Tradition in Bad Kötzting
Pfingsttuscher auf Nachwuchs-Suche

07.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:08 Uhr
Seit fast 20 Jahren kündigen die Tuscher um Korbinian Kühlmeyer (l.) und Stefan Nass (r.) die Umzüge an den Pfingst-Tagen in der Stadt an. −Foto: kht

Wenn es Pfingsten wird in der Stadt, dann ist diese besondere Stimmung quasi mit Händen zu greifen. Tracht, Pferde, der Pfingstritt, Blaskapellen, die bei den Um- und Einzügen spielen – und allen voran „tuscht“ es. Junge Burschen, die mit ihren Goaßln die Luft förmlich durchschneiden und damit laut anzeigen: Es geht los.

Eine Tradition, die es schon sehr lange gibt in der Stadt, und die Anfang der 2000er-Jahre auch den damals 18-jährigen Korbinian Kühlmeyer in seinen Bann gezogen hatte. Für ihn und einige weitere Burschen seit Jahren eine Ehre und eine Freude, so einen ganz eigenen und besonderen Beitrag rund um die Festtage zu leisten.

Öffentliches Training für alle

Doch während sich die Zuschauer wohl eher weniger Gedanken darüber machen, warum und vor allem wie die Burschen zum Pfingsttuschen kommen, treibt genau diese Frage Kühlmeyer schon seit einiger Zeit um. Im Kern ist es eine Frage, die sich für so gut wie alle Vereine stellt: Wie gewinnt man Nachwuchs? Denn nach 17 Jahren, in der sich ein fester Trupp etabliert habe, sei es Zeit, jüngere Tuscher an die Thematik heranzuführen, sagt er.

Gemeinsam mit dem Burschen-Wanderer-Verein, bei dem die Tuscher angesiedelt sind, hätte die Suche eigentlich schon 2020 losgehen sollen, erinnert er sich. Mit Beginn der Corona-Pandemie wurden diese Pläne aber immer weiter nach hinten verschoben. Dieses Jahr sei aber klar: „Wenn wir 2023 einen Nachwuchs haben wollen, dann müssen wir heute schon damit anfangen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Darum gab es jetzt auch einen Termin für ein offenes Schnuppertraining für alle. Am Samstag war jeder, der sich für das Tuschen interessiert, um 15 Uhr zum Training auf dem Jahnplatz eingeladen. Die „Übungsgeräte“ stellte natürlich der Verein. Es solle auch nur der Anfang von mehreren solcher Trainings-Einheiten sein, sagt Kühlmeyer. Wer also am Samstag keine Zeit hatte, für den werde es weitere Termine in den kommenden Monaten geben. Denn eines sei auch klar: Mit Übung könne so gut wie jeder ein guter Tuscher werden – „Aber Übung braucht es dafür schon.“

Das weiß Korbinian Kühlmeyer aus eigener Erfahrung nur zu gut. Drei Wochen lang habe er in seinem ersten Jahr quasi täglich trainiert, sich vieles von den „Alten“ abgeschaut und die Erfolge auch mit Video-Aufnahmen dokumentiert. Die Handhabung der Goaßl so schnell zu lernen, sei aber schwierig und nicht das Ziel. Wer aber jetzt schon damit anfange, der könne bis zum Herbst und dann wieder mit einem Training ab Frühjahr schon souverän beim Pfingstfest mitmachen.

Was kostet so eine Goaßl?

Was braucht ein Pfingsttuscher nun eigentlich? An der Tracht wird es bei jungen Burschen wohl nicht fehlen – dazu noch ein wenig Gefühl für Rhythmus und Bewegung und etwas Geduld – und natürlich dann auch eine eigene Goaßl. Die beziehen die Kötztinger übrigens mittlerweile von einem Fachbetrieb aus Österreich und sei in bester Qualität für unter 100 Euro zu bekommen.

Wer Interesse bekommen hat, kann sich auch gerne beim Burschen-Verein melden. Weitere Termine wird es auch geben.

Die Pfingsttuscher

Einsätze:Vor allem rund um die Festtage zu Pfingsten sind die Tuscher in Bad Kötzting aktiv. Sie waren aber auch schon mit dem Spielmannszug etwa bei dessen Besuchen beim Spielmannszug Hamburg-Bergedorf mit dabei.

Verein:Angegliedert sind die Pfingsttuscher beim Burschen-Wanderer-Verein. Intensiv geübt wird üblicherweise jedes Jahr kurz vor dem großen Pfingstfest in der Stadt.

Tradition:Zum Fest der Kötztinger gehören die Tuscher seit vielen Jahrzehnten. Ursprünglich stammt der Brauch aus dem österreichisch-bayerischen Raum.

Übung:Wer tuschen will, muss schon ein wenig üben, sagt Korbinian Kühlmeyer. Angst vor Verletzungen brauche übrigens niemand haben. Unter fachmännischer Anleitung sei die Gefahr, sich mit der Goaßl zu verletzten, sehr gering – Geübten Tuschern passiere quasi nie etwas.

− wf