Ausbildung
Mehr Azubis sind nicht genug

Zahl der Azubis steigt, aber auch der Bedarf: Nun gilt das Augenmerk jungen Frauen, Flüchtlingen und Gymnasiasten

03.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:22 Uhr
Die Gäste des Berufswahltags im neuen Schmuckstück der Berufsschule: die Schalungshalle mit dem Schwerlastkran. −Foto: hiendlmaier/Hiendlmaier

„born2beschreiner“ - als Sigi Zistler am Dienstag die Further Filiale der Berufsschulen betrat, war der Chef deren Zentrale in Cham sichtlich beeindruckt vom neuen Selbstbewusstsein des Handwerks. Schließlich war er selbst mal Lehrer an der „Außenstelle“ in Furth im Wald. Damals, und so lange ist das nicht her. Da war jeder Berufszweig froh, wenn er eine Schulklasse zusammenbrachte.

Handwerk immer lukrativer

Rund 220 Schüler wurden in Theorie und mit praktischen Übungen an die Berufe herangeführt. Betreut von Lehrern und Azubis aus den Betrieben ging es ans Anfertigen von Werkstücken aus Holz, oder Verschalungen aus dem Mauerwerksbau.

In erster Linie diene der Infotag aber dazu, das Bild des Handwerks durch die Realität zu ersetzen. Wie die aussieht, beschreibt Kreishandwerksmeister Georg Braun so: „Es ist mitnichten mehr so, dass das Handwerk schwer, laut und schmutzig ist.“ Klar müsse man hinlangen. Aber für schwere Arbeit gebe es heute viele Hilfsmittel, so dass auf der Baustelle zunehmend Köpfchen gefragt sei.

ZahlZuwachsRückgang
: Über 8600 Auszubildende im Bayerischen Baugewerbe bedeuten ein Plus von fünf Prozent im Jahresvergleich: Gestiegen sind die Ausbildungsverhältnisse vor allem in den Bereichen Straßenbau, Kanalbau, Brunnenbau und Tiefbau. Im Ausbau bei den Stuckateuren, Zimmerern, Fliesen- und Estrichlegern sowie Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutzisolierern betrug das Plus sieben Prozent.: Minus 2,8 Prozent verzeichneten die Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer.

„Wir bieten Zukunft“, sagt Braun über das Handwerk anno 2022. Und die sehe so aus, dass sie zum einen heimatnah sei, außerdem vielfältig, digital und auch lukrativ. Auf den Geschmack kämen prozentual auch immer mehr Schulabgänger, freute sich da Kammerpräsident Dr. Georg Haber.

Haupthaus harrt Sanierung

Zistler und Altmann konnten hier erste Erfolge vorweisen: Die jungen Handwerkerinnen werden zwar langsam, aber dafür konstant mehr. Die ukrainischen Jugendlichen in der Willkommensklasse seien hoch motiviert und mittlerweile seien rund zehn Prozent der Berufsschüler ehemalige Gymnasiasten. Allerdings gebe es hier noch Baustellen: Von den drei Gymnasien im Landkreis kam kein Schüler zum Begegnungstag - trotz expliziter Einladung an die Schulleiter.

Hier konnte der Landrat behilflich sein, indem er den Besuch des Ministerpräsidenten für Donnerstag nächste Woche ankündigte. Vielleicht hat Markus Söder dann ja einen Zuschuss für den Sachaufwandsträger als neue Motivation im Gepäck. Zwar wurde die Berufsschule zuletzt sukzessive modernisiert - beim Haupthaus der Further Außenstelle steht die Sanierung aber noch aus.