Cham/Chammünster
„Pfingstl“ muss zu Hause bleiben

„Wir ziehen daher in Zucht und Ehr‘“, heißt es normalerweise jedes Jahr am Pfingstsonntag in Chammünster, wenn der Pfingstl mit seine Knecht‘ durch die Straßen des Dorfes zieht.

27.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:51 Uhr
Das Wetter war auch 2017 nicht pfingstlich, dennoch zogen der Pfingstl und seine drei Knecht' in der kurzen Lederhose durchs Dorf. Heuer war Corona noch mal dagegen. −Foto: Holder Hierl

Doch auch heuer hat das Virus den Minstacher Pfingstl ins eigene Heim verbannt.

Seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts war er jedes Jahr am Pfingstsonntag durch das Dorf gezogen, hatte an den Haustüren seinen Spruch aufgesagt und sich brav vor den freigebigen Bewohnern verneigt und das alte Brauchtum in Chammünster am Leben gehalten. Die Hoffnung hatte auch heuer bestanden, als sich die Inzidenzwerte langsam senkten. Zu langsam, denn es wurde wieder nichts mit der „Dorfreim“ der Laubgestalt.

Denn bei dem Brauch kann man nicht von heute auf morgen entscheiden, ob man ihn durchführt. Es bedarf Wochen der Vorarbeit, denn da müssen zuerst die Birkenzweige für die Knechte ausgesucht, in der passenden Länge abgeschnitten, mit den Fingern abgeschält und schließlich noch mit bunten Fähnchen bestückt werden.

Beim Pfingstl selber geht es schneller, denn die reich belaubten Birkenzweige, in die er gehüllt wird, müssen am Pfingstsamstag nur frisch geschnitten werden, und daraus wird dann das zweiteilige Gewand gefertigt: ein Rock, der mit Hosenträgern gehalten wird, und ein Oberteil, das auf den Kopf gestülpt wird und auf dem oben die weiß-blaue Krone thront. Sehr viel Arbeit steckt in den Accessoires der Gruppe. Andererseits können die vier oder fünf Pfingstl-Geher am Abend des Pfingstsonntags auch auf eine gut gefüllte Spendentasche blicken, die die Mühen der Vorbereitung und Durchführung des Brauches vergessen lassen.

Also hoffen die Verantwortlichen um Andy Babl und Roland Schießl, dass es im kommenden Jahr wieder weitergehen wird mit dem Minstacher Pfingstl, und dass es wieder vor den Häusern im Ort ertönen wird: „Wir kommen daher …“ (chi)