Wahl Neue Jagdpächter für Thierling
Georg und Konrad Schwarzfischer übernehmen die Aufgabe von Olga Müller und Ludwig Macht.

Schorndorf.Georg und Konrad Schwarzfischer, Vater und Sohn aus Michelsneukirchen, sind die künftigen Jagdpächter des Gemeinschaftsjagdreviers Thierling. Bei fünf Bewerbern bedurfte es am Sonntag vier Wahldurchgängen, bis eine doppelte Mehrheit aus Stimmen und Fläche erzielt werden konnte. Die Neuvergabe der Thierlinger Jagd war notwendig geworden, weil die bisherigen Jagdpächter Olga Müller und Ludwig Macht keine vierte Periode anstrebten.
Olga Müller kann auf eine mehr als 50-jährige Familienverbundenheit in Thierling zurückblicken, vor ihr selbst und ihrem verstorbenen Ehemann Günter Müller war bereits der Schwiegervater in Thierling langjähriger Jagdpächter. Ludwig Macht nimmt zum 31. März 2021 nach drei Wahlperioden mit insgesamt 27 Jahren ebenfalls auf eigenen Wunsch seinen Abschied. Über mangelndes Interesse für die Nachfolge brauchte sich die Jagdgenossenschaft Thierling nicht zu beklagen, insgesamt fünf Bewerber hatten fristgerecht ihre Unterlagen eingereicht.
Viel Aufwand im Vorfeld
Coronabedingt hat die Jagdgenossenschaft Thierling die Neuvergabe terminlich geschoben und geschoben, nun blieb aber aufgrund des Ablaufdatums 31. März kaum mehr Zeit. Es wurden alle notwendigen Hygiene- und Pandemievorkehrungen getroffen, und als Veranstaltungsort die große Schulturnhalle in Schorndorf gewählt. Hier konnten die bereits im Vorfeld positionierten Stühle mit ausreichend Sicherheitsabstand aufgestellt werden. Die Erfassung der Daten sowie die Hinweise zum Hygienekonzept bzw. die Corona-Abfragen bedeuteten viel Aufwand, und so bildete sich vor der Schulturnhalle eine lange Warteschlange. Trotz nicht gerade angenehmer äußerer Witterungsbedingungen bewiesen die Jagdgenossen viel Geduld.
1. Jagdvorsteher Wolfgang Pommer zeigte sich bei der Begrüßung sichtlich stolz über das große Interesse von Seiten der zahlreich erschienenen Jagdgenossen – und dies trotz der momentan recht schwierigen Zeit. Das Gleiche gelte für die Anzahl von immerhin fünf Bewerbern für die Neuvergabe. Ein besonderes Willkommen sagte Pommer an Robert Schinabeck von der Unteren Jagdbehörde sowie Gemeindeoberhaupt Max Schmaderer. „Eine Bewirtung ist leider heute nicht möglich“, bat Pommer um Verständnis.
610 Hektar Fläche
Im nächsten Tagesordnungspunkt wurde vom 1. Jagdvorsteher der Jagdpachtvertrag vorgestellt, über den es ebenfalls abzustimmen galt. Die bejagbare Fläche des Thierlinger Reviers liegt bei rund 610 Hektar, der Waldanteil beträgt ungefähr 40 Prozent. Der neue Vertrag beginnt zum 1. April 2021 und endet zum 31. März 2030. Pacht- und Jagdjahr sind identisch. Die Vergabe erfolgte freihändig, sprich ohne Bindung an das Höchstgebot. „Die Thierlinger Jagd ist begehrt“, sagte Schorndorfs Erster Bürgermeister Max Schmaderer. Für das Gemeindeoberhaupt ist die Höhe des Jagdpachtzinses sowie der Wildschadensregulierung nicht das allein ausschlaggebende Argument, „genauso wichtig sind ein gutes Einvernehmen und das gegenseitige Vertrauen zwischen Jagdpächter und Jagdgenossen“. Es müsse die Chemie zwischen beiden Seiten stimmen. Jagd sei viel mehr als ein Hobby, die Jagd und die Jägerschaft würden in einem besonderen Fokus stehen. Und so stelle die Jagd längst auch eine hohe Pflicht und Bürde dar und stehe im Spannungsfeld „Wald vor Wild“.
Die fünf Bewerber hatten jeweils zehn Minuten Zeit, um sich persönlich vorzustellen und insbesondere auf ihr Jagdkonzept, das jährliche Rehessen sowie Abweichungen zum vorgelegten Pachtvertragsentwurf einzugehen. Dann ging es an die Wahl. Die Stimmberechtigten vereinten knapp 567 Hektar Fläche. Nach den ersten beiden Wahlgängen schieden drei Bewerber aus oder zogen ihr Angebot zurück. Erst nach zwei weiteren Abstimmungsvorgängen stand fest, wer die Mehrheit der anwesenden Stimmen sowie die Flächenmehrheit für sich verbuchen konnte. Letztlich setzte sich das Bewerberduo Georg und Konrad Schwarzfischer im vierten Wahlgang gegen den noch verbliebenen Mitbewerber durch.
1. Jagdvorsteher Wolfgang Pommer gratulierte Vater Georg und Sohn Konrad Schwarzfischer aus Michelsneukirchen zur Wahl zu neuen Thierlinger Jagdpächtern und bot von Seiten der Jagdgenossenschaft Thierling eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit an. „Kompliment an das faire Auftreten der Verlierer“, sagte Pommer, der außerdem allen Anwesenden ganz herzlich für das vorbildliche Einhalten der Hygiene- und Abstandsregelungen dankte. Ein Vergelt’s Gott galt außerdem Robert Schinabeck vom Landratsamt, dessen rechtliches Fachwissen zum Ablauf der Versammlung sowie beim Wahlprozedere eine wertvolle Hilfe war. (cls)
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