Corona
Poesie gegen Pandemie-Folgen

Heiligenfeld Klinik-Gründer Bad Kissingen und seine Frau machen bei ihrer Aufklärungstour über Burnout in Waldmünchen halt.

11.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:07 Uhr
Ingrid Milutinovic
Sie informieren zum Thema (v. li.): Markus Müller, Petra Kingsbury, Tanja Meier, Dr. Joachim und Uta Galuska. −Foto: Ingrid Milutinovic

Dr. Joachim Galuska ist Gründer der Heiligenfeld Klinik, Klinik für Psychosomatische Medizin in Bad Kissingen. Als Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychiatrie legt er Wert auf ein ganzheitliches Konzept. Viele Jahre hat er die Heiligenfeldklinik geleitet, bis er sich im Mai 2919 aus der Geschäftsführung zurückzog. Untätig ist er aber nicht – die psychische Gesundheit der Menschen – gerade in Zeiten besonderer psychosozialer Belastungen – ist ihm eine Herzensangelegenheit. Ängste und Stressfaktoren in der Corona-Pandemie werden – so seine Meinung – zunehmend Burnout-Prozesse und in der Folge psychische Erkrankungen hervorrufen.

Dies ist der Ansatz für eine Aktion, in der er gemeinsam mit seiner Frau Uta, einer freiberuflichen Künstlerin für Lyrik und Schriftkunst, auf die Problematik hinweisen will.

Psychologische Hilfe

Was passiert mit der Psyche bei Corona? Habe ich Angst? Wie geht es mir? Diese und ähnliche Fragen stellte Galuska zu Beginn in Gedichtform in den Mittelpunkt des Gesprächs. Wichtig sei, das Erlebte zu verarbeiten. Dies könne oft nicht ohne fachliche Unterstützung geschehen, weiß er aus seiner langjährigen Arbeit. Hier leiste die Heiligenfeldklinik eine wichtige Arbeit. Wobei er Wert darauf legt, dass es ja nicht nur die im Moment allgegenwärtige Coronapandemie sei; auch Themen wie zum Beispiel der Klimawandel, könnten durchaus psychosomatische und soziale Probleme auslösen, sagte er.

Die Bedeutung der Psychosomatik - auch und besonders in der Zeit der Coronapandemie - wollen er und seine Frau mit ihrer Aktion hervorheben. Das Ziel sei, eine Resilienz zu schaffen, um möglichen Corona-Burnouts vorzubeugen. Die Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man mit den Problemen umgehen kann, ihnen gelassener entgegentreten kann, die Situation zu bewältigen, ohne selbst Schaden an der Seele zu nehmen. Kreativität sei hier ein Mittel, Kunst habe Heilungspotenzial, betont auch Uta Galuska. Kunstvoll verzierte Gedichte sollen Schrift und Sprache verbinden. Das Poesie-Mobil, gemeinsam gestaltet, sei dabei selber schon so etwas wie ein Kunstwerk, lächelt sie.

Erfahrungen aus dem Alltag

Petra Kingsbury als therapeutische Leiterin und Klinikmanagerin Tanja Meier berichteten von den Erfahrungen, die sie im täglichen Klinikbetrieb gemacht haben. Nicht nur Änderungen im Tagesablauf während der Therapie seien es gewesen, sagte Kingsbury. Auch die Themen hätten sich geändert. Die Kontaktbeschränkungen hätten Spuren hinterlassen – dabei seien es gerade bei Kindern die sozialen Kontakte, die eine gesunde Seele ausmachen. Viele Probleme - da sind sich Kingsbury und Meier einig - werden aber erst geraume Zeit später zutage treten.

Aber auch durchaus positive Erfahrungen habe sie gemacht, freut sie sich. Die Dankbarkeit der Familien zum Beispiel, das trotz aller Widrigkeiten so etwas wie Gemeinschaft angeboten werden könne. Die neuen Strukturen und Abläufe erläuterte Tanja Meier. Man dürfe hierbei auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht vergessen, betonte sie dabei.

Der stellvertretende Landrat Markus Müller fasste die bisherigen Erfahrungen aus der Pandemie aus seiner Sicht zusammen: Es sei eine herausfordernde Zeit, sagt er, denn wirklich alle seien von der Pandemie betroffen, Quarantäne bedeute soziale Ausgrenzung, die nicht einfach durch Einkaufen für die Nachbarin oder Telefonkontakte behoben werden könne. Man müsse sortieren, was wichtig sei, was es mit den Menschen mache. Der einzige Weg, um die Pandemie wirksam zu bekämpfen, sei immer noch Impfen und Testen. Dass dazu natürlich auch die Einhaltung der Hygieneregeln gehöre, sei selbstverständlich.

Galuska ist sich sicher, dass eine vierte Welle kommen wird. Wie schwer diese möglicherweise sei, hänge auch davon ab, wie jeder auf die Belastungen reagiere. Mit einem „Aufruf zum beseelten Leben“ wollen sie hierzu Hilfestellung geben.