Marianne Schieder zu Besuch in Lam
Rettungsdienst: Es gibt Nachholbedarf in der Notfallversorgung

06.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:15 Uhr
Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder besuchte (3. v. re.) in Begleitung des designierten Landratskandidaten Steve Brachwitz und den Führungskräften des SPD-Ortsverbandes die Lamer Rettungswache, links Bürgermeister Paul Roßberger. −Foto: Maria Frisch

Traditionell besucht die SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder zum Jahreswechsel die Blaulicht-Organisationen ihres Wahlkreises. In dieser Mission dankte sie am Freitag auf der Lamer Rettungswache den Haupt- und Ehrenamtlichen und hörte sich auch deren Sorgen an.

Begleitet wurde sie vom Rodinger SPD-Vorsitzenden und Landratskandidaten Steve Brachwitz sowie Heidi Groß und Angelika Thomas vom Lamer Ortsverband.

Die ländlichen Regionen hätten Nachholbedarf in der Notfallversorgung wegen weiter Anfahrten. „Es gibt nur sieben Rettungswägen im Landkreis“, bedauerte Wachleiter Kai Hermann, so dass auf das Eintreffen der Hauptamtlichen gewartet werden müsse, wenn der Lamer Rettungswagen unterwegs sei.

Bürgermeister Paul Roßberger: „Wir wissen, dass wir uns auf unsere HvO-ler verlassen können, die zügig vor Ort sind.“ Sie seien zu lebensrettenden Maßnahmen befugt, bis der Rettungsdienst eintreffe. Die Hauptamtlichen sollen künftig noch mehr Kompetenzen erhalten. Für die Leitstelle sei es schwierig, zu entscheiden, in welchem Umfang alarmiert werde. Die psychologische Wirkung der HvO-Kräfte sei nicht zu unterschätzen.

„Die Leute wissen schon mal, dass Hilfe im Gange ist“, so Roßberger. Die Ehrenamtlichen um Norbert Winkler bewahrten die Ruhe, hätten Erfahrung und kennen die Einheimischen. Bereitschaftsleiter Norbert Winkler fahre seit 26 Jahren bei den Ehrenamtlichen die meisten Einsätze. „Für uns wäre es wichtig, die Hauptamtlichen 24 Stunden vor Ort zu haben, auch als Entlastung für unsere HvOler“, so Roßberger.

MdB Schieder merkte an, dass die Notfallversorgung als Reaktion auf die aus der Fläche verschwindenden Krankenhäuser insgesamt per Bundesgesetz neu geregelt werden solle. Die Kliniken könnten unmöglich alle erhalten bleiben, zumal einige nicht bereit seien, eine Notaufnahme bzw. Intensivbetten zu stellen. Problematisch sei auch, dass unter der Telefonnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes oftmals niemand zu erreichen sei.

„Wir sind immer auf Kante genäht.“

Kai Hermann, Wachleiter in Lam

Roßberger monierte, dass neben der schwierigen Finanzierung der Krankenhäuser auch bei den Krankenversicherungen einiges nicht nachvollziehbar sei, es werde viel Geld verschwendet. „Wir sind immer auf Kante genäht“, gab Kai Hermann zu verstehen. Das Ehrenamt habe steuerlich keine Vorteile, kritisierte er und nannte als Beispiel einen Rettungssanitäter im Ehrenamt, der seine Fahrtkosten etwa zur Ausbildung steuerlich nicht geltend machen könne. „Wie sollen wir dann noch Leute bekommen, wenn diese quasi Geld mitbringen müssen“, formulierte Hermann sein Unverständnis. „Diese Probleme müssen das Bayerische und das Deutsche Rote Kreuz an den Gesetzgeber herantragen“, empfahl Marianne Schieder. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts könne das BRK entsprechend darstellen, dass man diese Ausbildungen brauche und diese steuerlich anzuerkennen seien.

Man sollte froh sein, dass Arbeitgeber wie beispielsweise die Firma Zollner ein offenes Ohr für ehrenamtlichen Einsatzkräfte habe. Seit zwei Jahren werde das Ausrücken tagsüber mit dem der FFW gleichgestellt. Das verdiene allen Respekt.