Gesundheit Pferde helfen beim Selbstbewusstsein
Seit zwei Jahren führt Claudia Friederich in Untergrafenried ein Ausbildungs- und Coaching-Zentrum. Was macht sie da genau?

Waldmünchen.Es könnte idyllischer nicht sein. Grüne Wiese, blauer Himmel, ein kleiner Teich, beeindruckende Landschaft. Doch die Themen, die Claudia A. Friederich an diesem Tag beschäftigen, sind ernst. Fünf Frauen sind an diesem sonnigen Frühsommertag zu ihr nach Untergrafenried gekommen, um an einem Power-Workshop teilzunehmen. „Selbstvertrauen“, ist er überschrieben. Es ist nicht irgendeine Art Coaching, Claudia A. Friederich vertraut auf Pferde, arbeitet seit vielen Jahren mit ihnen. „ Ein Pferd sieht dein wirkliches Ich und gibt dir das, was du wirklich brauchst“, sagt sie. Und: Wer sich darauf einlassen kann, wird die Energie der Vierbeiner spüren.
Seit gut zwei Jahren lebt die Persönlichkeitsentwicklerin und vielfach zertifizierte Fachfrau in Untergrafenried, zugezogen ist sie aus der Schweiz. Von dort, aber auch aus Italien, Österreich und ganz Deutschland kommen Menschen zu ihr, die sich coachen lassen wollen. „Jeder hat so sein Thema“, weiß sie aus Erfahrung.

Wie unterschiedlich das sein kann, erfährt die Wahl-Waldmünchenerin bei dem Power-Workshop am eigenen Leib. Bei einem Einzelcoaching bricht es schließlich aus Melanie heraus. Tränen laufen ihr über das Gesicht, sie ringt um Fassung. Claudia Friederich muss schnell reagieren und ihre Teilnehmerin aus der Situation heraus nehmen. „Ich musste sie wieder in Balance bringen“, wird sie den anderen später erklären. Aber erst ist Spirit dran. Der 20-jährige Wallach ist eines von mehreren Pferden, Friederichs Co-Coach, sie nennt ihn „Professor“. Melanie soll sich ganz auf das Tier konzentrieren, es spüren, mit der Hand die Kraftquellen erfahren. Spirit hält still, lässt geduldig zu, wie Melanie den Kopf an seine Seite schmiegt.
Blockaden lösen
Schnell kommt Melanie zur Ruhe. „Nachdem die Blockade gelöst ist, kann auch Energie fließen“, erklärt Friederich. Bei Melanie war das ein nicht verarbeitetetes Trauma. Die negativen Gedanken werden schließlich symbolisch noch im Weiher versenkt, die Trainerin rät aufgrund der Schwere des Erlebten zu einem „Körperanker“. Das kann ein Foto mit ihr und Spirit oder auch eine Geste sein, die ihr in schwierigen Momenten helfen können sollen.
In Einzelcoachings wie dem mit Melanie gehe es immer um systematische, lösungsorientierte Fragestellungen. Selten, dass eine Klientin einmal nicht reden möchte. Dann sorgt das Pferd für Kommunikation, weiß die Lehrgangsleiterin, die sich häufig Managern gegenüber findet. Diese müssten lernen, Gefühle zuzulassen. Auch da sind die Vierbeiner ideale „Mittelsmänner“ und Verbündete.

Bei dem Power-Workshop, ein Dauerläufer im Programm von Claudia Friederich, steht zu Beginn eine Gesprächsrunde mit Bestandsaufnahme. Der Vorteil der kleinen Gruppen liegt auf der Hand: „Ich kann ganz individuell auf Jeden eingehen.“ So kam es auch, dass die Teilnehmerinnen des jüngsten Kurses erpicht darauf waren, zu sehen, wie ihr Coach arbeitet. Weder das Einzelgespräch mit Melanie noch das Führungscoaching, das Kathrin später bekam, waren vorher gesetzt.
Friederich, die auch Ausbilder ausbildet und ein Team um sich hat, zeigt verschiedene Methoden auf – darunter das von ihr entwickelte „Glücksklopfen“ –, mit deren Hilfe die Teilnehmerinnen ins Gleichgewicht kommen. Und sie macht Kommunikationstraining. Oft nehmen Frauen nur die Außenwelt wahr, die sagt: „Du hast ein Problem.“ Dann gelte es, das Versteckte zu Tage zu fördern.
Melanie etwa ärgerte sich, dass sie auf andere sehr unsicher wirkte. Claudia Friederich kommentiert als Erstes ihre Körperhaltung. Kopf zur Seite geneigt, Arme und Beine verschränkt – Zeichen von Schutzsuchen. Die anderen Teilnehmerinnen überprüfen sofort die eigene Position.
Wichtige Entscheidung
Dann ist Kathrin an der Reihe, sie sich für das Führungscoaching freiwillig gemeldet hat. Sie plagt sich mit der Entscheidung herum, sich selbstständig zu machen oder nicht. Gerade bei derartigen Fragen ist die Fähigkeit des Pferdes, die Gefühle des Menschen zu spiegeln, ein Riesengewinn. Kathrin tut sich zunächst schwer, wirkt unsicher – und so bleibt auch Spirit ein ums andere Mal in einem von ihr gelegten Parcours hängen. Das geht eine ganze Weile so, bis sich die Bewegung plötzlich verändern.

„Ich hab’ das Pferd vergessen. Erst, als mir das klar wurde, hab’ ich ihn gespürt“, entschuldigt sich Kathrin. Danach sei es „der Wahnsinn gewesen“. Die junge Frau wirkt erleichtert, beinahe beseelt. Coach Friederich kann auch das erklären. Spirit habe Ungewissheit und Unsicherheit gespürt, erst, als Kathrin sich mit dem Pferd in die Situation hineingefühlt habe, sei die Klarheit gekommen. Viel zu schnell geht für die Frauen der Tag in Untergrafenried zu Ende, sie verlassen es „entspannt und begeistert“, wie Daniela unter dem Kopfnicken der anderen sagt. Den an sie gerichteten Dank gibt Claudia Friederich schnell weiter: An ihre Pferde, diese „wundervollen und einfühlsamen Wesen.“
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