Menschen Markt Lam ehrt seinen Olympioniken
DSV-Langläufer Albert Kuchler plauderte mit dem Bürgermeister über das Abenteuer Peking und verriet, was er so alles vorhat.

Lam.Bürgermeister Paul Roßberger freute sich am Mittwoch sichtlich, dass der DSV-Langläufer und Olympionike Albert Kuchler, der in dieser Woche in der Heimat weilte, zu einem Plauderstündchen ins Rathaus kam. Insbesondere der letzte Winter verlief für das Lamer Eigengewächs grandios. „Olympia war das i-Tüpfelchen“, wusste Roßberger, der sich sicher war, dass für Albert Kuchler damit ein Traum, den er schon als Bub träumte, in Erfüllung ging. „Ganz Lam drückte dir die Daumen“, war dem Bürgermeister bekannt.
Seiner Laudatio wohnten auch der Vize-Bürgermeister Alois Vogl senior und TI-Leiterin Christine Vogl bei, die natürlich das Aushängeschild im Wintersport mit dessen Zustimmung in der Werbung für den Luftkurort einsetzt. „Seine Erfolge sind seinem Talent, Engagement, Ehrgeiz und Trainingsfleiß geschuldet“, gratulierte der Bürgermeister namens des Marktes Lam und auch persönlich. „Albert hat nie die Bodenhaftung verloren und ist nach wie vor unglaublich heimatverbunden“, so Roßberger.
Wertigkeit der Erfolge
Natürlich bat ihn der Bürgermeister, sich im Goldenen Buch einzutragen. Der Ausnahmeathlet erhielt einen Platz direkt hinter Ilse Aigner, der Präsidentin des Bayerischen Landtags. „Das spiegelt die Wertigkeit deiner Erfolge wider“, ließ der Bürgermeister keinen Zweifel aufkommen. Als Aufmerksamkeit vonseiten des Marktes Lam überreichte Roßberger ihm einen Gutschein für das Hotel zum Hirschen zu einem Familienessen und eine Zehner-Karte für das Osserbad zum Regenerieren bzw. Relaxen. Zusätzlich durfte der Sportler eines von den zwei riesigen Transparenten mitnehmen, die den Stolz auf den Olympioniken preisgeben. Das zweite bleibt – von ihm signiert – im Besitz des Marktes Lam.
Die Resonanz aus der Heimat hat Albert Kuchler selber verwundert. „Die vielen Nachrichten und Anrufe, auch im Elternhaus“ fand der Lamer extrem cool. „Das ging schon los, als ich im Weltcup gestartet bin“, erinnert sich der Kaderläufer an die Reaktionen.
Der Start im Weltcup und dann bei Olympia in Peking hat einen Eindruck in ihm hinterlassen, der kaum zu toppen ist. Nicht nur die Olympia-Teilnahme, sondern auch die äußeren Umstände der Corona-Pandemie hätten die Gemütslage durcheinandergewirbelt. Die vorausgegangene Quarantäne vor den Spielen und die ständige Testerei waren sicherlich belastend.
Nach der Ankunft in Peking ging die Ungewissheit weiter. „Für uns Deutsche war es ungewöhnlich, dass alles kontrolliert wurde, das Röntgen des Gepäcks und eine Leibesvisite inklusive“, berichtete Albert Kuchler. So etwas kenne man in Deutschland nicht. „Jedes Mal, wenn wir das Dorf zum Training verlassen haben und wieder zurückkehrten, wiederholte sich die Observation. Im Dorf selber war es recht angenehm. Bei uns wohnten die nordischen Sportler.“
Der Kontakt im Vorfeld war zwischen den Sportlern und dem Veranstalter sehr dürftig. „Wir wussten nicht genau, was uns am Flughafen erwartet“, so der Lamer. Glücklicherweise mussten die Ankömmlinge nicht zwei Nächte in Quarantäne, wie angekündigt war. Im olympischen Dorf gab man sich dann extrem viel Mühe mit den Olympioniken: „Die Chinesen haben Unmengen an Zeit und Geld investiert“.
Gespannt sein darf man, wie mit den vielen Sportstätten weiter verfahren wird. „Die Gastgeber haben extra für die Olympischen Spiele von Peking in unser Dorf eine dreispurige Autobahn gebaut“, schilderte Albert Kuchler ein Kuriosum. „Das sind 200 Kilometer nur für den Zweck, dass wir einmal hinfahren konnten.“ Für die Strecke brauchten sie fünf Stunden, weil die Geschwindigkeit nur 40 km/h betrug, mit je drei Polizeiautos vor und hinter ihnen. „Wir fragten uns, ob wir geschützt werden sollten oder die Außenwelt vor uns“, musste der Athlet in der Nachbetrachtung noch schmunzeln.
Die Wettkampfbedingungen waren allerdings perfekt. Die Chinesen scheuten sich nicht, Hilfe von Fachleuten aus dem Ausland in Anspruch zu nehmen. Die Langlaufstrecke wurde beispielsweise von einem Norweger gebaut. „Es waren auch sehr viele deutsche Firmen bei den Bauten beteiligt“, so der Bayerwäldler. Und es wurde nicht gespart.
Die Chinesen haben sehr großen Zulauf an Nachwuchssportlern, weil dort der Wintersport ein Pflichtfach geworden ist. Es habe ganz den Anschein, als ob die Gastgeber den Skisport in dem Land etablieren wollten.
Auffallenderweise wohnten die Athleten im Olympischen Dorf in Wohnungen, nicht in Hotelzimmern. Die Sportler schnappten dort auf, dass die mit Tierfgaragen ausgestatteten Appartements eventuell an wohlhabende Pekinger verkauft werden. „Wir bekamen schon mit, dass vieles nur Schein war“, so Kuchler. Als Beispiele nannte er die Beschneiung der Berghänge und die Unmengen gepflanzter Bäume. „Beides hatte eine gute Außenwirkung.“ Wegen der Abschirmung aufgrund der Corona-Gefahr hätten die Sportler leider nicht viel von Peking und der Umgebung gesehen.
Nach einer Woche Heimaturlaub, bei dem er bei Sepp Maurer trainierte, erwartet Albert Kuchler nächste Woche erst einmal der Polizeidienst, bis es mit dem Sommertraining losgeht. Die Übungseinheiten bei Sepp Maurer möchte Albert Kuchler fortsetzen, er wird deshalb in regelmäßigen Intervallen heimfahren. Es ist schon fix, dass der DSV-Läufer mit der Weltcupmannschaft trainiert und mit den Kollegen auf Lehrgänge fährt.
Ziele des Athleten
Sein Ziel für das angebrochene Jahr ist durchaus hoch angesetzt. „Ich möchte im Weltcupteam bleiben und Weltcuppunkte holen“, nimmt sich der Lamer Albert Kuchler vor.
Des Weiteren will er sich für die WM 2023 in Planica qualifizieren. „Dort ist auch für das Publikum extrem viel geboten“, weiß der Athlet, der hofft, dass nicht wieder eine neue Corona-Welle die Pläne zunichtemacht und, wie in Oberstdorf, Pappaufsteller die Zuschauer ersetzen. (kli)
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