Verkauf
Neue Ära für „Osser-Bier“

Ab November übernimmt die Löwenbrauerei Passau das Ruder in der ehemals größte Brauerei des Altlandkreises Kötzting am Fuße des gleichnamigen Berges.

30.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:20 Uhr

Die Osser-Brauerei rund um die Kirche in Lohberg: Die Gebäude werden an die Passauer Löwen-Brauerei verpachtet, die Gerätschaften in den Gebäuden wurden von der neuen Gesellschaft gekauft. Fotos: S. Weber

Ein großes Fest wird es erst einmal nicht geben, das auf die Veränderung hinweist. Kein „Shakehands“ mit dem Bürgermeister, Blasmusik,Zuprosten in launiger Runde – der 1. November wäre wohl auch nicht der passende Tag für eine große Feier. Und obwohl die Bürger der Gemeinde Lohberg also nichts davon mitbekommen werden, endet für die ehemals größte Brauerei des Altlandkreises Kötzting um Punkt 0 Uhr eine Ära, und beginnt eine Neue: Anton Späth „verabschiedet“ sich aus dem Brauerei-Geschäft seiner Vorfahren, anstelle des Familienunternehmens tritt die Späth-Brauerei Osser-Bier GmbH.

Vorarbeiten im Hintergrund

Hinter diesem Namen verbirgt sich eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Löwenbrauerei aus Passau, die von da an die Geschäfte übernehmen wird. Das hatten die künftigen Geschäftsführer Dr. Helmuth Ring, Vorstand der Löwenbrauerei, und deren Prokurist Markus Schröder bereits bei einer Pressekonferenz im Juli bekanntgegeben.

Statt einer großen Feier zum Beginn der neuen Zeitrechnung setzte die neue Gesellschaft im Vorfeld auf Aufklärung bei den Kunden. Der neue Vertriebsleiter Alexander Ritzinger habe die vergangenen Monate vor allem genutzt, um die „vernachlässigte Kundenpflege“, wieder zu verstärken, erklärt Dr. Ring am Mittwoch auf Anfrage.

Dazu hätten auch die Gespräche mit den Vereinen gehört, eine von mehreren Maßnahmen, um den Verkauf der zuletzt auf ein Drittel der früheren Spitzenwerte geschrumpften Marke Osser-Bier wieder zu verstärken. Zu diesem Zweck sei für das kommende Jahr auch bereits ein Aktionsplan erstellt worden. Dazu gehörten etwa der bereits vereinbarte Tag der offenen Tür vom 16. bis 18. Mai, die Erstellung von Werbeplakaten oder auch Werbeaktionen, mit denen in der Öffentlichkeit auf die veränderten Verhältnisse hingewiesen werden soll: „Osser-Bier ist wieder präsent“, erklärt Dr. Ring, „wir wollen wieder in die Märkte rein und werden da richtig Gas geben.“

Gebraut wird in Lohberg

Zurück zu alter Größe, das ist das Motto, unter dem die Löwenbrauerei ihr Engagement durch die Tochterfirma in den kommenden mindestens acht Jahren stellen will. Denn auch den Passauern ist klar, dass die Geschäfte nicht innerhalb weniger Monate wieder zum Laufen gebracht werden können. Um das Vertrauen der Kunden wiederzuerlangen, setzt die neue GmbH aber vor allem auf Beständigkeit. Nicht nur der Name ist an den früheren Besitzer angelehnt, auch das Logo wurde mit übernommen.

Außerdem wird das Bier weiterhin in Lohberg gebraut werden, versichert Dr. Ring. Er habe bereits zu viele Übernahmen erlebt, bei denen das Bier letztlich wo anders gebraut wurde – „und das ging immer schief“, sagt er.

Im Gegenteil: Wegen des hervorragenden Härtegrades des Brauwassers plant Dr. Ring sogar, künftig Teile des Passauer Bieres in Lohberg zu brauen.

Neun Mitarbeiter sind bis zum heutigen Donnerstag bei Osser-Brauerei beschäftigt. Zwei Brauer und drei Bierfahrer übernimmt die neue GmbH, erklärt Dr. Ring. Die restlichen Mitarbeiter hätten entweder nur noch ein Jahr bis zur Rente und verbleiben bei der alten Firma von Anton Späth oder wechseln in dessen Energieliefer-Unternehmen in Lohberg. „Auch der Brauer-Lehrling kann bei uns seine Ausbildung abschließen“, so Dr. Ring.

Keine größeren Investitionen nötig

Was die Übernahme der Brauerei für die Passauer besonders attraktiv gestaltet habe, sei der hervorragende Zustand der technischen Ausstattung, bekräftigt der künftige Geschäftsführer zwei Tage vor der Übernahme. Der Ersatz für einige der noch 300 vorhandenen Bierzeltgarnituren, die defekt seien, sei dabei schon einer der größeren Posten – aber absolut notwendig: Denn „wir wollen natürlich auch wieder im Festbetrieb tätig sein“, sagt Dr. Ring.

„Am Samstag ist erst einmal Inventur“, erklärt er, darum gehe es erst am Montag „so richtig los“. Innerhalb von vier Jahren, so sein Ziel, sollen sich die Geschäfte wieder spürbar verbessern.