.

Zu einer Ehrung Luckners kam es aber nie, wegen seiner Kontakte zum Nationalsozialismus und eines Prozesses wegen Missbrauchs von Minderjährigen, der 1939 ohne Urteil blieb. Luckner starb 1966.