Kultur Ludwig Gebhard wäre 85 geworden
Der Tiefenbacher Maler hätte an diesem Dienstag Geburtstag feiern können. Erst spät fand er Anerkennung in seiner Heimat.

Tiefenbach.Gleich mit zwei Ausstellungen wird der 85. Geburtstag von Ludwig Gebhard gefeiert: Seine Witwe Conradine Gebhard präsentiert in ihrer eigenen Galerie in Landsberg am Lech bis 1. Spetember noch nie gezeigte Arbeiten aus den Jahren 1967 bis 2005. (Termin nach telefonischer Vereinbarung)
Der 85. Geburtstag von Ludwig Gebhard am 14. August bietet Gelegenheit, auf das Tiefenbacher Ludwig-Gebhard-Museum hinzuweisen und einen Besuch zu empfehlen. Im Erdgeschoss des Museums werden vorzugsweise die Linolschnitte des 2007 verstorbenen Künstlers gezeigt, in der Wechselausstellung zeigen Bleistift- und Buntstiftzeichnungen einen weiteren von vielen Aspekten des 1933 in Tiefenbach geborenen Künstlers auf.
Gebhard lebte seit 1958 in München bzw. in Landsberg am Lech. Er nahm schon sehr früh, 1961 und in den Folgejahren, an der großen Münchner Kunstausstellung teil und machte sich vor allem mit Graphik einen Namen.
Die Künstler-Karriere

Er studierte von 1959 bis 1965 insgesamt zwölf Semester an der Akademie der bildenden Künste in München bei Professor Ernst Geitlinger. 1983 war Gebhard Gast der Villa Romana in Florenz. Ludwig Gebhard gehörte vor allem mit seinen Linolschnitten zu den international führenden Druckgrafikern der zeitgenössischen Kunst. Über 120 Einzelausstellungen im In- und Ausland und über 40 Einzelpublikationen beweisen die internationale Bedeutung des Künstlers und große Anerkennung seiner Arbeiten.
Gebhard war ein Berserker, ein Workaholic, dem keine künstlerische Arbeit zu viel wurde. Kein Wunder, dass in seinem Werk eine Vielzahl von Themen und Techniken zu finden ist. Gebhards umfangreiches Werk umfasst Gemälde und Skulpturen ebenso wie graphische Techniken (Linolschnitte, Radierungen, Lithographien).
Die Druck-Technik von Picasso

Bekannt wurde er vor allem durch die Linolschnitte (meist in der Technik des Verlorenen Drucks), die er mit großer handwerklicher Perfektion erstellte. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in aller Welt folgten, u. a. neben Deutschland in den USA, in Belgien, Finnland, Iran, Tschechoslowakei, Schweiz und Österreich. In Belgien und Italien erhielt er bei internationalen Ausstellungen Kunstpreise für seine meist graphischen Arbeiten.
„Im Ausland stellt Gebhard häufiger aus, als in seiner Heimatstadt.“
Gebhards umfangreiches Werk umfasst Gemälde und Skulpturen ebenso wie graphische Techniken (Linolschnitte, Radierungen, Lithographien). Bekannt wurde er vor allem durch die Linolschnitte ( meist in der Technik des Verlorenen Drucks), die er mit großer handwerklicher Perfektion erstellte. Der Linolschnitt war für ihn wie geschaffen: Nachdem kein Geringerer als Picasso diese „Kindertechnik“ ab Mitte der Fünfziger bis Anfang der Sechziger Jahre wieder salonfähig in der Kunst gemacht hatte, war sie auch Gebhards Ausdrucksmittel Nummer Eins geworden. Hier hat er seine „Meisterdisziplin“ gefunden. Kein Geringerer als Eugen Gomringer, dessen Name mit Konkreter Kunst und Poesie verbunden ist, wies 1982 in seinem Textbeitrag „Ludwig Gebhard- Konstruktives neu belebt“ auf den Tiefenbacher Künstler hin.
Im Artikel „Von Kopffüßlern und Zangenmenschen“ wird Gebhards schwieriges Verhältnis zu München beschrieben. „In Münchner Galerien war Gebhard bisher ein seltener Gast. Im Ausland stellt Gebhard häufiger aus als in seiner Heimatstadt.“ Gebhard, in München und in Landsberg am Lech (dort befand sich sein Sommer-Atelier) lebend und arbeitend, vermisste lange Zeit die Anerkennung vor allem in München trotz der Ausstellungen in aller Welt.
Das Museum in Tiefenbach

Über 60 Jahre war Gebhard alt, als er von der Gemeinde seines Geburtsortes den Auftrag für ein großflächiges Wandgemälde in der neuen Grund- und Hauptschule erhielt. Die Gemeinde Tiefenbach ermöglichte die Nutzung des ehemaligen, auch von Gebhard als Schüler besuchten Schulhauses. In den Räumen des um 1900 errichteten Gebäudes wurde 2000 das Ludwig-Gebhard-Museum eröffnet, in dem vorzugsweise Grafiken zu sehen sind. Höhepunkt 2018 war die Präsentation des Gebhardschen Schaffens am Münchner Info-Point, eine Würdigung wie er sie sich nicht einmal erträumt hatte.
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