Heimat „Rau wie Maiser Bevölkerung“
Gedenkstätte mit vier Natursteinen vom Hohenbogen erinnert an die Entwicklung und die Auflösung des Schulsprengels vor 50 Jahren.

Neukirchen b hl Blut.Aktiv die Zukunft gestalten: Das war der Grundgedanke des Wettbewerbs auf Kreisebene „Unser Dorf soll schöner werden“, an dem sich einst auch Mais beteiligte. Er eröffnete dem Dorf Chancen für eine zukunftsorientierte Entwicklung und schärfte das Bewusstsein für die Werte im Ort.
Nach der Verleihung des Sonderpreises für Mais 2010 gab es immer wieder Anregungen von Beraterin Renate Mühlbauer vom Landratsamt Cham zur Neugestaltung des Kirchenplatzes. 3. Bürgermeister Franz Altmann schlug vor, eine Gedenkstätte mit Natursteinen vom Hohenbogen – „rau wie die Maiser Bevölkerung“ – zur Erinnerung an den ehemaligen Schulsprengel Mais zu errichten.
Die vier Solitärsteine symbolisieren die ehemaligen Dörfer des Schulsprengels: Mais, Lamberg, Kolmstein und Kager. Der Bauhof Neukirchen übernahm die Gestaltung. Zur Information erstellte Robert Sperl eine Info-Tafel. Die vier Natursteine stehen für die Hauptorte des ehemaligen Schulsprengels Mais. Details gibt es auch zur Historie: Seit Urzeiten schlängelt sich der Kaltenbach durch die Wildnis des Tals am Ende der Further Senke. Mit Beginn der Besiedlung der Berghöhen wurde der Bach zur natürliche Grenze für die frühen Siedler von Kolmstein, Kager und Lamberg. Mit der Verwaltungsreform 1818 wurden Lamberg und Kager der Landgemeinde Atzlern zugeordnet, 1849 kam auch die ehemalige Hofmark Kolmstein dazu.
Ansiedlung von Gewerbe
Mais entstand erst im 19. Jahrhundert durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben: Klement, ein Farbenwerk, Hammerschmied, Höhwirt und Pfeiffer. Bei der Bildung der flächenmäßig großen Gemeinde Atzlern 1818 waren die fehlenden Verkehrsverbindungen und der Mangel an Zusammenhalt der Gemeindeteile nicht berücksichtigt worden. Durch die zunehmende Besiedlung am Kaltenbach drängte sich die Schaffung eines Mittelpunktes im südlichen Teil der Gemeinde auf.
1873 wurde neben dem Höhwirt ein neues Schulhaus für Kolmstein, Höllhöhe, Kager, Lamberg und Unterkaltenhof gebaut. Weitere Schulhausneubauten folgten 1913 und 1964. Das 1873 erbaute erste Schulhaus wurde 1903 erweitert. 1913 entschloss man sich zu einem Neubau. Das alte Schulhaus erwarb 1914 der Austragsbauer Anton Wartner (Draxler) aus Kolmstein. 1931 übernahmen es seine Töchter Anna und Klara. Klara Wartner richtete eine Kapelle für Schulmessen ein. 1955 übernahm Klaras Nichte Karolina Iglhaut das ehemalige Schulhaus, das später in den Besitz der Familie Fischer überging.
1913 folgte der Neubau des zweiten Schulhauses an der neuen Straße nach Lam. Dort waren zwei Klassen, zwei Lehrerwohnungen und später die Kanzlei der Gemeinde Atzlern untergebracht. Am Kriegsende diente es als Lazarett für lungenkranke russische Soldaten. Nach dem Umzug der Schule in den Neubau 1965 und der Auflösung der Gemeinde Atzlern 1971 wurde das Gebäude zum Verkauf angeboten und ist nun im Besitz der Familie Obermeier. Zur endgültigen Lösung der Platzprobleme in der Schule wurde 1964 in Hanglage ein Neubau errichtet.
Nach Auflösung der Gemeinde Atzlern waren noch Grundschulklassen aus dem Schulsprengel Neukirchen in dem Gebäude untergebracht. Nach Fertigstellung der neuen Schule in Neukirchen 1977 stand das Haus in Mais leer und wurde an die Frankfurter Firma Weidner verkauft, die dort Eigentumswohnungen einrichtete.
Dem Neubau einer Schule in Mais 1873 folgte eine rege Siedlungstätigkeit. Handwerker erwarben Grundbesitz, errichteten kleine Anwesen und sicherten sich mit einer kleinen Landwirtschaft eine Existenzgrundlage. Noch heute weisen die Hausnamen auf die Berufe hin. Nach dem Bau der Schule in Mais strebte die Geistlichkeit von Neukirchen vergeblich auf Erbauung einer Maiser Kirche für Schulmessen.
Der 1902 gegründete Kirchenbauverein Mais wurde 1938 ohne Kirchenbau aufgelöst. 1944 erhielt Pfarrer Krottenthaler die Genehmigung zum Bau einer Notkapelle im alten Schulhaus in Mais, das Anna und Klara Wartner (die 1926 das Kolmsteiner Kircherl erbaute) gehörte. 1954 konnte mit Unterstützung der amerikanischen Spendenaktion „Wooden Church Crusade“ mit dem Bau der Kirche in Mais begonnen werden.
Große Unterstützung
Die aus Naturstein errichtete Kirche wurde mit großer Unterstützung der „Wooden Church Crusade“, der Bevölkerung und des bischöflichen Ordinariats Regensburg erbaut und am 13. Oktober 1956 von Weihbischof Josef Hiltl eingeweiht. Vor 50 Jahren wurde der Schulsprengel, nach der Eingemeindung Atzlerns nach Neukirchen, aufgelöst. (kbr)
Hintergrund
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Gedenkstätte:
Nun erinnern vier Natursteine vom Hohenbogen an den ehemaligen Schulsprengel mit den Dörfern Mais, Lamberg, Kolmstein und Kager.
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