Heimatgeschichte
Name erinnert an die Weber

Seit dem 17. Jahrhundert gab es Weber in Diebersried, wie ein Ahnenforscher herausfand. Das Handwerk ist ausgestorben.

10.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:59 Uhr
Jakob Moro
Das Weber-Häusl in Diebersried wurde vor rund zehn Jahren abgebrochen. Dort wurde eine landwirtschaftliche Maschinenhalle errichtet. −Foto: Jakob Moro/Jakob Moro

Die Weber sind doch nicht ausgestorben, auch wenn es heute den Beruf des Webers nicht mehr gibt. Im Rodinger Telefonbuch kommen die Webers noch fast so häufig vor wie die Schwarzfischers und die Schmidbauers. Dies belegt die Häufigkeit des Berufsstands der Weber. Aber keiner der Webers übt heute noch diesen Beruf aus. Auch der Name der börsennotierten Firma Gerry Weber geht auf den Beruf des Webers zurück.

Bürgermeister Alois Preißer aus Stamsried schrieb 1952: „Von allen Gewerben ist der Leineweber am häufigsten betrieben worden. Da früher viel Flachs in der Gegend Stamsrieds gebaut wurde, fehlte es nie an Arbeit, so dass in manchen Jahren bis zu 50 Webstühle besetzt waren. Schon 1614 gab es hier so viele Meister, dass sie um eine eigene Handwerksordnung eingaben; aber erst durch einen 100 Jahre dauernden Streit mit den Rodinger Leinewebern erreichten sie ihr Ziel.“

Langsam bröckelte das Ansehen der Leineweber ab, die es nicht verstanden, ihre Kunstfertigkeit an den Mann zu bringen. Es kamen die Zwirner. Preißer weiter: „Im Jahre 1726 hatten zwei Familien in Stamsried angefangen, und schon bald waren es 19. Die Ware kam nach Österreich und vor allem in die Städte Regensburg, Nürnburg usw. Das Zwirnen brachte den Webern den Untergang, denn der lockende Verdienst durch die einfachere Arbeit veranlasste auch die letzten Weber, ihre Webstühle abzubrechen und zu zwirnen.“

Einst ein wichtiges Handwerk

Die Weber, die vor nicht einmal 100 Jahren eine große Bedeutung gehabt hatten, und ihr Handwerk, das man fast in jedem Dorf gefunden hatte, gibt es nicht mehr. An die Weber erinnern heute nur noch die Familien- und Hausnamen. So gibt es in Stamsried noch den Weber in der Lukas-Rauffer-Straße, den Weber in Dörfling, den in Rannersdorf und den in Stratwies. In Diebersried gab es bis vor einigen Jahren das Weber-Häusl, in dem ein Weber sein Auskommen gefunden hatte. Genau genommen gab es in Diebersried einmal zwei Weber. Der eine Weber übte so nebenher noch das Gewerbe eines Wirts aus. Auch in Hilpersried gab es einen Weber.

Durch Zufall konnte unser Berichterstatter mehr über die Weber von Diebersried ermitteln. Georgius Prey stammt aus Räa (vermutlich Rahn) und heiratete 1747 in die Weber-Familie Schmaderer in Diebersried ein. Da als Beruf des Brautvaters Textor angegeben ist, kann man annehmen, dass mindestens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert Weber in Diebersried waren. Prey wird Leineweber, kein Zwirner oder Seidenspinner, gewesen sein, da die Seidenverarbeitung erst mit dem Exodus der Protestanten/Hugenotten um 1690 aus dem katholischen Frankreich einsetzte.

1770 werden nach Max Spindler in der Geschichte der Oberpfalz die Leineweber als der stärkste Handwerkszweig aufgeführt. In der Oberpfalz waren damals mehr im Textilgewerbe beschäftigt als in den restlichen Rentamtsbezirken Altbayerns zusammen (1741 Leineweber, 147 Tuchmacher, 22 Strumpfwirker). Die Industrialisierung brachte die kleinen familiären Handwerksbetriebe (Leineweber und Seide verarbeitende Betriebe) in große Not. Für diese textilverarbeitenden Betriebe kam dann auch noch die Konkurrenz der Baumwolle aus Amerika hinzu, die auf riesigen Feldern, die von Sklaven bearbeitet wurden, billiger auf den Markt. Das Leinen wurde damit zum Nischenprodukt. Die auf Importe angewiesenen Seide verarbeitenden Handwerksbetriebe gerieten zunehmend in Abhängigkeit zu ihren Verlegern, die Rohware vorfinanzierten, die Fertigware abnahmen und auf den Märkten verkauften.

Das Schicksal der Familie Prey

In Rötz und Weiden waren damals wichtige Garnmärkte. Man kann annehmen, dass auch das Schicksal der Familie Prey mit der schlechten wirtschaftlichen Situation zusammenhing. Im Gewerbesteuer-Kataster von 1811 wird in Altenried und Diebersried noch je ein Weber genannt. Im Heiratsregister der Pfarrei Stamsried finden sich nach 1802 keine Einträge der Prey mehr. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60 Jahren dürften also die Prey spätestens um 1840 in Diebersried ausgestorben sein.

Ab dieser Zeit findet man immer seltener die Berufsbezeichnung Textor in den Stamsrieder Kirchenbüchern. Georg Prey heiratete 1821 als Weber nach Schorndorfried. Seine Nachkommen waren Schreiner im Haus Nr. 11, der Name wechselte zu Breu. Ein Nachkomme kam als Knecht nach Pemfling und heiratete eine Heimerl-Tochter vom Fichthof. Die Familien Heimerl und Breu gibt immer es noch auf dem Fichthof. „Meine Großmutter heiratete dann vom Fichthof wieder nach Diebersried zu den Käsbauers“, weiß der Familienforscher. (rjm)