Natur Menschen müssen
Jäger und Landwirte wollen gemeinsam den Mähtod von Rehen und Hasen verhindern.

Bad Kötzting.„Jedes Stück Jungwild, das vor der Grünfuttermahd gesichert werden kann, ist ein Gewinn für die Natur“, sagt der Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, Roland Heigl. Sein Anliegen ist es, in den nächsten Tagen, wenn der erste Schnitt für Grassilage erfolgt und der vor allem für Biogasanlagen wichtige Grünroggen gemäht wird, durch intensive Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten Tiere zu schützen.
Der Schutzgedanke gilt dabei keineswegs nur den Wildtieren, die in der Obhut der Jäger stehen. Fallen sie den Mähmessern der immer größer werdenden Erntemaschinen zum Opfer, so kann die Einbringung mit dem Silofutter in den Stall zu schweren Erkrankungen bei Rindern führen. „Deshalb liegt es im besonderen Interesse unserer Bauern, bei der Kitzrettung mitzuwirken“, sagt Roland Heigl. Wichtigster Punkt ist dabei die Absprache über den geplanten Mähtermin, denn gerade der erste Schnitt erfolgt meist großflächig, weil für die Gewinnung von Grassilage innerhalb weniger Tage ein Großteil der Grünflächen gemäht wird. Aktuell sind vor allem Drohnen gefragt, die mit Wärmebild- und Digitalkameras bestückt sind und beim Einsatz in den frühen Morgenstunden eine hohe Erfolgsquote bei der Jungwildsuche versprechen. Die aufgrund ihrer Körperwärme entdeckten Rehkitze oder Junghasen werden entweder mit einem Wäschekorb, Gras und einem aufgelegten Stein in der Wiese gesichert und der Standort markiert, oder sie werden geborgen und für die Zeit der Mahd im angrenzenden Gelände auf diese Weise festgehalten. Nach der Mahd werden die Kitze umgehend freigelassen.
Auch elektro-akustische Wildretter sind hilfreich, die in unregelmäßigen Abständen schrille Töne erzeugen und Lichtsignale aussenden. Sie verleiten ebenso wie Wildscheuchen die Muttertiere, ihren Nachwuchs vor der erkennbaren Gefahr in Sicherheit zu bringen. Diese Maßnahmen greifen aber nur, wenn sie am Abend vor der Mahd laufen. Auch das Durchgehen von Wiesen mit vielen Helfern in einem Abstand von maximal fünf Metern ist eine Möglichkeit, Rehkitze zu entdecken. Optimal sind Warnsysteme wie das Sensosave des Maschinenherstellers Pöttinger, das beim Mähen die Abwärme von Kitzen erkennt und das Mähwerk sofort aushebt.
In den zurückliegenden Jahren ist sehr viel passiert im Einzugsgebiet der Kreisgruppe Bad Kötzting. Sowohl Jäger, die sich die Drohne privat angeschafft haben, aber auch etliche Jagdgenossenschaften bis hin zu eingetragenen Vereinen für Jungwildrettung haben hier keine Kosten und Mühen gescheut, sich für die Jungwildrettung ehrenamtlich zu engagieren.
„Der schlechteste Weg ist, nichts für die Wildrettung zu tun“, gibt Roland Heigl zu bedenken. Die Landwirte oder beauftragte Lohnunternehmer sind verpflichtet, Flächen vor Mähbeginn abzusuchen. Zweckmäßig ist dabei die Abstimmung mit den Revierpächtern, die Wildscheuchen, bunte Flatterbänder oder akustische Scheuchen aufstellen, die Wiesen mit Hunden am Vorabend der Mahd abgehen und so die Rehe vergrämen. Auch beim Einsatz von Drohnen sind Jäger und Landwirte gemeinsam gefordert.
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Cham.