Siedling
Musikant Alois Schlamminger ist verstummt

In würdiger Weise hat Pfarrer Georg Praun am Freitag die Urne des verstorbenen Volksmusikanten Alois Schlamminger im Beisein einer großen Trauergemeinde auf dem Wiltinger Friedhof bestattet.

04.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:52 Uhr
Hans Kraus
Alois Schlamminger bleibt als begeisterter und begnadeter Ziachspieler in bester Erinnerung. Foto: Gabi Dahlmann −Foto: Gabi Dahlmann

Susanne Hausladen und Christian Baumeister (Diatonische), Laura Baumeister und Hans Wildfeuer (Gitarre) und Martin Hausladen (Bass) spielten und sangen am offenen Grab als letzten Gruß drei seiner Lieblingslieder. Mit Alois Schlamminger starb ein bekannter und beliebter Volksmusikant, der sich mit dem Siedlinger Ziachtreffen auch überregional einen Namen machte. Der 1939 in Loibling geborene Alois Schlamminger verdiente sich als Lederzuschneider seinen Lebensunterhalt, bewirtschaftete nach Heirat 1960 mit seiner Frau Hedwig zudem deren elterliche Landwirtschaft und zog mit ihr drei Töchter groß. Viel Freude bereiteten ihm seine fünf Enkel und zwei Urenkel. Als ausgezeichneter Fußballer war er 1969 Mitglied der Gründungsmannschaft des SV Wilting und begeisterte als Mittelfeldspieler und Ideengeber die Fußballfans. 1972 errangen die Wiltinger mit ihm als Trainer die erste Meisterschaft und stiegen in die damalige B-Klasse auf. Legendär waren die Spielersitzungen im Vereinslokal Altmann, bei denen Schlamminger auf der Quetschn seine musikalischen Fähigkeiten einbrachte. Nach Beendigung seiner Fußballerkarriere widmete er sich verstärkt der Musik und lernte als Autodidakt das Spiel auf der Diatonischen. Mit viel Geduld und Übung, rein nach Gehör, studierte er mit Hilfe von Kassettenaufnahmen unzählige Stücke auf der Steirischen ein und gab sie bei geselligen Zusammenkünften auch mit Gesang zum Besten. Mit Gründung der Naturfreunde Rauchenberg fand er als Vereinsmusikant stets begeisterte Zuhörer. 1977 lud er Ziachspieler aus der Umgebung zu einer gemütlichen Sitzweil nach Siedling ein und begründete damit das Ziachtreffen beim alljährlichen Schupfa-Fest. Über 30 Jahre lang organisierte er stets am zweiten Juli-Sonntag diesen volksmusikalischen Höhepunkt, bei dem bis zu 30 Musikanten aller Altersstufen aus dem ostbayerischen Raum ihr Können präsentierten. Christian Baumeister unterstützte ihn zuletzt bei der Organisation und führte die Traditionsveranstaltung fort. Bei unzähligen Geburtstagsfeiern und Volksmusikstammtischen war Alois Schlamminger mit Spiel und Gesang Garant für gemütliche und fröhliche Runden. Als seine Frau Hedwig erkrankte, wurden seine Auftritte weniger: Liebevoll kümmerte er sich um sie bis zu ihrem Tod 2013. In letzter Zeit litt er selbst an Parkinson, was ihn aber nicht davon abhielt, noch das eine oder andere Stückl auf der Ziach zu spielen. Seit etwa einem halben Jahr war er im BRK-Pflegeheim in Wilting untergebracht und schloss am 25. Juni im Krankenhaus Cham für immer die Augen. Neben vielen seiner Volksmusikfreunde nahmen bei der Urnenbeisetzung auch Abordnungen der Naturfreunde Rauchenberg, der Freiwilligen Feuerwehr Traitsching und der Marianischen Männerkongregation Abschied von Alois Schlamminger. (ckt)