Neue Kooperation
Plätze und Personal fehlen: Kinderbetreuung in Roding gerät in Notlage

17.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:01 Uhr
Auch beim Waldkindergarten soll erweitert werden. Plätze in der Kinderbetreuung werden rar, wie auch das Fachpersonal dafür. −Foto: Fotos: Christoph Klöckner

Woran es liegt, dass die Stadt so überrannt wird von der Nachfrage nach Krippen- und Kindergartenplätzen, darauf gibt es mehrere Antworten. Fakt ist: Kindergarten- und vor allem Krippenplätze sind Mangelware. Um alle Plätze in allen Einrichtungen – in städtischen wie in solchen anderer Träger – nutzen zu können, hat die Stadt jetzt alle an einen Tisch geholt und will koordinieren.

Ab diesem Jahr gibt es ein einheitliches Formular für die Anmeldung von Kinder in Kindergärten und Kinderkrippen. Die Anmeldefrist für all diese Einrichtungen im Stadtgebiet läuft ab kommender Woche bis Ende Februar. Erstmals gibt es dafür ein einheitliches Formular, das zum einen in derb Einrichtungen selbst, aber auch über die Homepage der Stadt zu haben ist. Das Vorgehen, das so im Landkreis erstmals stattfindet hat ein Ziel: Kein Platz für Kinder soll unbesetzt bleiben.

Neue Arbeitswelten

Das sei immer wieder vorgekommen, so Bürgermeisterin Alexandra Riedl, die am Montag Träger und Leitungen aller Einrichtungen zum Gespräch eingeladen hatte. Unbesetzte Plätze gab es etwa, wenn manche Eltern ihren Nachwuchs gleich bei mehreren Kinderkrippen oder Kindergärten angemeldet hätten. Diese Überschneidungen seien jetzt durch das Einheitsformular und die Koordinierung bei der Stadt nicht mehr möglich. „Wir wollen das künftig gemeinsam machen, dass es für alle passt!“, so Alexandra Riedl.

Die vergangenen Jahre sei es noch gelungen, im Kindergartenbereich alle unterzubringen. Auch bei den Krippenkindern habe man fast für alle einen Platz finden können, doch dafür sei das System ausgereizt worden. Das heißt, mit Genehmigung des Jugendamtes als Aufsichtsbehörde seien übergangsweise zusätzliche Plätze geschaffen worden, etwa in Neubäu oder im Waldkindergarten in Roding, „aber das ist nicht zukunftsfähig.“

Daher tue die Stadt aktuelle alles, was nötig sei, um neue Angebote zu schaffen: „Wir bauen neu, wir bauen um, wir bauen an!“ Doch das brauche Zeit, wie etwa die Erweiterung in Mitterdorf um eine Kindergarten- und eine Krippengruppe, die jetzt gestartet sei. Auch der Waldkindergarten werde baulich erweitert, Neubauten von Kinderhäusern sei zudem in Wetterfeld und in Roding selbst geplant. Und auch in Michelsneukirchen, wo Kinder aus dem Stadtgebiet unterkämen, denke man über eine Erweiterung nach. Auf die Frage, wie es zu solch einem Mangel und dem daraus folgernden Investitionsstau kommt, finden sich mehrere Antworten.

Da ist etwa der gesetzliche Anspruch auf eine Kinderbetreuung, der Zuzug nach Roding, oft mit Migrationshintergrund, und das Wachstum der Stadt durch Neubaugebiete. Ein weiteres Argument, das Bürgermeisterin Alexandra Riedl anführt, ist der Wandel der Arbeitswelt: Beide Elternteile würden heute oft Vollzeit arbeiten, brauchten somit die Kinderbetreuung. Um Lösungen zu finden, bat Riedl die Eltern um Flexibilität und etwas Entgegenkommen. Etwa, wenn die Zeiten nicht ganz passgenau mit den Elternwünschen übereinstimmen, aber nur so ein Platz zu haben sei. Da müssten Eltern mitmachen.

Wertschätzung fürs Personal

Sie warb auch für mehr Verständnis für das Personal, das schon alles tue, was möglich sei und viel Wertschätzung verdiene. Doch auch das wird immer rarer. Auch hier soll die Koordination der Stadt helfen – und Konkurrenz der Einrichtungen etwa ums Personal innerhalb der Stadtgrenzen überflüssig machen.

Denn auch Fachkräfte für Krippen und Kindergärten sind zu wenig da. Sylvia Meyer von den Johannitern erinnerte daran, dass die Einrichtungen die Elternerziehung ergänzen, aber nicht ersetzen könnten. Durch das einheitliche Formular könnten auch Kinder mit besonderem Bedarf besser mit dem richtigen Angebot an richtiger Stelle bedient werden. Pfarrer Holger Kruschina beschrieb, dass in den beiden Einrichtungen der Kirche in Roding und Trasching „vieles auf Kante genäht ist.“

Es bringe nichts, wenn man Neues baue und erweiter e, aber kein Personal dafür habe: „Das können wir uns nicht aus den Rippen schneiden!“ Es gehe nicht, dass man so viel rein quetsche, wie möglich, und am Ende alle darunter leiden müssten: „Das, was geht, soll positiv gehen!“

Ein Anmelde-Formular für alle Einrichtungen

Neu:Ab sofort gilt für alle Krippen und Kindergärten im Stadtgebiet unabhängig vom Träger ein Formular, um sein Kind anzumelden. Die Frist dafür läuft ab kommender Woche bis Ende Februar.

Ziel:Durch die Koordination über die Stadt sollen alle Plätze vergeben und eine bessere Lenkung der Kinder zum richtigen Angebot möglich sein. Das richte sich auch nach dem Personal, das vorhanden sei.

Platz:Grund fürs Neue sind rare Plätze und rares Personal. Aktuell gehen 390 Kinder in Kindergärten, 80 in Krippen. Die Nachfrage wächst, da die Stadt durch Zuzug und mehr Geburten wächst.