Jäger
Sauwetter ist bestes Saujagdwetter

Dr. Bartel-Klein gab bei der Herbstversammlung der Jägerkameradschaft Cham Tipps für eine erfolgreiche Wildschweinjagd.

20.10.2014 | Stand 16.09.2023, 7:08 Uhr

Vorsitzender Gerhard Luckner (links) mit Dr. Bartel-Klein Foto: cga

„Voraussetzung für jagdlichen Erfolg ist, das Schwarzwild zu kennen und zu wissen, wie es tickt.“ Das hat Dr. Bartel-Klein auf der Herbstversammlung derJägerkameradschaft Chamim Pitzlinger Gasthaus Breu erklärt. Der ehemalige Landesforstpräsident des Freistaates Sachsen zeigte in einem zweistündigen Referat mit Filmszenen auf, dass die Waidmänner die Sinne der Wildschweine konsequent beachten und für die Jagdstrategien nutzen müssen.

Den Wind beachten

Dem Beachten des Windes kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Eine Sau wittert auf mehrere 100 Meter Entfernung sowohl Futter als auch den Menschen. Gerade an Waldrändern oder Schneisen kann der Wind aber durch Zirkulationen unvorhersehbare Turbulenzen entwickeln. Sitzt der Jäger bei solchen zweifelhaften Windverhältnissen in seiner Kanzel, kann ein nahender Frischling schnell menschlicher Witterung mitbekommen. Die Folge wäre, dass das Jungtier das Weite sucht und für Wochen vergrämt ist. Mehr als zwei bis drei Nachtansitze pro erlegter Sau an einer Kirrung sind eine Erklärung dafür, dass die Tiere meist Wind bekommen haben, und die Kanzel somit keinen idealen Platz hat. Wildschweine sehen dagegen sehr schlecht, und das ist für den nächtlichen Feldjäger eine einmalige Chance, um mit einem Nachtglas auf weite Entfernung die in der Flur stehenden Sauen auszumachen und sich dann bis auf nächste Entfernung anzupirschen. „Dort sind sie dann eine leichte Beute“, meinte Dr. Bartel-Klein.

Neben ihren Sinnen kennt der erfolgreiche Saujäger auch die Verhaltensweisen des Schwarzwildes. Gemeinsam ist allen Sauen, dass sie während einer gleichbleibenden Wetterlage in der Regel mehrere Tage hintereinander den gleichen Fressplatz aufsuchen. Bei Wetteränderung wechseln die Sauen ihren Fressplatz und das Revier. Sauen spüren die Witterungsveränderungen, weil sie besonders wetterfühlig sind. Der erfahrene Saujäger studiert daher eingehend die Wetterberichte und stellt seine Jagdeinsätze auf solche Situationen ein. Hat sich richtiges kaltes „Sauwetter“ mit Regen eingestellt, wechseln die Schweine nachts auch über weite freie Fluren und tauchen dann wieder in Gebieten und an Kirrungen auf, wo sie länger nicht waren. Ferner haben sie gelernt, dass es bei schlechtem Wetter an den Wegen oder im Wald weniger nach Menschen stinkt als an schönen Tagen. Das macht ihnen mehr Mut, die Kirrplätze der Jäger aufzusuchen. „Sauwetter ist bestes Saujagdwetter“, lachte der Experte.

Sich regelmäßig austauschen

Stabiles Hochdruckwetter ist für den 68-Jährigen dagegen eine Zeit, um zuhause beim Partner „Pluspunkte“ für neue Taten zu sammeln, denn da kommen die Sauen oft sehr spät oder gar nicht. „Nutzen sie diese Zeit lieber für gemeinsame Fernsehabende“, empfahl Dr. Bartel-Klein mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Tauwetter mit von den Bäumen fallendem Schnee muss den Saujäger sofort ins Revier treiben, weil die Wildschweine da zuverlässig an Kirrungen kommen. Ihren Mehrtagesrhythmus unterbrechen Sauen aber sofort, wenn sie am Fressplatz menschliche Witterung wahrnehmen oder es in der Nähe knallt. Ein Schuss am Abend auf ein Reh in der Nähe ihres Kessels lässt die Sauen in der Regel sofort abwandern.

Mehrere Tage vor dem Abhalten einer Drückjagd darf deshalb in dem Gebiet und der näheren Umgebung zumindest am Abend und nachts auch nicht mehr geschossen werden. Zusammenfassend müssen nach Ansicht des Referenten die Jäger zur erfolgreichen Eindämmung des Schwarzwilds drei Dinge beherzigen: regelmäßiger Erfahrungsaustausch, Teilnahme an Fortbildungen und das Optimieren der eigenen Jagdtechnik. (cga)