Investition
Rötz’ Großprojekt nimmt Formen an

Die Kläranlagensanierung in Rötz geht voran. Die Bauarbeiten für das Technik- und Pumpgebäude beginnen bald.

20.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:35 Uhr
Hans Schmelber
Sehr interessiert waren die Stadträte an der Führung durch die Kläranlagenbaustelle. −Foto: Hans Schmelber/Hans Schmelber

Man sieht die beiden neuen Abwasserbehälter schon von weitem. Sie sind riesig und jeder davon fasst 2.000 cbm Abwasser. Nach der Fertigstellung wird die Kläranlage in Rötz ausgelegt sein für gut 6.500 Einwohner bzw. Einleiter. Derzeit ist die Anlage konzipiert für gut 2.500.

„Ich soll den Stadtrat heute informieren, wie weit momentan der Baufortschritt für unsere Kläranlage Rötz ist“, sagte Klärwärter Markus Bücherl gegenüber dem Bayerwaldecho. Die Stadt hatte für Freitagnachmittag eingeladen zur Besichtigung und Information über den Stand der Sanierung und Erweiterung der Kläranlage Rötz, die laut Bücherl mit ca. 3,5 Millionen Euro Kosten angesetzt ist. Mit im Team an diesem Tag ist auch der stellvertretende Klärwärter Max Aschenbrenner.

Funktionsweise der Kläranlage

Für den Baufortschritt interessierten sich die Stadträte Peter Wolf, Josef Brandl, Gerhard Hofmann, Markus Riederer und Markus Dirscherl. Markus Bücherl, der seit 2012 in der Kläranlage arbeitet, erklärte anhand eines großen Lageplans die neuen Leitungen, den neuen Durchlaufplan und wie sich der Ablauf der Klärung nach Fertigstellung darstellen wird.

Die Abwässer, die zufließen oder zugepumpt werden, landen zunächst im Rechen mit sechs mm Stabanstand. Alles, was nicht durchpasst, wird entnommen. Das Abwasser landet dann in einem großen Becken. Die Schwebstoffe und hauptsächlich Sand verlanden und obenauf schwimmt eine Fettschicht. Die wird abgezogen und landet in einem Fettcontainer. Der Sandfang wird abgepumt in einen Sandcontainer. Das vorgeklärte Wasser läuft weiter in ein Vorlagebecken. Dort wird Wasser aufgestaut, bis eine gewisse Höhe erreicht ist. Wenn diese erreicht ist, wird Wasser in Behälter eins und zwei gepumpt. Die Anlage ist ausgelegt auf 60 Liter pro Sekunde.

Viele Diskussionen gibt es im Moment zum Klärschlamm, der aus Wasser sowie aus organischen und mineralischen Stoffen besteht, die wiederum in gelöster und in fester Form vorliegen. Laut Statistiken des Umweltministeriums entstehen in deutschen Kläranlagen jährlich rund 1,7 Millionen Tonnen Klärschlamm, der entsprechend der neuen Klärschlammverordnung nicht mehr auf die Felder ausgebracht werden darf. Jetzt muss der Klärschlamm zur weiteren Behandlung stabilisiert werden, also entwässert und eventuell getrocknet werden, um das Volumen weiter zu verringern.

In Rötz fallen derzeit pro Zyklus (befüllen, belüften, absetzen, Wasser und Klärschlamm absaugen) ca. sieben Kubikmeter Klärschlamm an – am Tag also ca. 30 cbm. Der wird gesammelt, gepresst und einer Verwertung in verschiedenen Spezialfirmen zugeführt. Eine weitere Möglichkeit wäre, den gepressten Klärschlamm nach Straubing zu fahren in die dort gebaute Verbrennungsanlage. Derzeit wird der getrocknete Klärschlamm von der Rötzer Kläranlage von verschiedenen Verwertern abgeholt.

Zur Anlage gehört auch eine Fällmittelstation, die Mittel zufügt, um Grenzwerte der Schadstoffe zu regulieren. „Im Moment sind wir hinter der Planzeit und schaffen die Fertigstellung der Kläranlage heuer nicht mehr“, stellte Markus Bücherl fest. Jetzt ist geplant, im Frühjahr oder Frühsommer in Betrieb zu gehen. Das wäre laut Ingenieurbüros auch der bessere Zeitpunkt. Bis dahin läuft die alte Anlage noch .

Ist-Stand: Zukunft:Baukosten:
„Im Moment haben wir noch einen Abwasserpreis von 2,15 € / cbm“, informierte Bürgermeister Stefan Spindler.Ob das so bleibe, werde sich zeigen. Eine Kläranlage finanziere sich auch über Gebühren. Das wird nach Fertigstellung und genauer Kenntnis der Baukosten eine Neuberechnung der Wohn- und Gewerbeflächen in der Stadt erfordern.„Im Prinzip haben wir noch Glück gehabt“, sagte Bürgermeister Dr. Stefan Spindler abschließend, „dass die Ausschreibung schon so früh erfolgte. Mittlerweile sind die Preise für Bau- und Maschinentechnik extrem gestiegen“. (fsh)

„Zurzeit müssen wir das Maschinenhaus und das Pumpwerk fertigmachen“, führt Bücherl noch aus und wies auch noch darauf hin, dass beide Klärwärter auch noch für die Kläranlagen in Bernried und Pillmersried verantwortlich sind.

Keine Belastung der Kanalisation

Auch eine Frage zu Starkregenfällen beantwortet Bücherl. Bei einer sogenannten Sturzflut treten die vier Regenrückhaltebecken im Bereich Rötz in Aktion; und wenn die voll sind, dann lauft Regenwasser über. Es belastet aber nicht die Kanalisation.

Bücherl erläuterte auch die neue Planung und speziell die beiden großen neuen Behälter. Genau dazwischen entsteht das neue Betriebsgebäude mit Technik- und Pumpenraum, wo computergesteuert die pro Tag einfließenden Abwassermengen von rund 750 cbm aufgenommen werden. Bereits nächste Woche beginnen die Arbeiten für den Zwischenbau mit Technikraum und Pumpenraum.

Bürgermeister Spindler bedankte sich zum Schluss der Führung bei den beiden Klärwärtern nicht nur für die kompetente Führung, sondern für die gute Arbeit das ganze Jahr über und für die tolle Baubegleitung.