Menschen
Ruhestand statt Richterrobe

Der Direktor des Chamer Amtsgerichts, Johann Kopp, hat seinen Beruf geliebt. Mit der E-Akte hätte er noch gerne gearbeitet.

26.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:30 Uhr
Holder Hierl
Die Direktorin des Landesgerichts Regensburg, Sibylle Dworazik, und der Direktor des Amtsgerichts Regensburg, Dr. Harald Müller (rechts), waren nach Cham gekommen, um den Direktor des Chamer Amtsgerichts, Johann Kopp, zu verabschieden. −Foto: Holder Hierl

„Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich damals hörte, dass in Furth im Wald eine Richterstelle frei wird.“ Und so hatte der heutige Direktor am Amtsgericht Cham, Johann Kopp, nach einer kurzen Zeit in Regensburg in seiner geliebten näheren Heimat eine Dienststelle finden können – und sich seine junge Familie nicht irgendwo in Bayern neu einleben müssen. Diesen ersten glücklichen Zufall erwähnte Kopp bei seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Justizdienst durch die Präsidentin des Landesgerichts Regensburg, Sibylle Dworazik, am Donnerstagmorgen in Kopps Dienstgebäude in einer pandemiebedingt knappen Zeremonie.

Mit der Chefin des Landgerichtsbezirks Regensburg war auch der Direktor des größten Amtsgerichts dieses Bezirks, des Amtsgerichts Regensburg, Dr. Harald Müller, nach Cham gekommen. Die Umstände machten eine größere Feier unmöglich. Und so hoffen alle, dass bei der Amtseinführung von Kopps Nachfolger – der schon feststeht, dessen Nominierung aber noch nicht bestätigt ist – im Herbst dann lockerere Verhältnisse herrschen, so dass auch Kopps Verabschiedung noch mal feierlicher begangen werden kann.

Ja, Corona hat auch den Dienstablauf im Amtsgericht Cham beeinträchtigt, wie Johann Kopp erzählte. Vor allem im letzten Frühjahr, als das Gericht für rund sechs Wochen keine Verhandlungen mehr führen durfte. Inzwischen sei der Betrieb wieder in den gewohnten Bahnen, nur durch die Hygienemaßnahmen etwas eingeschränkt, aber von der Anzahl der bearbeiteten Fälle wieder im bisherigen Rahmen.

Eine neue Aufgabe sei die Digitalisierung der Justizbehörden. Kopp hätte gehofft, dass er die Einführung der E-Akte am Amtsgericht noch miterleben könnte. Doch laut Sibylle Dworazik kommen zunächst die Gerichte in Straubing und Regensburg dran, erst danach werden die Gerichte auf dem Land auf die digitale Akte umgestellt. Kopp sieht da durchaus Vorteile, da man so von zu Hause aus mit dem Laptop auf die Akten zugreifen könnte.

Seit neun Jahren Direktor

Nicht verändert habe sich das Berufsbild des Richters in all den Jahren, in denen er Richter sei, meinte Kopp. Es gelten dieselben Kriterien für einen Richter wie seit jeher in einem Rechtsstaat: Die Richter sollten versuchen, die in einem Verfahren unterschiedlichen Vorstellungen zu klären, und dann nach den geltenden Gesetzen sachgerecht und objektiv eine Entscheidung treffen.

Sibylle Dworazik blickte auf das Berufsleben von Johann Kopp zurück. Seit neun Jahren lenke er das Schicksal des Amtsgerichts Cham mit ruhiger Hand und leisen Tönen, aber kompetent und zielstrebig. Für rund 130 000 Bürger des Gerichtsbezirks habe er dafür gesorgt, dass diese Konfliktlösungen, Fürsorge, Rechtssicherheit und Schutz durch das Gericht erfahren. Er habe auch mit seinem Wirken und seiner Vernetzung in der Gesellschaft dafür gesorgt, dass das Chamer Amtsgericht einen hervorragenden Ruf besitzt. Dazu beigetragen habe sicher auch das menschlich und fachlich gute Zusammenwirken aller Beteiligten im Chamer Gericht. Mit seiner fachlichen Kompetenz und seinem menschlichen Wesen sei Johann Kopp ein Vorbild für seine Mitarbeiter.

„Sie sind in Kötzting geboren worden und leben jetzt in Bad Kötzting“, erinnerte Dworazik. Sein Studium habe Kopp mit hervorragendem Abschluss beendet, sei nach dem zweiten Staatsexamen als Richter ans Landgericht Regensburg gekommen, aber nur für ein halbes Jahr. Denn dann gab es eben dieses Gespräch beim Justizministerium, bei dem Kopp von der freien Richterstelle in Furth im Wald hörte und sich gleich dafür bewarb. So wurde er Richter an der Außenstelle des Chamer Amtsgerichts. Eineinhalb Jahre lang war Kopp dann Staatsanwalt in Regensburg, bevor er 1988 wieder nach Furth zurückkehrte.

2003 wurde Johann Kopp Richter in Cham, wechselte 2006 für vier Jahre ans Oberlandesgericht Nürnberg, um schließlich wieder am Chamer Amtsgericht stellvertretender Direktor zu werden. Im September 2012 wurde er schließlich Direktor am Amtsgericht Cham. Ob Johann Kopp einmal zu den bedeutenden Persönlichkeiten Chams gezählt werde, wie der Sohn Chams Johann Graf von Luckner, könne sie nicht sagen, scherzte Dworazik. Wie die Marseillaise für Luckner hätte Kopp eine Lobeshymne verdient.

„Hervorragendes Personal“

Kopp freute sich über die lobenden Worte, es freue ihn, dass seine Arbeit so anerkannt und geschätzt werde. Er danke für die immer kollegiale und unterstützende Begleitung auf seinem Richterweg. Aber auch allen seinen Mitarbeitern danke er für deren Engagement. „Es gibt hier am Chamer Amtsgericht ein hervorragendes Personal, auf das man sich verlassen kann.“ Es sei eines der schönsten Dinge, dass er immer ein hervorragendes und kollegiales Verhältnis genießen durfte, auch schon als junger Richter.

Er habe jetzt gemischte Gefühle, wenn er seinen Dienst beende, gestand Kopp, denn er habe immer seinen Beruf geliebt und die Ämter gerne übernommen und ausgeführt, egal ob am Amts-, am Land- oder am Oberlandesgericht. Was gibt er seinem Nachfolger mit auf den Weg? „Gut auf mein Amtsgericht aufpassen!“ Aber das werde dieser sicher machen. Ansonsten werde er sich im Ruhestand mehr um die Familie und besonders die beiden Enkel kümmern und sich mehr Zeit für die sportlichen Hobbys nehmen. (chi)