Gemeinde
Rettenbach: Ein Dorf 1920 und heute

Dieses Jahr gibt es eine besondere Aktion, die jeden Monat einen Blick zurückwirft.

06.01.2022 | Stand 15.09.2023, 22:06 Uhr
−Foto: Wagner

2022 macht das Gemeindearchiv Rettenbach mit den Bürgern eine kleine Zeitreise: Jeden Monat wird ein Bild vorgestellt, das das Dorf in den vergangenen 100 Jahren zeigt.

Den Anfang macht im Januar ein Bild aus der Fotosammlung Schambeck, die dem Gemeindearchiv 2017 geschenkt wurde. Alfons Schambeck war Zeit seines Lebens leidenschaftlicher Fotograf, auf vielen hundert Dias hielt er Naturmotive ebenso fest wie die sich verändernden Häuser und Straßen des Dorfes und der Umgebung.

Einige Dias geben auch ältere Ansichten wieder. Das Bild auf dieser Seite entstand um 1920, also vor etwa 100Jahren. Es zeigt die Pfarrkirche und Schule von Osten. Nicht zuletzt das dunkle Ziffernblatt verrät, dass die Kirche zu diesem Zeitpunkt wohl renovierungsbedürftig war.

Gut zu sehen ist der heute nicht mehr vorhandene Anbau zwischen Altarraum und Turm der Kirche. Dieses sogenannte Läuthäusl konnte man direkt vom Altarraum der Kirche aus betreten, die Türe gibt es noch: Sie führt heute auf den Friedhof. Vor seinem Abriss wurde es einige Jahre nicht mehr zum Läuten, sondern als Leichenhaus genutzt.

Vor der Kirche steht ganz links die Schule. Auch das Schulhaus gibt es heute noch, doch wurde es mehrfach umgebaut und erweitert – und die Plumpsklos, die im kleinen Anbau an der Seite untergebracht waren, sind natürlich verschwunden. Rechts neben dem Schulhaus ist ein kleines Gebäude mit Kamin zu sehen: Das war das alte Feuerwehrhaus, gefolgt von dem noch kleineren Häuschen der Viehwaage. Beide mussten der heutigen, breiteren Straße Platz machen.

In den 1920er-Jahren machte sich auch Rettenbach auf in eine neue Zeit: Der Erste Weltkrieg war zu Ende gegangen, nach ihm auch die Spanische Grippe, die in Bayern wohl mehr als 30000 Menschen getötet hatte; Die Monarchie war seit 1918 auch in Bayern abgeschafft worden, und neue Technik hielt Einzug: Die amtliche Schulstellenbeschreibung von 1926 weist schon darauf hin, dass im Schulhaus das elektrische Licht für die drei Lehrerstellen eingerichtet worden war. Besonders gemütlich konnte man es sich wohl dennoch nicht machen, denn im Nachsatz heißt es dort: „Klima rauh, oft Nachtfröste, daher Gartenbau nicht erträglich“.

Sie haben auch Bilder aus der Geschichte von Rettenbach, die wir als Scan ins Gemeindearchiv aufnehmen dürfen? Dann kontaktieren sie Albert Wagner, Gemeindearchivar, Tel. (09462)1674 (rar)