Waldmünchen
Nachbarschaftshilfe ist offiziell gestartet –Wie Waldmünchen künftig helfen will

20.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:06 Uhr
Sie alle sind die Nachbarschaftshilfe Waldmünchen: Bürger, Vertreter von Stadt und Seniorenbeirat und des Mehrgenerationenhauses. Sozialpädagogin Nadine Himmelhuber (rechts) ist deren Koordinatorin. −Foto: Fotos: Petra Schoplocher

Kein durchgeschnittenes rotes Band. Kein übergebener symbolischer Schlüssel. Keine Segnung. Und doch hat sich am Samstag in Waldmünchen Epochales zugetragen: Die Stadt hat eine Nachbarschaftshilfe.

Es dürfte selten so große Aufbruchstimmung geherrscht haben im Mehrgenerationenhauses (MGH). Was etwas heißen will, eingedenk der kreativen und engagierten Menschen, die dort nicht müde werden, anzuschieben, neue Ideen zu entwickeln und letztlich auch mit hinlangen.

So wie Nadine Himmelhuber, die für fünf Wochenstunden – Förderprogramme machen‘s möglich – angestellt werden kann, um Ansprechpartnerin und Koordinatorin zu sein. In Wirklichkeit hat die Sozialpädagogin „schon jetzt wahnsinnig viel Hirnschmalz in das Projekt gesteckt“, wie MGH-Chefin Susi Nock beim offiziellen Startschuss mit größtem Lob anerkannte.

Lindner als ewiger Anschieber

Dessen durfte sich auch Arnold Lindner sicher sein. Schließlich war es der Vorsitzende des städtischenSeniorenbeirats,der immer und immer wieder auf die Notwendigkeit einer Nachbarschaftshilfe hinwies. Ein Thema, das schon seiner Vorgängerin Thea Liegl sehr am Herzen lag. Zurecht. Lindner muss es wissen, ist er doch ergänzend nicht nur als engagierter Mitarbeiter der Malteser-Initiative/Lebensmittelausgabe „Gestriges Brot“ hautnah an den Bedürfnissen der Menschen.

Es geht um die Menschen

Um die geht es, stellte Susi Nock unmissverständlich klar. Und zwar um alle: Die, die helfen wollen und können, und die, die (momentan) Hilfe nötigen. „Es kann jeden von der einen Minute auf die andere treffen“, machte sie deutlich. Gleichzeitig wollte sie mehrfach unterstrichen wissen, dass es in keinster Weise eine Schande sei, um Hilfe zu bitten.

„Einfach nur helfen“

Das deckt sich mit dem Selbstverständnis der Nachbarschaftshilfe, die jedem offen stehen soll, die nicht wertet, sondern ihrem Motto gemäß „einfach nur hilft“.

Auch da gibt es schon erste Ideen, wobei das gesamte Team offen ist, sich den Bedarfen („die wir vielleicht auch gar nicht kennen können“) anzupassen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Rückmeldungen, wo es „brennt“ oder bald brennen könnte, von zentraler Wichtigkeit sind.

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Keine Konkurrenz

Ganz wichtig ist den Verantwortlichen, dass sie bereits bestehenden Angeboten keine Konkurrenz sind. Noch einmal Susi Nock: „Die grundlegende Idee ist, Lücken zu schließen.“ Folglich ist eine ihrer Kernaufgaben die Überbrückung zwischen Akutsituation und dem Tag, an dem Hilfe – das Ziel – strukturiert organisiert ist.

Wenngleich „wir weder der Notruf, noch rund um die Uhr erreichbar sind, Ansprechpartner wollen wir sein“, betont sie. Deswegen soll es ab kommender Woche jeden Dienstag auch eine Bürgersprechstunde der NBH geben. Sie machte keinen Hehl daraus, dass der Weg zur Gründung einer Nachbarschaftshilfe mitunter einer Berg- und Tal-Fahrt geglichen habe, Der Euphorie am Anfang habe eine Finanzierungslücke ein erstes, jähes Ende bereitet. „Umso glücklicher und motivierter sind wir heute“, gab sie die neue Parole aus.

Langen Atem bewiesen

Neben denen, die vom ersten Aufschlag mit von der Partie waren (und denen Nock ausdrücklich für ihrDurchhaltevermögendankte), war auch Bürgermeister Markus Ackermann tiefe und berührende Freude anzusehen. Der betonte, dass esdas MGHnun als Ergänzung der ohnehin vielen niederschwelligen Angebote schaffe, konkrete Hilfestellungen zu geben. „Wir heben Alles auf ein höheres Level“, zeigte er sich überzeugt.

MGH und NBH, eine perfekte Ergänzung

Für ihn bildet die Kombination Nachbarschaftshilfe und Mehrgenerationenhaus ein starkes Fundament. Nicht zuletzt sei es deshalb für die Stadt ein Leichtes gewesen, dem Vorhaben durch eine Absichts/Unterstützungserklärung Sicherheit und ein Netz in eine Formalie zu gießen. Zumal dies einem hohen Ziel folge, schließlich gehe es um nicht weniger als die Stärkung des Miteinanders, was wiederum nichts Geringeres sei als eine gesellschaftliche Aufgabe.

Stadt als Partner

Er sicherte zu, dass die Stadt sowohl bei finanziellen als auch rechtlichen Fragen als Partner jederzeit parat stünde. Tenor: „Über dem Konzept ist ein sicheres Dach, unter ihm ein sicheres Netz.“ Er sei jedenfalls mehr als erfreut, dass das Projekt zum Wohle vieler nun los gehe.

Die nahm in den folgenden Stundenkonkrete Formen an. Mögliche Hilfskulissen wurden ausgelotet, auch das, was die Ehrenamtlichen leisten können: Einkaufsservice, Fahrdienste, Haus und Garten, Haustiere... Aber: Unter welchem Logo, wie die Menschen erreichen? Wie Hilfesuchende und Helfer zusammenbringen, wie bekannt werden? Eine Herausforderung. Eine, die das MGH mitsamt seinen Netzwerken wieder meistern wird – zum Wohle aller. Waldmünchner (und) Bedürftiger,

DIE NÄCHSTEN SCHRITTE: LOGO UND BEKANNT-WERDEN

Tempo:Jetzt soll es schnell gehen. Bis zur kommenden Woche hoffen die Verantwortlichen, erste Vorschläge für Logo und Flyer präsentieren zu können. Über die wird bis Ende März dann öffentlich abgestimmt.

Sprechstunde:Am 28. März starten die wöchentlichen Sprechstunden für Helfende, Hilfesuchende und Interessierte. Termin ist immer dienstags von 9 bis 10.30 Uhr im MGH.

Multiplikatoren:Die Nachbarschaftshilfe hat vor, sich bei Festen und Veranstaltungen zu zeigen. Denkbar sind Info-Stände in den Einkaufsmärkten. An besonders frequentierten Orten wie Arztpraxen und Apotheken sind Hinweise in verschiedenen Formen geplant. Auch in Ämtern, Heimen, bei Sozialeinrichtungen und Kirchen will man auffallen.